Gesunde Arbeit

Wer unsere Packerln schupft

Nicht nur vor Weihnachten geht es bei der Post rund: 130.000 Pakete durchlaufen pro Nacht das Paketzentrum in Wien-Liesing. Zwei Betriebsräte geben Einblick, wie die ArbeitnehmerInnen das stemmen.
Betriebsrat Ewald Rohrbacher und Kollegen der Post AG.
Betriebsrat Ewald Rohrbacher und Kollegen der Post AG Betriebsrat Ewald Rohrbacher und Kollegen der Post AG.

Die Betriebsräte Ewald Rohrbacher und Kurt Holzer haben die Arbeit bei der Post von der Pike auf gelernt. Sie öffnen für uns die Tür des Paketzentrums. Dort wird rund um die Uhr im Schichtdienst gearbeitet, auch am Sonntag. Lkw rollen mit ihrer Fracht bis spät in die Nacht an. Die Pakete werden dann unter Hochdruck sortiert und morgens an die ZustellerInnen übergeben. Dank Online-Versandhandel wächst das Paket-Geschäft der Post AG rasant. Die Auslastung im Paketzentrum ist am oberen Limit. Dem begegnet das Unternehmen mit Überstunden, Leiharbeit und Sub-Aufträgen an Frachtunternehmen.

Packerlschupfen ist Schwerarbeit
Trotz Förderbändern legen Beschäftigte beim Schlichten der Pakete unzählige Kilometer zurück. Das beansprucht Gelenke und Stützapparat. Zur Entlastung gibt es passende Sicherheitsschuhe mit Dämpfung. Die Lasten, die händisch zu stemmen sind, wiegen bis zu 31,5 kg. Darunter sind auch sperrige Pakete mit Flachbildschirmen oder Fahrrädern. Diese Belastung trifft ebenso die ZustellerInnen. Sie dürfen auch die Großlieferung Katzenfutter in den 6. Stock ohne Lift schleppen. SchichtarbeiterInnen im Paketzentrum und Paket-ZustellerInnen fallen unter die Schwerarbeitsregelung. Sie können aufgrund des erhöhten Verschleißes früher in Pension gehen. Alternsgerechtes Arbeiten ist dennoch gefragt, der Altersdurchschnitt liegt bei ca. 47 Jahren. Als erfolgreiche Maßnahme hat sich der „Altersbonus“ für Paket-ZustellerInnen erwiesen: Wer über 50 Jahre alt ist, hat bei gleicher Bezahlung eine halbe Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Flexibilität hat der Betrieb auch mit einem fit2work-Pilotprojekt bewiesen, bei dem Ewald Rohrbacher als Integrationsbeauftragter und die Arbeitsmedizin eingebunden waren. Nach längeren Krankenständen wurde auf freiwilliger Basis eine individuelle Wiedereingliederung ermöglicht. So konnte ein Kollege nach einer Krebserkrankung mit „Schnuppertagen“ in einem gesunden Tempo an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.

„Wir sind die Bandscheiben im Betrieb“
So beschreibt Kurt Holzer die Rolle des Betriebsrats bei der Post. Ein Bild dafür, dass Betriebsräte zwischen verschiedenen Interessen im Unternehmen einen Ausgleich finden müssen. Als Hauptproblem macht Ewald Rohrbacher aus: „Zu wenig Personal.“ Für eine Aufstockung müsste aber ein weiteres Verteilerzentrum gebaut werden, da Brief- und Paketzentrum schon aus allen Nähten platzen. Die Balance zwischen Flexibilität und ausreichendem Personalstand zu finden ist eine Herausforderung für viele Unternehmen!

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