Gesunde Arbeit

Fehlzeitenreport 2021 deckt auf: Handlungsbedarf bei psychischen Erkrankungen

Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist stark angestiegen. Dennoch kam es pandemiebedingt zu einem Rückgang der Krankenstände, auch deshalb, weil viele ArbeitnehmerInnen trotz Krankheit weiterarbeiteten.
Die Krankenstände sind im Jahr 2020 pandemiebedingt gesunken, die psychische Belastung ist aber stark angestiegen.
Kranke Arbeitnehmerin beim Fieber messen Die Krankenstände sind im Jahr 2020 pandemiebedingt gesunken, die psychische Belastung ist aber stark angestiegen.

Die unselbständig Beschäftigten verbrachten im Jahresverlauf durchschnittlich 12,7 Tage im Krankenstand, also um 4,2 Prozent weniger als noch im Jahr 2019 (13,3 Tage). Psychische Erkrankungen stiegen von 2019 auf 2020 signifikant um 8,5 Prozent. Das zeigt der Fehlzeitenreport 2021 des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO).

Hier herrscht Handlungsbedarf: „Zur Gestaltung von sowohl physisch wie auch psychisch gesunden Arbeitsplätzen brauchen wir verstärkt Maßnahmen in den Bereichen „Early Intervention” und der (betrieblichen) Gesundheitsförderung”, fordert Ingrid Reischl, daher. Mit dem Begriff „Early Intervention" werden Handlungen verstanden, die auf die positive Beeinflussung der gesundheitlichen Verfasstheit der Erwerbstätigen zielen.

Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der AK Wien, fordert ein Paket an Maßnahmen: „Wiedereingliederung nach langen Krankenständen, rechtzeitige Rehabilitation, betriebliche Gesundheitsförderung, Qualifizierung für leichtere Tätigkeiten – kurzum, wir müssen alle Register ziehen, um krankheitsbedingten Jobverlust und lange Arbeitslosigkeit erst gar nicht entstehen zu lassen.“


Unklare Abgrenzung zwischen Arbeit und Privat
„Der drastische Rückgang bei den Krankenständen ist darauf zurückzuführen, dass sich viele ArbeitnehmerInnen im Homeoffice schlicht nicht krankmelden, obwohl sie krank sind”, erklärt Ingrid Reischl, Vorsitzende im Dachverband der Sozialversicherungsträger und Leitende Sekretärin des ÖGB. Hier zeigen sich die Schwierigkeiten, die sich durch eine mitunter unklare Abgrenzung zwischen dem „privaten“ Daheimsein und dem Zuhause als Arbeitsort ergeben. Reischl weiter: „Dazu kommt wohl auch die Angst vor beruflichen Konsequenzen, die durch Arbeitgeber drohen, und in einem äußerst angespannten Arbeitsmarkt eine längere Arbeitslosigkeit bedeuten könnten.” Entgegen mancher Befürchtungen attestiert der Fehlzeitenreport keinen Missbrauch bei telefonischer Krankmeldung. „Die Menschen haben hier sehr verantwortungsvoll agiert“, stellt ÖGK-Obmann Andreas Huss klar.

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