Gesunde Arbeit

Umfrage der AK Wien zum Thema Krankenstand

Die AK Wien hat in Zusammenarbeit mit den anderen Länderkammern und Fachgewerkschaften eine Online-Befragung zum Umgang der ArbeitgeberInnen mit kranken ArbeitnehmerInnen und zum Verhalten im Krankenstand durchgeführt.

Die Umfrage und die Erfahrungen aus der Rechtsberatung (seit Jänner 2012 musste die AK Wien nur wegen Problemen rund um den Krankenstand in 444 Fällen vor Gericht ziehen) vermitteln ein Besorgnis erregendes Bild: Der Druck auf die ArbeitnehmerInnen steigt stetig. Häufig kommt es zu aufgedrängten einvernehmlichen Lösungen, Kündigungen und sogar zu Entlassungen im Zusammenhang mit dem Krankenstand. Vielfach werden schlichtweg Entgeltansprüche vorenthalten.

AK-Präsident Rudi Kaske fordert von den Unternehmen mehr Respekt vor den Leistungen der ArbeitnehmerInnen und wirksame Maßnahmen „zum Schutz kranker ArbeitnehmerInnen vor der unternehmerischen Willkür. Wenn etwa neun von zehn schon einmal krank zur Arbeit gegangen sind, weil sie ihre Kollegen nicht im Stich lassen wollen oder Angst um den Job haben ist das alarmierend. Kranke Menschen müssen sich auskurieren. Sie noch unter Druck zu setzen ist wirklich letztklassig.“

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Neun von zehn Personen sind schon einmal krank in die Arbeit gegangen: Die wichtigsten Gründe dafür sind vor allem: KollegInnen werden nicht in Stich gelassen, wichtige Terminarbeit soll nicht liegenbleiben und Angst um den Job.
  • Fast jeder zehnte Befragte wurde zumindest einmal im Zusammenhang mit Krankenstand bereits zu einer einvernehmlichen Lösung oder Selbstkündigung gedrängt: 57 Prozent haben das Unternehmen unmittelbar verlassen, von den restlichen 43 Prozent hat rund die Hälfte das Unternehmen später verlassen.
  • Immerhin elf Prozent der Befragten wurden bereits einmal im Krankenstand gekündigt oder entlassen.
  • Fünf Prozent der Befragten gaben an, schon einmal Probleme mit der Bezahlung ihrer Ansprüche während des Krankenstandes gehabt zu haben: Rund die Hälfte davon gab an, dass das Entgelt zu niedrig bemessen wurde, rund 30 Prozent wurde das gesamte Entgelt überhaupt vorenthalten.
  • Viele - und das deckt sich auch mit den Erfahrungen aus der Beratungspraxis – können schlichtweg nicht überprüfen, ob ihre Ansprüche korrekt abgerechnet wurden.

Die Arbeiterkammer fordert daher:

  • Bei einer einvernehmlichen Lösung muss der Betriebsrat verpflichtend beigezogen werden und eine Woche Zeit haben, um die Sach- und Rechtslage mit dem Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin zu beraten. In Betrieben ohne Betriebsrat soll der Arbeitnehmer bzw die Arbeitnehmerin die Möglichkeit haben binnen längstens einer Woche von der einvernehmlichen Lösung zurückzutreten.
  • Wirksame Maßnahmen gegen die Überwälzung des Lohnfortzahlungsrisikos auf die ArbeitnehmerInnen und die BeitragszahlerInnen. Die Entgeltfortzahlung soll auch bei einvernehmlicher Auflösung so lange gewährt werden, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist, also bis zum Ende des Krankenstandes.
  • Ausbau der öffentlichen Kontrolle der korrekten Entlohnung (verstärkte Kontrolle korrekter Arbeitszeitaufzeichnung durch die Arbeitsinspektorate, verstärkte Kontrolle des Anspruchslohns durch die Gebietskrankenkassen, ausreichende personelle und sachliche Ausstattung der Kontrollbehörden); Stärkung der Kontrollbefugnisse der Betriebsräte hinsichtlich der Entlohnung und sonstiger Arbeitsbedingungen – auch in Bezug auf im Betrieb beschäftigte Leiharbeitskräfte; wirksame Sanktionssysteme.

Die Online-Umfrage wurde im Zeitraum vom 3.6 bis 20.6.2013 durchgeführt. Zentrale Fragestellungen betrafen einerseits den Umgang der ArbeitgeberInnen mit kranken ArbeitnehmerInnen, Kontaktierung im Krankenstand, aufgedrängten bzw durchgeführten Auflösungen von Dienstverhältnissen und vorenthaltenen Ansprüchen im Krankenstand, andererseits das Verhalten der ArbeitnehmerInnen im Krankheitsfalle, die Reaktionen auf dienstgeberseitige Interventionen und Fragen ob und wo sie Rat und Hilfe in Anspruch genommen haben. Rund 5.500 Personen aus ganz Österreich nahmen an der Befragung teil und vermittelten so ein umfassendes Bild der Sachlage.

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