Gesunde Arbeit

Bunte Vielfalt als Herausforderung

Sonia Spiess arbeitet in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft und leitet das Bundesreferat Gesundheit, Humanisierung und Inklusion. „Gesunde Arbeit“ sprach mit ihr über das Thema Gender und Diversity im ArbeitnehmerInnenschutz.
Sonia Spiess: „Wir fordern die systematische Einbeziehung von Gender und Diversity bei der Arbeitsplatzevaluierung, bei der Festlegung von Schutz- und Präventionsmaßnahmen sowie in der Organisation der Evaluierung.“
Sonia Spiess, younion _ Die Daseinsgewerkschaft Sonia Spiess: „Wir fordern die systematische Einbeziehung von Gender und Diversity bei der Arbeitsplatzevaluierung, bei der Festlegung von Schutz- und Präventionsmaßnahmen sowie in der Organisation der Evaluierung.“

Was sind die Beweggründe für den verstärkten Einsatz der younion zu Gender und Diversity?
Spiess: Wir vertreten MitarbeiterInnen von über 200 Berufsgruppen in ganz Österreich. Allein in der Stadt Wien sind circa 66.000 Frauen und Männer mit unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, Lebenssituationen, Fähigkeiten und Kompetenzen beschäftigt. Diese in ihrer bunten Vielfalt anzuerkennen und ihre unterschiedlichen Lebenskontexte und Erfahrungen in den einzelnen Organisationen zu nutzen stellt immer noch eine große Herausforderung dar.

Wo siehst du einen Verbesserungsbedarf im ArbeitnehmerInnenschutz bei Gender und Diversity, wo müssen wir genauer hinschauen?
Spiess: Der Schutz am Arbeitsplatz betrifft nicht nur anatomische und physische Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Als Maßstab bei der Evaluierung eines Arbeitsplatzes dient ein männlicher Durchschnittsarbeitnehmer. Zum Beispiel in der Reinigung sind aber vor allem Frauen beschäftigt, oft mit Migrationshintergrund. Darauf wird nicht eingegangen. Häufig sind am Arbeitsplatz auch noch Rollenzuschreibungen wirksam, die Verbesserungen erschweren. Für bestimmte frauentypische Tätigkeiten wird als selbstverständlich unterstellt, dass soziale Kompetenzen wie Einfühlsamkeit oder das Zurückstellen eigener Bedürfnisse dem Wesen und der Rolle einer Frau entsprechen und daher nicht als Arbeitsleistung und Beanspruchung zählen. Auch das Risiko von verbalen und physischen, oft auch frauendiskriminierenden und sexuell geprägten Übergriffen wird noch immer vernachlässigt.

Was fordert die younion?
Spiess: Die Prävention von Erkrankungen und die Förderung des Wohlbefindens im Arbeitsprozess sind wichtige Faktoren für die qualitative Arbeit von Frauen und Männern. Einige unserer Forderungen sind die systematische Einbeziehung von Gender und Diversity bei der Arbeitsplatzevaluierung, bei der Festlegung von Schutz- und Präventionsmaßnahmen sowie in der Organisation der Evaluierung. Von entscheidender Bedeutung ist es, dass hierbei wirklich alle MitarbeiterInnen ihre Belange einbringen und an geschlechtsspezifischen Lösungen mitwirken können. Voraussetzung für einen ganzheitlichen ArbeitnehmerInnenschutz ist der Einsatz von zuständigen Personen, die für eine geschlechtersensible Herangehensweise qualifiziert werden müssen, sowie die Sensibilisierung und Schulung von Führungskräften und MitarbeiterInnen.

Wo soll es in der Zukunft hingehen?
Spiess: Es muss gewährleistet werden, dass alle arbeitenden Menschen gesunde und sichere Arbeitsbedingungen vorfinden – Frauen, Männer, Ältere und Jüngere, mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen, Weltanschauungen, Religionen oder sexuellen Orientierungen, mit Einschränkungen oder Behinderungen.

Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Ingrid Reifinger, ÖGB    


Kontakt            
sonia.spiess@younion.at

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