Gesunde Arbeit

Erschöpfte ArbeitnehmerInnen

Gesunde Arbeit im Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek, Facharzt für Neurologie und systemischer Coach. Er befasst sich unter anderem mit den Themen Stress, Burn-out und Schlafstörungen.
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek, Facharzt für Neurologie und systemischer Coach
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek, Facharzt für Neurologie und systemischer Coach

Burn-out, Erschöpfung und Depression sind Schlagworte, die immer wieder im Zusammenhang mit dem Arbeitsleben auftreten. Was ist damit gemeint?
Dr. Lalouschek: Die Kernsymptome von Burn-out sind emotionale Erschöpfung, verminderte Leistungsfähigkeit und negative Einstellung gegenüber der eigenen Tätigkeit oder den damit verbundenen Personen. Diese Aspekte können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Dazu kommen körperliche Symptome wie z. B. Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Beschwerden, Schmerzen, Schlafstörungen, Infektanfälligkeit oder sexuelle Funktionsstörungen. Weiters geistige Auswirkungen wie Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen sowie emotionale Probleme wie Depression, Ängste, Leeregefühle oder auch Aggression und Gereiztheit. Im Verhalten kommt es nach anfänglichem Überengagement später zu beruflichem und sozialem Rückzug, Fehlleistungen und Suchtgefährdungen. Wichtig ist ein meist schleichender Verlauf über Monate und Jahre im Gegensatz zur eigenständigen Depression. Nicht jedes Burn-out ist mit einer Depression gleichzusetzen, denn meist handelt es sich um eine Entwicklungskrise, die weniger Antidepressiva als vielmehr Unterstützung der nötigen Entwicklung von Leben und Persönlichkeit benötigt.

Was erschöpft die ArbeitnehmerInnen?
Dr. Lalouschek: Die Hauptfaktoren sind zu viel Arbeitsdruck, Unfairness, fehlende Wertschätzung, schlechte Führung und ungelöste Konflikte, mangelhaft funktionierende Arbeitsprozesse und schlechte Zusammenarbeit, Wertekonflikte zwischen den eigenen Werten und denen des Unternehmens und heutzutage vor allem ständiges Multitasking und Ablenkung mit dem Effekt, am Abend nicht zu wissen, wofür man seine Energie eigentlich eingesetzt hat. In vielen Unternehmen gibt es dazu eine ineffiziente Hyperkommunikation und eine Meeting-Unkultur mit Zeit- und Leistungsvernichtung.

Wie können Unternehmen bzw. ArbeitgeberInnen dagegenwirken?
Dr. Lalouschek: Menschen möchten sinnvoll und effizient unter menschlichen Bedingungen arbeiten. Wenn Unternehmen dies durch konkrete Organisationsentwicklung ermöglichen – weniger, dafür sinnvolle Kommunikation, aufeinander abgestimmte Prozesse, klare Rollen und Aufgaben, Wertschätzung der Leistung, Beseitigung von Unfairness und Lösung schwelender Konflikte –, brauchen sie keine Burn-out-Seminare.

Was sind die drei wirkungsvollsten Maßnahmen, die individuell umgesetzt werden können?
Dr. Lalouschek: Schaffung von Phasen, in denen ich ohne Ablenkung fokussiert arbeiten kann, und auch im Privatleben das Smartphone nur gezielt einsetzen. Gute, enge private Beziehungen. Ein gesundheitsfördernder Lebensstil und eine Freizeit, die meine Regeneration unterstützt.

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