Gesunde Arbeit

Herausforderung Homeoffice und mobile Arbeit

Homeoffice ist seit 2020 für viele ArbeitnehmerInnen zum Alltag geworden. Neben den Vorteilen mobiler Arbeit birgt das Arbeiten zu Hause aber auch gewisse Risiken. Umso wichtiger ist es, auf Betriebsebene geeignete Rahmenbedingungen zu etablieren und die Arbeit im Homeoffice gemeinsam zu gestalten.
Mobile Arbeit: Zahlreiche berufliche Tätigkeiten können aufgrund ihrer spezifischen Anforderungen nicht von zu Hause aus erledigt werden. Dies betrifft z. B. Beschäftigte im Außendienst, auf Montage bzw. im Liefer- und Transportwesen.
Die Rahmenbedingungen der Arbeit im Homeoffice (Ausstattung, Arbeitszeiten, Erreichbarkeit etc.) sollen in einer Homeoffice-Betriebsvereinbarung festgehalten werden.
Ein ergonomisch gut gestalteter Bildschirmarbeitsplatz im Homeoffice beugt gesundheitlichen Problemen vor.
Außendienstmitarbeiter steht vor seinem Auto Mobile Arbeit: Zahlreiche berufliche Tätigkeiten können aufgrund ihrer spezifischen Anforderungen nicht von zu Hause aus erledigt werden. Dies betrifft z. B. Beschäftigte im Außendienst, auf Montage bzw. im Liefer- und Transportwesen.
Frau im Homeoffice Die Rahmenbedingungen der Arbeit im Homeoffice (Ausstattung, Arbeitszeiten, Erreichbarkeit etc.) sollen in einer Homeoffice-Betriebsvereinbarung festgehalten werden.
Schematische Darstellung Bildschirmarbeitsplatz Ein ergonomisch gut gestalteter Bildschirmarbeitsplatz im Homeoffice beugt gesundheitlichen Problemen vor.

Mobile Arbeit ist in vielen Branchen und Unternehmen mittlerweile etwas Alltägliches. Vor allem seit Beginn der Coronapandemie arbeiten plötzlich österreichweit mehr ArbeitnehmerInnen als je zuvor von zu Hause aus. Die fortgeschrittene Informations- und Kommunikationstechnologie macht es möglich, Arbeiten in sehr vielen Bereichen ortsunabhängig durchführen zu können. Doch mobiles Arbeiten umfasst eine Reihe an unterschiedlichen Arbeitsformen.

Mobiles/ortsflexibles Arbeiten
Unter dem Begriff mobiles bzw. ortsflexibles Arbeiten wird eine Reihe an Arbeitsformen zusammengefasst. Grundsätzlich wird unter mobilem Arbeiten die Arbeit außerhalb eines Büros bzw. des betrieblichen Arbeitsplatzes verstanden. Hierfür werden unterschiedliche Begriffe verwendet, die an dieser Stelle definiert und voneinander abgegrenzt werden sollen (Definition mobiler Arbeitsformen nach BAuA, Schröder, 2018):

Homeoffice: Hierunter versteht man die gelegentliche oder teilweise Tätigkeitsausübung von zu Hause aus. Vor allem während der Coronapandemie und zu Lockdown-Zeiten wurde die Arbeit von vielen Personen vorübergehend auch Vollzeit von zu Hause aus ausgeübt.

Telearbeit: Unter Telearbeit wird die regelmäßige oder dauerhafte Arbeit zu Hause verstanden. Für die Arbeiten werden Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt.

Remotearbeit: Von Remotearbeit wird dann gesprochen, wenn es sich um ausschließlich virtuelles Arbeiten handelt, wobei die Arbeit von überall möglich ist. Hier gibt es in der Regel auch keinen Büroarbeitsplatz bzw. ist auch keine Präsenz im Unternehmen erforderlich.

Einen weiteren Aspekt des mobilen Arbeitens stellt die berufliche Mobilität dar. Darunter werden Tätigkeiten zusammengefasst, die ebenfalls außerhalb des Unternehmenssitzes erbracht werden, die aufgrund ihrer Anforderungen jedoch nicht von zu Hause aus erledigt werden können. Darunter fallen beispielsweise Arbeiten, die bei KundInnen erledigt werden, mobile Tätigkeiten, Montage, Service, Lieferungen, Transporte etc.

Da seit Beginn der Coronapandemie viele Unternehmen vermehrt auf die Arbeit im Homeoffice setzen, wird dieser Aspekt des mobilen Arbeitens nun näher beleuchtet.


