Gesunde Arbeit

Total digital – können Sie noch abschalten?

Wie sich die Digitalisierung auf unsere Gesundheit und unser Familienleben auswirkt

Durch Digitalisierung und ständige Erreichbarkeit riskieren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer laut einer neuen Studie der Universität St. Gallen ihre Gesundheit und ihr harmonisches Familienleben.
Richtig eingesetzt, bietet die Digitalisierung auch Chancen für die Beschäftigten.
Symbolbild zu Digitalisierung Richtig eingesetzt, bietet die Digitalisierung auch Chancen für die Beschäftigten.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt geht mit einer Reihe von gesundheitlichen Herausforderungen einher. Gerade durch die verstärkte Vernetzung und Erreichbarkeit kommt es vermehrt etwa zu Einschlafschwierigkeiten, Kopf- und Rückenschmerzen sowie emotionaler Erschöpfung. Einer aktuellen Studie der Universität St. Gallen zufolge, an der 8.000 Beschäftigte teilnahmen, gaben 23 Prozent der Befragten an, dass sie sich durch ihre Arbeit ausgebrannt fühlten. Jeder sechste Beschäftigte sieht eine Beschleunigung der Arbeit durch die Digitalisierung, was zu Erschöpfungszuständen führe. Ebenso viele haben den Eindruck, durch zu viel verfügbare Information bei der Entscheidungsfindung abgelenkt und durch die Informationsmenge überlastet zu sein.

Arbeit vs. Familie
Außerdem hängen laut Studie 18 Prozent aller Konflikte zwischen Arbeit und Familie mit der Digitalisierung zusammen. Die Tätigkeiten am Bildschirm und die ständige Erreichbarkeit führen dazu, dass die Menschen immer schlechter abschalten können. Das wirkt sich nicht nur auf ihre Gesundheit, sondern auch auf ihr Privatleben negativ aus. Dazu kommen Unsicherheit und Angst, ersetzbar zu sein. Ängste vor dem Arbeitsplatzverlust spielen gerade bei jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern laut Studie eine große Rolle: Mehr als jeder Vierte der 18- bis 29-Jährigen hat die Befürchtung, früher oder später durch digitale Technologien oder Roboter „ersetzt“ zu werden. Jeder Fünfte verspürt aus diesem Grund den Druck, sich und seine technologischen Fertigkeiten stetig zu verbessern.

Aber: Viel Optimismus
Die Mehrheit der Befragten steht aber der Digitalisierung generell optimistisch gegenüber. 51 Prozent in der Gruppe der über 60-Jährigen und 65 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen bewerteten den digitalen Wandel als positiv.

Unbestritten ist ebenfalls, dass Digitalisierung auch Vorteile in sich birgt. Sie bringt bei richtiger Lenkung Chancen zur Stärkung und Förderung der Gesundheit. Zum einen durch Wegfall von körperlich stark belastenden Tätigkeiten durch Automatisierung, zum anderen aber auch die Reduktion stupider, psychisch ermattender Tätigkeiten. Auch die Stärkung von Autonomie bei der Arbeit durch Übernahme verantwortungsvollerer Aufgaben ist eine Möglichkeit.


Richtiger Umgang entscheidet
Die größte Chance der Digitalisierung könnte mehr Zeitautonomie sein, Stichworte: Vereinbarkeit von Arbeit, Familie und Freizeit. Durch flexiblere und kürzere Arbeitszeiten (im Interesse der Beschäftigten) gäbe es mehr Zeit und Energie für die Familie, für das Ehrenamt und nicht zuletzt für die Regeneration der eigenen Arbeitskraft. Wir sehen: Das Stichwort hier ist der „richtige Umgang“.

Politik ist gefordert
Es ist Aufgabe der Politik, die Digitalisierung so einzusetzen, dass die Gewinne nicht nur wenigen zugutekommen, sondern dass die gesamte Gesellschaft davon profitiert. Dabei spielt die Frage nach der Arbeitszeit eine maßgebliche Rolle. Die Verfügbarkeit von selbstbestimmter Zeit stellt eine der Grundsatzfragen unserer Gesellschaft im jungen 21. Jahrhunderts dar.


Vielseitige Belastungen durch Digitalisierung – Beispiel Bildschirmbrille
Die Bildschirmbrille ist ein technisches Arbeitsmittel, mit dessen Hilfe Arbeitsabläufe effizienter gestaltet werden sollen.

Sie ist aber gleichzeitig eine starke Belastung für die Augen der Verwenderinnen und Verwender. Das damit verbundene ständige Multitasking-Arbeiten fördert Stress und Ermüdung zusätzlich. Studien zeigen, dass dauerhaftes Multitasking nicht nur eine immense Belastung darstellt, sondern auch Lernprozesse hemmt. Wenn die Bildschirmbrille also technikzentriert eingesetzt wird, indem bestimmte Tätigkeiten oder Handgriffe diktiert werden, reduziert sich der Handlungsspielraum des Benutzers – Eintönigkeit und Monotonie drohen.

Auch bei der Bildschirmbrille hängen „Fluch oder Segen der Technik“ davon ab, wie das Hilfsmittel eingesetzt wird.

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