Gesunde Arbeit

Mit guten Arbeitsbedingungen gesund bis zur Pension

AK Oberösterreich arbeitet an Lösungsansätzen

Die neu eingerichtete Stabstelle „Arbeitsbedingungen“ bei der AK Oberösterreich soll Probleme und Belastungen in der Arbeitswelt erforschen und Lösungsstrategien mit dem Ziel guter Arbeitsbedingungen für alle ArbeitnehmerInnen erarbeiten.

Nur rund die Hälfte der Arbeitnehmer/-innen über 40 Jahre glaubt, bis 60 bzw. 65 im Job durchhalten zu können. Der Grund dafür sind häufig belastende oder krank machende Arbeitsbedingungen. Damit Beschäftigte bis zum Pensionsantritt - und darüber hinaus - gesund bleiben, müssen die Probleme und Belastungen in der Arbeitswelt erforscht und Lösungsstrategien erarbeitet werden. Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat deswegen nun als erste aller Länderkammern eine eigene Stabstelle mit dem Namen "Arbeitsbedingungen" eingerichtet.

Der Gesundheitszustand der Beschäftigten in Oberösterreich ist besorgniserregend. Laut Statistik der OÖ Gebietskrankenkasse waren sie im vergangenen Jahr durchschnittlich nur 13,2 Kalendertage (also 9,5 Arbeitstage) im Krankenstand. Diese Zahlen geben aber bei genauerer Betrachtung wenig Grund zum Jubeln. Denn während 35 Prozent der Arbeitnehmer/-innen gar nicht krank waren, entfielen die Hälfte aller Krankenstandstage auf fünf Prozent der Beschäftigten, die offensichtlich chronisch bzw. sehr schwer krank sind.

Weitere alarmierende Entwicklungen:
Bereits 40 Prozent der Beschäftigten gehen auch dann zur Arbeit, wenn sie krank sind - also besser daheim geblieben wären, um sich auszukurieren.
Die Ausfallzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich innerhalb der letzten zehn Jahre (2003-2012) verdreifacht - von rund 270.000 auf rund 750.000 Krankenstandstage pro Jahr. Beschäftigte, die aufgrund psychischer Erkrankung in Invaliditätspension gehen, fallen im Durchschnitt schon im Alter von 47,1 Jahren (Frauen) bzw. 48,2 Jahren aus dem Berufsleben - und somit rund 12 bzw. rund 15 Jahre früher als Arbeitnehmer/-innen, die in Alterspension gehen. Nicht einmal die Hälfte aller Arbeitnehmer/-innen über 40 Jahre glaubt, ihre berufliche Tätigkeit bis 60 bzw. 65 ausüben zu können.

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer kritisiert den eklatanten Widerspruch zwischen diesen Entwicklungen und aktuellen Forderungen: "Politik und Arbeitgeberseite wollen, dass die Beschäftigten länger und mehr arbeiten und später in Pension gehen. Aber alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen sind in vielen Betrieben leider immer noch kein Thema."

Faktoren schlechter Arbeitsbedingungen (Stress und Druck, Jobunsicherheit, geringe Wertschätzung im Betrieb sowie unzureichende Führungskompetenzen der Vorgesetzten) sind häufig Auslöser für psychische Erkrankungen. Laut aktuellen Zahlen des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich (AKI) kämpft fast die Hälfte der österreichischen Arbeitnehmer/-innen mit Erschöpfung und Mattigkeit - 47 Prozent führen diese Beschwerden auf die Arbeit zurück.

Gefährlich für körperliche und psychische Gesundheit sind auch Zeitdruck und lange Arbeitszeiten. Laut AKI leiden Beschäftigte, die unter Zeitdruck arbeiten müssen, häufiger an Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich, an Kreuzschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne. Eine aktuelle Studie der Statistik Austria zeigt, dass bereits mehr als ein Drittel aller Vollzeitbeschäftigten zumindest einmal pro Monat mehr als zehn Stunden täglich arbeitet, mehr als Viertel sogar einmal oder mehrmals wöchentlich. Das Problem: Lange Arbeitszeiten setzen die Gesundheit der Beschäftigten aufs Spiel und haben negative Auswirkungen auf deren Sozialleben.

Gute Arbeitsbedingungen sind Voraussetzung dafür, dass Arbeitnehmer/-innen produktiv, kreativ und innovativ das Wirtschaftsgeschehen in Österreich mitgestalten und ihren Beruf gesund bis zur Pension ausüben können. Sinnstiftende, bewältigbare, anregende und herausfordernde Arbeit, die auch wertgeschätzt wird, hält Menschen in Beschäftigung und ermöglicht, fit durch das Erwerbsleben zu gehen. AK-Direktor Dr. Josef Moser, MBA: "Dass wir vorhaben eine eigene Abteilung für das Thema Arbeitsbedingungen einzurichten, zeigt unser klares Bekenntnis, hier in Zukunft noch viel mehr thematisieren und verändern zu wollen."

Die Experten/-innen der zukünftigen Abteilung werden durch Forschungstätigkeiten wichtige Daten und Fakten aufarbeiten, um Handlungserfordernisse und gefährliche Entwicklungen aufzuzeigen und dort Lösungsvorschläge zu erarbeiten, wo Änderungen am notwendigsten sind. Zentrale Themen werden "Gute Führung", "Gesunde Gestaltung der Arbeitszeit" sowie "Gute Arbeitsbedingungen im sozialen Dienstleistungsbereich" sein.

Die Arbeiterkammer fordert die Arbeitgeber/-innen auf, ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten wahrzunehmen. Mit Generationenmanagement, Gesundheitsvorsorge und alternsgerechten Arbeitsplätzen müssen sie dafür sorgen, dass die Menschen länger gesund in der Arbeit bleiben können. "Ein Bonus-Malus-System ist längst überfällig. Wenn Unternehmen älteren Beschäftigten keine geeigneten Arbeitsplätze anbieten und krank machende Arbeitsbedingungen nicht abstellen, müssen sie dafür finanziell zur Rechenschaft gezogen werden", so Kalliauer.

Im Rahmen der Pressekonferenz der AK Oberösterreich wurde auch die Broschüre "Arbeitsbedingungen beeinflussen die Gesundheit der Beschäftigen" vorgestellt.

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