Gesunde Arbeit

Einseitige Tätigkeiten – vielseitig belastend für Frauen

Auch heute sind in einigen Betrieben und ganzen Branchen viele Tätigkeiten noch nach überholten Geschlechterrollen sortiert. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von unterstellten Stärken – etwa der angeblichen weiblichen Stärke für filigrane Aufgaben – bis hin zu veralteten Rollenvorstellungen. Monotone Arbeit für Frauen ist oft die Folge.
Monotone, sich wiederholende Arbeit erhöht das Risiko für Muskel- und Skeletterkrankungen.
Arbeiterinnen in Fertigungshalle arbeiten an Leiterplatten Monotone, sich wiederholende Arbeit erhöht das Risiko für Muskel- und Skeletterkrankungen.

Eine strikte Geschlechtertrennung hinsichtlich bestimmter Tätigkeiten hat nachteilige Folgen, sowohl für ArbeitgeberInnen als auch für ArbeitnehmerInnen. Selbst in Unternehmen, die sich schon lange von einem stereotypen Frauenbild verabschiedet haben, werden diese Strukturen durch die Verteilung von Arbeitsaufgaben zum Teil erhalten.

Weniger gut qualifizierten Arbeiterinnen stehen oft nur noch wenige Tätigkeiten im Betrieb offen. Die Folgen sind eine starke Arbeitsteilung, einseitige Tätigkeiten und die daraus resultierenden Belastungen für Arbeiterinnen. Die Probleme, die sich daraus langfristig ergeben, werden leider oft übersehen.


Einseitige Tätigkeiten als Risikofaktor
Arbeiterinnen, die beispielsweise den ganzen Tag händisch Vanilleschoten oder luxuriöse Bonbons verpacken, kleine Schalter zusammenstecken oder Waren am Band sortieren, wirken kurzfristig weniger gefährdet. Vielfach verbringen sie allerdings große Teile ihres gesamten Erwerbslebens in genau dieser Funktion, Position und mit demselben oder ähnlichem Bewegungsablauf. Durch diese lange Dauer werden im Einzelnen unbedenkliche Bewegungsmuster in ihrer Summe zu einem Risiko für die Gesundheit der ArbeiterInnen. Schon seit den 1980er-Jahren existieren zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Monotonie und Beschwerden im Hand-Arm-Bereich bzw. Rücken herstellen. Sich schnell wiederholende, monotone Arbeit zählt daher zu den organisatorischen Risikofaktoren für Muskel- und Skeletterkrankungen.

Potenziale im Betrieb nutzen
Neben der Wirkung auf den Körper und die Psyche der Arbeiterinnen hat dies auch soziale Folgen. Arbeiterinnen mit einseitigen Tätigkeiten sind zumeist von innerbetrieblichen Karrieremöglichkeiten abgeschnitten. Außerhalb des aktuellen Beschäftigungsverhältnisses bietet ein Dienstzeugnis mit nur einer einfachen, repetitiven Tätigkeit keine guten Berufschancen.

Um aus einseitigen Tätigkeiten resultierende Muskel- und Skeletterkrankungen zu vermeiden, gilt es zunächst, über die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes die Belastung zu reduzieren. Da dauerhaft repetitive Arbeiten – selbst bei bester Gestaltung des Arbeitsplatzes – gesundheitsschädlich sind, sind auch organisatorische Maßnahmen meist unumgänglich. Die abwechslungsreiche Gestaltung der Arbeit durch Rotationsmodelle und regelmäßige Tätigkeitswechsel kann hier Abhilfe schaffen. Sind die ersten Hindernisse, wie beispielsweise die Vermittlung der erforderlichen Kenntnisse, ausgeräumt, zeigen sich die vielen Stärken solcher Modelle weit über den ArbeitnehmerInnenschutz hinaus. Arbeiterinnen, die durch abwechslungsreiche Tätigkeiten neue Fähigkeiten erwerben, können leichter Auftragsschwankungen und Krankenstände kompensieren und profitieren auf vielen Ebenen persönlich von einer abwechslungsreichen Tätigkeit.

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