Gesunde Arbeit

Wenn der Sommer draußen bleibt

Gut eingestellte, richtig dimensionierte Klimaanlagen können besonders im Sommer das Arbeiten deutlich erleichtern. Viel zu oft ist das aber nicht der Fall: Beschäftigte brauchen selbst in der warmen Jahreszeit einen Schal, klagen über trockene Luft und gesundheitliche Beschwerden.
Klimaanlagen können im Sommer das Arbeiten deutlich erleichtern. Aber leiden dadurch nicht unsere Umwelt und unsere Gesundheit?
Eine regelmäßige Wartung der Klimaanlage inklusive Filterwechsel ist Pflicht.
Klimaanlage außen an Gebäude Klimaanlagen können im Sommer das Arbeiten deutlich erleichtern. Aber leiden dadurch nicht unsere Umwelt und unsere Gesundheit?
Techniker wartet Klimaanlage Eine regelmäßige Wartung der Klimaanlage inklusive Filterwechsel ist Pflicht.

Bei der Planung einer Klimaanlage gibt es vielerlei zu berechnen und zu bedenken, unter anderem ist das Mindestraumvolumen pro Person ein wichtiges Kriterium. Nicht selten wird dann aber doch am falschen Platz gespart und so kann es zu den typischen Problemen kommen. „Gesunde Arbeit“ sammelte Vorurteile, Argumente, Fakten und Tipps zum Thema raumlufttechnische Anlagen.

„Eine Klimaanlage bedeutet Zugluft“
Aus Kostengründen wird häufig versucht, mit einem Minimum an Luftverteilelementen bzw. Auslassöffnungen auszukommen. Die Luftbewegung pro Öffnung ist dann entsprechend stark, was zu unangenehmer Zugluft führen kann.

Laut Arbeitsstättenverordnung (AStV) ist in Arbeitsräumen eine Luftbewegung von 0,10 Meter pro Sekunde bei geringer körperlicher Belastung und bis zu 0,35 Meter pro Sekunde bei hoher körperlicher Belastung erlaubt. Im Übrigen wird kalte Luft auch dann als Zugluft empfunden, wenn sie sich nicht bewegt. Schreibtische sollten nicht direkt bei Auslässen von Klimaanlagen platziert werden. „Falls es trotzdem unangenehm kühl ist“, so DI Raimund Kleinhagauer, AUVA-Experte für Klima- und Lüftungsmessung, „können Auslässe abgedeckt werden. Damit wird die erwünschte diffuse Luftverteilung erreicht. Gänzliches Abdecken hingegen verstärkt den Luftzug beim nächsten Auslass.“ Mit regulierbaren Luftauslässen ist eine zugfreie Lüftung auch bei einer Änderung der Einrichtung oder Umgruppierung der Arbeitsplätze möglich.


„Klimaanlagen führen zu trockenen Schleimhäuten und Augen“
Computer, Drucker & Co. sind Wärmequellen, durch die es vor allem im Winter zu Beschwerden durch zu trockene Raumluft kommen kann. Allerdings: Bei Vorhandensein einer Klimaanlage muss laut AStV die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 70 Prozent liegen. Bei 30 Prozent Luftfeuchtigkeit und darunter können Probleme durch elektrostatische Aufladung entstehen. Eine vollwertige raumlufttechnische Anlage bietet Frischluftzufuhr, reduziert dadurch den Gehalt an Schadstoffen und vor allem Kohlendioxid, zusätzlich wird die Luft befeuchtet sowie erwärmt oder gekühlt. Das Entfeuchten erfolgt quasi automatisch, weil – etwa an schwülen Sommertagen – beim Abkühlen der Luft Kondenswasser entsteht.

„Klimaanlagen sind unhygienische Bakterienschleudern“
Arbeitsinspektion und AUVA haben gemeinsam Lüftungs- und Klimaanlagen in zwölf Betrieben mikrobiologisch untersucht. Das Ergebnis: Insgesamt zeigten sich die Lüftungs- und Klimaanlagen in einem recht guten Zustand in Bezug auf die mikrobiologische Qualität der erzeugten Luft. Im überwiegenden Teil der Messungen waren die Luftkeimzahlen an den Ausblasöffnungen der Lüftungs- und Klimaanlage in den Räumen deutlich niedriger als in der jeweiligen Außenluft.

„Klimaanlagen machen Lärm“
Das gilt vor allem für mobile Klimageräte. Ansonsten müssen in Lüftungsanlagen mit hohen Strömungsgeschwindigkeiten bzw. hohen Anforderungen an Geräuscharmut an geeigneten Stellen (z. B. direkt nach dem Ventilator oder vor den Luftverteilelementen) Schalldämpfer eingebaut werden.

„Klimaanlagen sind wartungsintensiv und teuer“
Klimaanlagen müssen einmal jährlich, spätestens aber nach 15 Monaten auf ihren ordnungsgemäßen Zustand überprüft werden. „Reparaturen können unter anderem deshalb anfallen, weil Anlagen heute häufig am Dach installiert werden, um nutzbaren Raum nicht zu verstellen“, weiß Raimund Kleinhagauer. „Dort sind sie permanent der Witterung ausgesetzt.“ Filterwechsel müssen entsprechend den Herstellerangaben erfolgen. Die Ergebnisse der Überprüfungen sind in Prüfbefunden festzuhalten.

„Klimaanlagen schaden dem Klima“
Keine Frage, auf diese Weise zu kühlen verbraucht Energie. Dr. Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien: „In manchen Großstädten wird für das Kühlen schon mehr Energie verbraucht als beim Heizen. Dabei gäbe es mehrere Möglichkeiten, auch in Städten durch klimabewusstes Bauen und entsprechende Stadtplanung für ein angenehmeres Klima zu sorgen. Idealerweise sollten Gebäude so geplant werden, dass innen möglichst wenig justiert werden muss.“

Mögliche Alternativen
Auch AK-Expertin Hildegard Weinke findet, dass die Antwort auf den Klimawandel nicht einfach „mehr Klimaanlagen“ lauten kann. „Ein Ansatz wäre etwa mehr Grün statt Glaspaläste und Asphaltwüsten. In vielen Gebäuden sind die Möglichkeiten zur Beschattung, etwa durch Außenjalousien oder Fassadenbegrünung, längst nicht ausgeschöpft. Wer bauen oder renovieren will, muss nicht nur überlegen, wie im Winter geheizt wird, sondern auch: Wie kühle ich im Sommer?“

Auf dem Klimatechnik-Markt finden sich weitere innovative Möglichkeiten wie etwa Deckenelemente, die sowohl kühlen als auch heizen können. In Verbindung mit Geothermie und Grundwassernutzung sind dezentrale und umweltfreundliche Kältelösungen möglich. In der Nähe von Ballungszentren gibt es seit mehr als zehn Jahren außerdem die Option Fernkälte. Dabei wird die Kühlenergie aus Abwärme gewonnen. Ähnlich wie bei Fernwärme ist die Versorgung über Fernkältezentralen oder dezentral direkt bei Großkunden wie Einkaufszentren oder Krankenhäusern möglich. Angesichts von Hitzeperioden ist in ganz Österreich ein weiterer Ausbau geplant.

Last, but not least ein Tipp für alle, die bereits Klimaanlagen-Probleme haben oder diese vermeiden wollen: Die ExpertInnen der AUVA bieten Beratungen und Messungen vor Ort an, damit Klima- und Lüftungsanlagen optimal arbeiten können.

Was ist Ihre Meinung zum Thema Klimaanlagen?

Schreiben Sie uns an redaktion@gesundearbeit.at!

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