Gesunde Arbeit

Schon 44 % in der Burnout-Spirale

Lange und wechselnde Arbeitszeiten enormer Belastungsfaktor - Bundesminister Alois Stöger gegen generellen 12-Stunden-Tag

Das Burnout-Syndrom zeichnet sich durch einen phasenhaften Verlauf aus, der von einem beginnenden Problemstadium über ein Übergangsstadium bis zum Erkrankungsstadium reicht. Je nach Schweregrad des Burnout-Syndroms sind unterschiedliche Maßnahmen und Interventionen erforderlich. Die vorliegende Studie im Auftrag des Sozialministeriums von BURNAUT - Österreichische Gesellschaft für Arbeitsqualität und Burnout und dem Anton-Proksch-Institut Wien umfasste in einem ersten Schritt die Konstruktion eines den Testgütekriterien entsprechenden Fragebogens zur objektiven Erhebung des Burnout-Syndroms. Zur Erhebung der Häufigkeit des Auftretens des Burnout-Syndroms in Österreich wurde in einem zweiten Schritt der Fragebogen einer zufällig gezogenen Stichprobe von rund 1000 Personen vorgegeben. Das entwickelte Erhebungsinstrument, das Burnout-Dimensionen-Inventar (BODI), besteht aus 4 Skalen, die eine genaue Zuordnung zu den beschriebenen Stadien ermöglichen.

Die Repräsentativerhebung 2016/17 ergibt folgende Prävalenzzahlen für das Burnout-Syndrom in Österreich:

  • 19 % der Befragten sind demnach dem Problemstadium,
  • 17 % dem Übergangsstadium sowie
  • 8 % dem Burnout-Erkrankungsstadium zuzuordnen.

Die Identifikation besonders gefährdeter Altersgruppen ist für die Prävention aber auch die Planung von Behandlungsmaßnahmen von zentraler Bedeutung. Wie erwartet findet sich in der Gruppe der unter 30-Jährigen ein besonders hoher Anteil an Personen im Burnout-Erkrankungsstadium, welcher mit zunehmendem Alter wieder geringer wird und ab dem 50. Lebensjahr wieder ansteigt. Erst nach dem 59. Lebensjahr sinkt das Erkrankungsrisiko wieder. Geschlechtsunterschiede konnten in der vorliegenden Studie nicht gefunden werden. Eine detaillierte Darstellung von Burnout-Risiko und protektiven Faktoren findet sich im Abschlussbericht.

Was fördert Burnout?
Als besonders relevant für die Entwicklung eines Burnout-Syndroms können jene Einflussfaktoren angesehen werden, die in allen 4 Skalen signifikante Unterschiede aufweisen. Diese sind innerhalb der sozialen Faktoren die Variable Führungsaufgabe, innerhalb der psychodynamischen Faktoren die Variable arbeitsentsprechendes Gehalt, innerhalb der institutionellen Faktoren das Vorhandensein bzw. Fehlen einer Privatsphäre.

Als weiterer Belastungsfaktor lässt sich außerdem intensiver und andauernder Sozialkontakt identifizieren. Diesem Faktor kommt in der Prävention eine besondere Bedeutung zu, da hier intraindividuelle Fähigkeiten hinsichtlich der Variablen Abgrenzung und Psychohygiene gefördert werden sollten. Bewährte Verfahren in Schulungs- und Präventionsmaßnahmen sind die Vermittlung sozialer Kompetenz, Ressourcenkonservierung bzw. Ressourcenwiederaufbau, Stärkung der Kommunikationsfähigkeit, Erlernen von emotionaler Kompetenz und einer korrekten Selbstwahrnehmung.

Ebenso bedeutsam zeigt sich der Einfluss chronobiologischer Faktoren, wobei sowohl eine Wochenarbeitszeit über 40 Stunden, als auch wechselnde Arbeitszeitstrukturen stark negative Auswirkungen auf die Betroffenen haben können. Aus Anlass der Ergebnisse warnt BM Alois Stöger vor einem generellen 12-Stunden-Tag. Die Studie zeigt in dramatischer Weise auf, dass Flexibilität und Arbeitszeiten ihre Grenzen haben, nämlich spätestens da "wo sie Menschen krank machen".


Maßnahmenbündel zur Prävention anpacken
Folgende institutionelle Maßnahmen lassen sich zur Burnout-Prophylaxe bei manifesten Erkrankungen ableiten:

  • Maßnahmen zur Verringerung von Lärm, Schmutzbelastung und extremer Temperaturexposition, sowie adäquate Beleuchtungssituation am Arbeitsplatz
  • Ausbau gesundheitsbezogener Maßnahmen bzw. Projekte am Arbeitsplatz
  • Einsatz des BODI als Screening-Instrument zur Früherkennung
  • Reduktion häufig wechselnder Arbeitszeiten bzw. angemessener Ausgleich an Regenerationsphasen
  • Eine Wochenarbeitszeit von mehr als 40 Stunden sollte nur zeitlich begrenzt möglich sein, da es bei andauernder Überschreitung dieser zu einem massiven Anstieg des Burnout-Risikos kommt. Hier sollte nach intensiver Arbeitsbelastung auf ausreichende Regenerationsphasen geachtet werden.
  • Implementierung von Rückzugsmöglichkeiten zur Schaffung von Privatsphäre am Arbeitsplatz. Dies ist nur dann gegeben, wenn es auf individueller Basis die Möglichkeit zur Regulierung der Intensität und Häufigkeit der Sozialkontakte gibt. Neben der Schaffung von räumlichen Möglichkeiten ist die Atmosphäre am Arbeitsplatz und die vorgegebenen institutionellen Richtlinien bzgl. Rückzug und Privatheit von entscheidender Bedeutung.
  • Angebote der Supervision und Teambetreuung
  • Förderung von "Zeit zum Abschalten" z.B. durch Anreizwerte sowie der Implementierung von Modellpersonen zu diesem Thema (v.a. Führungskräfte) auch durch ArbeitgeberInnen
  • Erheben der subjektiven Zufriedenheit mit der Arbeitsgratifikation bei gleichzeitiger Schulung von Führungskräften und Personalverantwortlichen hinsichtlich eines wertschätzenden Führungsstils

Darüber hinaus werden personenbezogene Maßnahmen vorgeschlagen. Das in der Studie vorgestellte Burnout Dimensionen Inventar (BODI) ist, wie die Gütekriterien zeigen, ein adäquates Screening-Instrument zur Planung von intendierten und zur Evaluation von gesetzten Maßnahmen im Bereich der Burnout-Prävention. Die Studie belegt deutlich die Notwendigkeit eines differenzierten, sowohl an das Individuum als auch an die Institutionen angepassten, graduierten Vorgehens zur Burnout-Prophylaxe.

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