Long COVID mit körperlichem Training bekämpfen
Ein knappes Jahr nach dem Auftreten der ersten Infektionsfälle mit SARS-CoV-2 und dem Beginn der Coronapandemie zeigte sich Ende 2020 ein neues, mit dem Coronavirus assoziiertes Krankheitsbild – das Post-COVID-19-Syndrom oder Long COVID. In dessen Frühphase wurde es primär als eine tiefgreifende Erschöpfungssymptomatik – das sogenannte Fatigue-Syndrom – wahrgenommen. Mittlerweile sind über fünfzig verschiedene Post-COVID-Symptome bekannt, wobei die Fatigue in Anbetracht der Häufigkeit ihres Auftretens an erster Stelle steht.
Aus Erfahrung und Wissen schöpfen
Fatigue ist in der Rehabilitationsmedizin seit Jahrzehnten als Nebenwirkung bestimmter Krebserkrankungen und deren Behandlung bekannt. Die Klinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin am AKH Wien hat seit über zwei Jahrzehnten – international und wissenschaftlich führend – Erfahrung mit der Rehabilitation von KrebspatientInnen, die unter Fatigue leiden, gesammelt.
Behandlung setzt auf körperliches Training
Der aktuelle Goldstandard bei der Behandlung des Fatigue-Syndroms ist körperliches Training. Körperliches Training verbessert nicht nur die Fitness und Funktionsfähigkeit, sondern wirkt – über die Ausschüttung von Botenstoffen oder sogenannten Myokinen – direkt auf das Immunsystem. Es wirkt im ganzen Körper entzündungshemmend und verbessert damit die Fatigue-Symptomatik signifikant. Dieses Wissen war zu Beginn des Projekts COFIT die Basis für die Hypothese, dass körperliches Training auch bei der Behandlung von Long COVID unterstützend wirken könnte.
Über das Projekt COFIT
Beginnend mit April 2021 wurden MitarbeiterInnen im AKH Wien (AKH Wien, MedUni Wien, VAMED), die eine Coronainfektion überstanden hatten, zu einem berufsbegleitenden BGF-Projekt eingeladen. Das Projekt wurde von den BetriebsrätInnen aller Teilunternehmungen unterstützt und beinhaltete ein achtwöchiges Trainingsprogramm – bestehend aus zweimal in der Woche betreutem Krafttraining im Gruppensetting sowie individuellen Ausdauertrainingsempfehlungen für den Heimgebrauch. Ergänzend dazu wurden eine Ernährungsberatung und zwei psychologische Beratungsgespräche angeboten. Die TeilnehmerInnen wurden für den Zeitraum der Maßnahme mit Pulsuhren ausgestattet.
Verzeichnete Erfolge
Nach acht Wochen Training zeigten sich bei den TeilnehmerInnen Verbesserungen der Ausdauer- und Kraftleistungsfähigkeit. Zudem auch signifikante Zusammenhänge von körperlicher Leistungsfähigkeit mit dem Ausmaß der Long-COVID-Symptome, der Arbeitsfähigkeit sowie der mentalen Gesundheit. Kurz: Je fitter die Beschäftigten wurden, desto besser war ihre Long-COVID-Symptomatik, desto höher war ihre Arbeitsfähigkeit und desto besser waren die psychische und mentale Gesundheit.