Gesunde Arbeit

ISO 45001: Paukenschlag in Toronto

Zurück an den Start heißt es für die Internationale Organisation für Normung (ISO): Der Normentwurf für die ISO 45001 erhielt nicht die erforderliche Zustimmung. Gut für den ArbeitnehmerInnenschutz – hätte der Entwurf doch erreichte Standards gefährdet.
ISO 45001: Zurück an den Start!
ISO 45001: Zurück an den Start!

Die ISO 45001 soll ein international zertifiziertes Sicherheits- und Gesundheitsmanagementsystem (SGMS) ermöglichen. Der Entwurf entpuppte sich aus Sicht von FachexpertInnen als unausgereift: vom schlampigen Umgang mit Begriffen und Definitionen bis zu Mängeln bei Grundprinzipien eines soliden Managementsystems. Aus Sicht von ArbeitnehmerInnen ist der Entwurf gar ein Affront. Die Mindestanforderung an ein SGMS, dass nationale Rechtsvorschriften einzuhalten sind, wurde nicht erfüllt.

Im Vorfeld wurden zwischen der ISO und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Textbausteine vereinbart, um international geltende Mindeststandards des Arbeitsrechts zu gewährleisten. Klammheimlich hat das ISO-Sekretariat diese Textpassagen gestrichen oder deutlich abgeschwächt. MUSS-Bestimmungen wurden zu KANN-Bestimmungen degradiert. Zum Beispiel wurden so systematisch Mitbestimmungsrechte der BelegschaftsvertreterInnen gestrichen.

Auch beim Schutz der einzelnen ArbeitnehmerInnen wurden nachteilige Änderungen versucht. Das ISO-Sekretariat wollte viel vom international geltenden ArbeitnehmerInnenschutz unter den Tisch fallen lassen. Zum Beispiel:

  • Dass die Kosten für persönliche Schutzausrüstung von den ArbeitgeberInnen zu tragen sind.
  • Dass Schulungen zur Arbeitssicherheit für ArbeitnehmerInnen kostenlos und während der Arbeitszeit stattfinden müssen.
  • Dass ArbeitnehmerInnen, die sich bei akuter Gefahr für Leben oder Gesundheit vom Arbeitsplatz entfernen, keine nachteiligen Folgen zu befürchten haben.

Etappensieg für ArbeitnehmerInnen
Bei der Abstimmung über den Entwurf im Juni in Toronto kam es zum Paukenschlag. Die erforderliche Zustimmung wurde knapp nicht erreicht. Vor allem VertreterInnen europäischer Normungsorganisationen übten scharfe Kritik. Insgesamt langten unglaubliche 3.000 Kommentare ein. Eine gesonderte Arbeitsgruppe wird das Material nun sichten und auswerten. Dann heißt es für das ISO-Büro zurück an die Schreibtische. Der Erscheinungstermin der inhaltlich hoffentlich auf neue Beine gestellten Norm wird sich erheblich verzögern. Vor Herbst 2017 wird wohl nicht damit zu rechnen sein.

Unternehmen, die ein SGMS einführen wollen, brauchen nicht auf die ISO 45001 zu warten. Sie können auf ein bewährtes SGMS, wie das der AUVA, zurückgreifen, welches die Einhaltung von Rechtsvorschriften systematisch im Managementprozess mit abbildet.

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