Diagnose: Brustkrebs, arbeitsbedingt
Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind vielfältig. Frauen sind bei der Arbeit oft anderen Gefahren ausgesetzt, was sowohl auf die Biologie als auch auf das Arbeiten in spezifischen Branchen zurückzuführen ist. Nur sehr selten erkranken Männer an Brustkrebs – die Rate liegt bei circa einem Prozent aller Neuerkrankungen.
Risikofaktoren für Brustkrebs
Wie Brustkrebs entsteht, ist bereits bekannt: durch eine Fehlsteuerung des Zellwachstums, welche durch unterschiedlichste Faktoren (z. B. genetische Prädisposition) beeinflusst wird. Eine Vielzahl von Schädigungen muss zusammenwirken, damit eine Zelle dann schlussendlich zur Krebszelle wird. Neben genetischen Faktoren zählen zu den Risikofaktoren ein hohes Alter, ein ungesunder Lebensstil (Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen etc.), eine Hormonersatztherapie, eine späte Menopause und zu einem nicht unwesentlichen Anteil auch arbeitsbedingte Ursachen.
Gendersensible Forschung notwendig
In einer Studie von ANSES (französische Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umwelt- und ArbeitnehmerInnenschutz) wurden Berufsgruppen ermittelt, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, an Brustkrebs zu erkranken. Darunter fielen typische Frauenberufe wie Krankenpflegerinnen, Arbeiterinnen in der Textil- und Kunststoffindustrie, Laborassistentinnen, Lehrerinnen und Flugbegleiterinnen.
Nachtarbeit, lange Arbeitszeiten, Stress, Schichtarbeit, Arbeit mit bestimmten chemischen Arbeitsstoffen und Strahlung sind bekannte Risikofaktoren, die zur Entstehung von Krebs beitragen können. Die WHO stuft seit 2007 Nachtarbeit als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus wird aufgrund der Arbeit in der Nacht gestört und Reparaturprozesse sowie die Ausschüttung von Melatonin werden behindert.
Dänemark als Vorreiter
In Dänemark wird Brustkrebs bereits als Berufskrankheit anerkannt. Voraussetzung ist, dass die Arbeitnehmerin mindestens einmal pro Woche über 25 Jahre lang oder 20 bis 25 Jahre mehr als einmal pro Woche Nachtarbeit geleistet hat. Andere Risikofaktoren wie Rauchen oder Alkoholkonsum werden in die Anerkennung oder Nichtanerkennung miteinbezogen – jeder einzelne Fall wird in einem Gremium von MedizinerInnen und den Sozialpartnern genau geprüft.
Arbeitsbedingte Krebserkrankungen sind eines der größten Gesundheitsprobleme an Arbeitsplätzen weltweit. In Österreich sterben daran jährlich rund 1.820 Menschen. Der Anteil nach dem Geschlecht ist nicht bekannt. Die Forschung ist noch lange nicht dort angekommen, wo wir sie uns wünschen. Studien zu arbeitsbedingtem Krebs gab es bislang hauptsächlich in männerdominierten Branchen, es ist daher Zeit für eine geschlechtersensible Forschung und Prävention!