Gesunde Arbeit

Lohndumping: „Viele konnten sich nichts zu essen leisten“

Erst wurde Herrn Ismael V. der Lohn vorenthalten, jetzt muss er um die Übernahme der Behandlungskosten nach einem Arbeitsunfall streiten.
Ismael V.
Ismael V.
Foto von Ismael V. Ismael V.

Die Fortsetzung eines Falls von Lohn- und Sozialdumping beschäftigt in der AK Wien derzeit auch die Berater der Abteilung Sozialversicherung: Erst wurde Herrn Ismael V. der Lohn vorenthalten, jetzt muss er um die Übernahme der Behandlungskosten nach einem Arbeitsunfall streiten. „Der Fall mit insgesamt 30 betroffenen Arbeitern zeigt, wie skrupellos manche Baufirmen mit ihren Mitarbeitern umgehen“, sagt AK Sozialversicherungsexperte Werner Pletzenauer.

Zu fünft auf 20 Quadratmetern
Vorgeschichte: Ab September 2016 arbeitete Herr Ismael V. als Schaler auf einer Wiener Baustelle in der Nähe des Hauptbahnhofs. Die Bedingungen waren hart, wie Ismael V. berichtet: „Zu fünft mussten wir in einer Unterkunft von nur 20 Quadratmetern leben.“ Ab November 2016 erhielt er zusammen mit 30 anderen Bauarbeitern keinen Lohn mehr. Ismael V. sagt: „Viele konnten sich nicht einmal mehr etwas zu essen leisten.“

Die Sicherheitsbedingungen auf der Baustelle waren unzureichend, um die medizinische Versorgung der Arbeiter bei einem Unfall machte sich der Arbeitgeber kaum Gedanken, wie Herr Ismael V. am eigenen Leibe zu spüren bekam: Als er sich an einem Nagel verletzte, gab es nur einen kleinen Erste-Hilfe-Koffer auf der Baustelle. Herr Ismael V. musste ins Spital.


Entsendung fand nur zum Schein statt
Vor kurzem bekam Herr V. nun eine Zahlungsaufforderung über die Behandlungskosten. Und das, obwohl er seines Wissens nach ordnungsgemäß bei der slowakischen Entsenderfirma angemeldet gewesen war. Doch diese Entsendung fand ja nur zum Schein statt, Herr V. hat von Anfang an nie woanders als in Wien gearbeitet.

Werner Pletzenauer, Sozialversicherungsexperte der AK hat für Herrn V. einen Antrag auf Feststellung der inländischen Versicherungspflicht eingebracht. Er sagt: „Die Firma in Bratislava wurde offensichtlich nur zum Schein gegründet, niemand hat je dort vor Ort gearbeitet. Die Arbeitnehmer wurden ausschließlich für Wien aufgenommen. Die Arbeiter hätten daher richtigerweise in Wien zur Sozialversicherung angemeldet werden müssen.“

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