Gesunde Arbeit

EU-Studie zu Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz

Der Umgang mit schwierigen KundInnen, PatientInnen und SchülerInnen ist Gesundheitsrisiko Nummer eins am Arbeitsplatz in Österreich. An zweiter Stelle liegt der zunehmende Zeitdruck bei der Arbeit. Diese Zahlen der ESENER-2-Studie wurden bei einer Fachtagung des Sozialministeriums in Wien präsentiert.
Die Vortragenden
Die Vortragenden

Gesundheitsrisiko Nummer eins am Arbeitsplatz in Österreich wie in Europa ist der Umgang mit schwierigen Kund/innen, Patient/innen und Schüler/innen (Ö: 59 %, EU-Durchschnitt: 58 %). An zweiter Stelle liegt in Österreich der Zeitdruck mit 54,8 % – anders als im EU-Durchschnitt, wo dieser mit 42,5 % „nur“ auf Platz sieben liegt. Für sämtliche Wirtschaftszweige sehr häufig genannt: Faktoren, die zu Muskel- und Skeletterkrankungen führen, wie anstrengende oder schmerzhafte Körperhaltungen (Ö: 52,6 %; EU: 55,8 %) und sich wiederholende Hand- oder Armbewegungen (Ö: 43,5 %; EU: 51,9 %).

Diese Daten gehen aus der „Zweite Europäische Unternehmenserhebung über neue und aufkommende Risiken, ESENER-2“ hervor. Dr. Dipl. Ing. Elke Schneider von der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, EU-OSHA, präsentierte am 13. April 2016, ausgewählte Ergebnisse im Rahmen einer Fachtagung des Sozialministeriums in Wien. Ing. Mag. Christian Schenk, AUVA, Dr. Hubert Eichmann, FORBA, und Mag. Daniel Pairitsch, humanware, sowie rund 40 Expert/innen diskutierten, wie die Sicherheit und Gesundheit der Österreicher/innen am Arbeitsplatz verbessert werden kann.


Österreichische Unternehmen setzen bei gesunden Arbeitsplätzen auf Mitarbeiter/innen
Wichtig bei Maßnahmen für gesunde Arbeitsplätz ist der Einbezug der Mitarbeiter/innen. „Generell liegt Österreich bei der Arbeitnehmer/innenbeteiligung laut ESENER-2 im Spitzenfeld, und zwar sowohl bei Maßnahmen, die im Anschluss an die Arbeitsplatzevaluierung getroffen werden, als auch in Bezug auf Maßnahmen für den Umgang mit arbeitsbedingten psychischen Belastungen“, so Schneider.

Allerdings scheine der Arbeitsschutz im Unternehmen im Verantwortungsbereich einiger weniger Personen zu liegen: im EU-Durchschnitt ist Österreich unter den Ländern, in denen es vergleichsweise wenige regelmäßige Gespräche von Betriebsrat und Geschäftsleitung zu Fragen der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes gibt.

Vielerorts fehle zudem das Bewusstsein für Gefährdungen: „Die meisten Unternehmen, welche keine Arbeitsplatzevaluierung durchführen, geben quer durch alle Branchen nach wie vor an, dass es keine Risiken gibt, bzw. dass alles unter Kontrolle ist“, so Schneider. Fazit: „Es muss bewusstseinsbildend gehandelt werden, vor allem bei kleineren Betrieben!“


ESENER-2: Daten aus 50.000 Unternehmen und 36 Ländern
Die ESENER-2-Studie gibt umfassend Aufschluss über den Umgang mit Sicherheits- und Gesundheitsrisiken in europäischen Arbeitsstätten und liefert EU-weit vergleichbare Daten. Befragt wurden im Jahr 2014 nahezu 50.000 Unternehmen aus 36 Ländern – darunter alle EU-Mitgliedstaaten und 1.503 Betriebe aus Österreich. Ein Schwerpunkt der Studie ist der Umgang mit psychosozialen Risiken. Der am 30. März 2016 veröffentlichte „overwiew report“ zeigt nun die Ergebnisse auf einen Blick.

Erkenntnisse aus österreichischer Sicht
Die Ergebnisse der ESENER-2-Studie wurden im Rahmen der Fachtagung mit österreichischen Studien verglichen. Ing. Mag. Christian Schenk, AUVA erläuterte, wie österreichische Unternehmen die gesetzlich vorgeschriebene Evaluierung in der Praxis handhaben. „Betriebserhebungen und Befragungen der AUVA und der Arbeitsinspektion in Österreich haben ergeben, dass rund 75 % der österreichischen Betriebe die Arbeitsplatzevaluierung durchgeführt und dokumentiert haben. Eine regelmäßige Nachevaluierung und Anpassung der Dokumente erfolgt jedoch nur in rund 61 % der Betriebe“, so Schenk.

Dr. Hubert Eichmann von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt in Wien, FORBA, hob hervor, dass psychische Belastungen, und hier vor allem der Zeitdruck, zunehmen, während Arbeitsunfälle und körperliche Belastungen am Arbeitsplatz tendenziell zurückgehen.

 „Psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz werden hinsichtlich des Faktors ‚Aufgaben und Abläufe‘ (Vielseitigkeit, Vollständigkeit, Handlungsspielraum) von Jüngeren kritischer bewertet, hingegen wird das ‚Soziale Umfeld‘ (Kommunikation und Rückhalt) von Älteren kritischer bewertet“, so Mag. Daniel Pairitsch, humanware, Institut für Gesundheit, Sicherheit und Ergonomie im Betrieb in Wien auf Grund des „IMPULS-Test|2®“.


Strategien für Österreich
Was in Österreich getan werden könne, um die Arbeitsplatzevaluierung zu verbessern, wurde in Arbeitsgruppen diskutiert. Grundtenor war, dass die verschiedenen Akteur/innen im ArbeitnehmerInnenschutz auch in Zukunft zusammenarbeiten sollen, um branchenspezifische Lösungen zu erarbeiten und gemeinsame Projekte durchzuführen.

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