Gesunde Arbeit

Passivrauch macht krank

Erkrankungen durch regelmäßiges Passivrauchen entwickeln sich auch bei primär gesunden Menschen, insbesondere das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt an. Trotz der bekannten Risiken ist Österreich noch immer Schlusslicht beim Nichtraucherschutz.

"Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass strengere Gesetze den Anteil rauchender Jugendlicher rasch senken können", sagt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), Reinhold Kerbl. Dabei habe sich insbesondere ein absolutes Rauchverbot an öffentlichen Plätzen und in Lokalen als wirksam erwiesen.

Insgesamt existiert eine klare Datenlage, dass gesetzlich geregelter Nichtraucherschutz in kürzester Zeit protektiv wirksam wird. So konnte erst vor wenigen Wochen eine Lancet-Studie zeigen, dass durch strengere Maßnahmen innerhalb eines Jahres sowohl die Frühgeborenenrate als auch Asthmaanfälle um jeweils etwa 10 Prozent reduziert werden konnten.

Die ÖGKJ fordert daher eine Verstärkung des Nichtraucherschutzes sowie, insbesondere zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, ein absolutes Rauchverbot in gastronomischen Betrieben und an öffentlichen Plätzen. Kerbl: "Für die Abstimmung über ein solches Gesetz sollte im Parlament der Fraktionszwang aufgehoben werden, damit die österreichische Bevölkerung endlich jene Parlamentarier kennenlernt, denen der Schutz von Minderjährigen vor Rauchbelastung offensichtlich kein Anliegen ist."


Partielle Rauchverbote haben versagt
"Als Internist sehe ich die Folgen von Tabakrauch an Lunge, Herz und Blutgefäßen. Herz und Gefäße reagieren extrem rasch und empfindlich auf die hohe Feinstaubbelastung beim Passivrauchen", betont Manfred Neuberger von der Abteilung für Allgemeine Präventivmedizin des Instituts für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien.

Jedes Jahr würden in etwa 1000 Österreicher an Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen kardiovaskulären Erkrankungen sterben, weil die Politik der Forderung nach einer Novellierung des Tabakgesetzes nicht nachkomme. Neuberger: "Erkrankungen durch regelmäßiges Passivrauchen entwickeln sich auch bei primär gesunden Menschen. Das beginnt oft mit einer unbemerkten Verschlechterung der Lungenfunktion, mit einer Versteifung der Arterien, leicht erhöhten Blutdruckwerten sowie einer schlechteren Sauerstoffversorgung."

Die hohe Feinstaubbelastung beim Passivrauchen beeinträchtige zudem die Durchblutung und Funktion des Gehirns, fördere Depressionen, beeinträchtige nachhaltig kognitive Funktionen wie Verstehen, Rechnen und Erinnern und könne bei jahrelanger Arbeit in verrauchten Lokalen zu einem Verlust geistiger Fähigkeiten und sogar bis zur Demenz führen. "In einem Raucherlokal verdoppelt ein nicht rauchender Kellner sein Lungenkrebsrisiko innerhalb von etwa acht Jahren, und dieses Risiko bildet sich auch nach einem Arbeitsplatzwechsel nur sehr langsam zurück", so der Internist.

Anders ist die Situation bei den Herz-Kreislauf-Krankheiten: Schon kurzes Passivrauchen, zum Beispiel während des Essens im Gasthaus, beeinträchtigt die Durchblutung und Herzfunktion und kann bei Kranken einen Herzinfarkt auslösen, unter anderem, weil die Herzkranzgefäße ihre Fähigkeit verlieren, sich selbstständig zu erweitern, sodass die Blut- und Sauerstoffversorgung des Herzens abrupt abnimmt.

Ebenso rasch, wie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Passivrauchen ansteigt, bildet es sich nach Rauchverboten zurück - aber nur, wenn keine Ausnahmen in der Gastronomie zugelassen werden: "Binnen eines Jahres nach konsequenter Einführung des Rauchverbots nahmen beispielsweise die Herzinfarkte in Schottland um 17 Prozent ab", liefert Neuberger Zahlen aus internationalen Studien. Keine andere Maßnahme habe die Herzinfarktrate so kostengünstig und nachhaltig gesenkt. Gleichzeitig nahmen auch die Spitalsaufnahmen wegen Schlaganfall, Asthma und COPD ab.


Österreich nach wie vor Schlusslicht beim Nichtraucherschutz
"Eine internationale Studie in 33 Regionen hat herausgefunden, dass es zu umso stärkeren Rückgängen der Spitalsaufnahmen kam, je weniger Ausnahmen das gesetzliche Rauchverbot zuließ", zitiert Neuberger weitere internationale Studien. Im Schnitt nahmen nach dem Rauchverbot hospitalisierte Herzinfarkte um 15 Prozent ab, Schlaganfälle um 16 Prozent und Lungenkrankheiten um 24 Prozent.

Die Sterblichkeit an Herzinfarkten nahm in Europa generell durch die verbesserte Behandlung ab, seit 2005 aber deutlich stärker in jenen Ländern, die auch in die Prävention investierten und den Schutz vor Passivrauchen verbesserten. Zudem zeigt das Eurobarometer, dass die Zustimmungsraten in sämtlichen Ländern, die generelle Rauchverbote in der Gastronomie eingeführt haben, signifikant angestiegen sind, zum Teil auf 90 Prozent, weil auch die Raucher die Vorteile erkannten. Als vorteilhaft für die Gesundheit der Raucher erwiesen sich dabei die Verbote von Zigarettenautomaten, die Reduktion der Verkaufsstellen für Tabakwaren, Erhöhungen von Tabaksteuern und -preisen sowie Motivation und Hilfe beim Rauchstopp.

"Beschämend ist auch das Ergebnis Österreichs beim Europa-Ranking der Tabakpolitik", befindet Neuberger. Die Europäische Krebsliga hat ein Bewertungsschema der Weltbank für die Tabakkontrolle verwendet. Bestnoten erhielten dabei Länder mit hohen Tabaksteuern und Zigarettenpreisen(gemessen an den Lebenshaltungskosten), strengen Gesetzen zum Nichtraucherschutz und konsequenter Durchsetzung, umfangreichen Aufklärungsprogrammen, lückenlosen Tabakwerbeverboten sowie wirksamer Hilfe beim Rauchstopp.

Österreich erreichte 2004 Platz 25 (von 28 Plätzen), 2005 Platz 27 (von 30), wurde dann von allen "Nachzüglern" überholt und landete schließlich 2007 auf Platz 30 (von 30). 2010 teilte sich Österreich den letzten Platz noch mit Griechenland und lag 2013 unangefochten auf Platz 34 (von 34).

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