Arbeiten im Homeoffice
Unter einem Homeoffice-Arbeitsplatz versteht man meist einen fix eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz im Privatbereich der ArbeitnehmerInnen. Hierbei werden in vielen Fällen gewisse Arbeitsmittel vom/von der ArbeitgeberIn zur Verfügung gestellt (beispielsweise Laptop, Tastatur, Maus, Bildschirm, Mobiltelefon, Headset etc.), für den Arbeitsplatz selbst sind meist die ArbeitnehmerInnen verantwortlich (geeigneter Raum, Tisch, Stuhl etc.). Durch die Arbeit von zu Hause aus können sich unterschiedliche Vor- und Nachteile für die ArbeitnehmerInnen ergeben:

Vorteile: Zu den Vorteilen von Homeoffice zählen die persönlichen Handlungs- und Entscheidungsspielräume, die dadurch für ArbeitnehmerInnen entstehen, sowie eine höhere Autonomie. Es ergeben sich Vorteile bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, da Pendelstrecken und die dafür benötigte Zeit wegfallen.

Nachteile: Es kann jedoch auch zu einer Reihe an Nachteilen kommen. So sind ArbeitnehmerInnen, die im Homeoffice tätig sind, selbst für die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes verantwortlich. Auch wenn ArbeitgeberInnen einige Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, sind ArbeitnehmerInnen selbst dafür zuständig, ihren Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten. Oft ergeben sich aufgrund der Umgebungsbedingungen oder Wohnverhältnisse auch gewisse Einschränkungen. Zudem kann es zu einem Gefühl der Isolation kommen, wenn weniger persönlicher Austausch mit den KollegInnen möglich ist, und auch die Kommunikation innerhalb von Arbeitsteams kann darunter leiden. Eine weitere Herausforderung kann die Entgrenzung sein, da die klare Trennung von Arbeit und Freizeit schwerer fällt oder das Gefühl entsteht, ständig erreichbar sein zu müssen. Auch im Homeoffice ist es wichtig, geregelte Arbeitszeiten und entsprechende Pausen einzuhalten, da andernfalls die Gefahr von schlechter Erholung und des Nicht-abschalten-Könnens besteht. Das kann das Stresserleben erhöhen und auf lange Sicht etwa zu Überarbeitung, Schlafstörungen, Erschöpfungszuständen und Niedergeschlagenheit oder zu Burn-out führen.

Neue gesetzliche Regelungen
Vor der Coronapandemie gab es kaum rechtliche Regelungen für die Arbeit im Homeoffice. Da es seit 2020 jedoch zu einer massiven Verbreitung der Arbeit in den eigenen vier Wänden gekommen ist, haben sich die Sozialpartner für neue gesetzliche Bestimmungen eingesetzt, die 2021 dann auch implementiert werden konnten:

Einvernehmliche Absprache: Die Arbeit im Homeoffice bleibt freiwillig und ist nur im Einvernehmen zwischen ArbeitgeberIn und ArbeitnehmerIn möglich. Niemand kann damit zur Arbeit im Homeoffice gezwungen werden und ein Rücktritt von der Vereinbarung ist ebenso möglich.

Homeoffice-Betriebsvereinbarung: Diese Betriebsvereinbarungen sollen auf betrieblicher Ebene regeln, welche Beschäftigungsgruppen in welchem Ausmaß im Homeoffice arbeiten können, welche technische Ausstattung vom/von der ArbeitgeberIn zur Verfügung gestellt wird und in welcher Höhe Kosten übernommen werden, aber auch welchen zeitlichen Umfang die Homeoffice-Arbeit einnimmt.

Unfallversicherung im Homeoffice: ArbeitnehmerInnen, die im Homeoffice tätig sind, steht ein erweiterter Unfallversicherungsschutz zu. Das betrifft Unfälle in den eigenen vier Wänden, aber auch Wegunfälle wie beispielsweise vom Homeoffice in die Arbeitsstätte (oder umgekehrt), zu einem Arzttermin, zur Interessenvertretung oder zur Kinderbetreuungseinrichtung.

Anwendbarkeit von Gesetzen: Die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes (AZG) sowie des Arbeitsruhegesetzes (ARG) gelten auch im vollen Umfang im Homeoffice. Dies ist vor allem deswegen wichtig, damit die Ruhezeiten auch bei der Arbeit zu Hause eingehalten werden. Ebenso gilt das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) – mit Ausnahme der arbeitsstättenbezogenen Regelungen – auch im Homeoffice. „Es besteht für ArbeitgeberInnen die Pflicht, die Beschäftigten in Fragen der Arbeitsplatzgestaltung bzw. des Gesundheitsschutzes zu unterweisen“, erläutern die Juristen Michael Gogola von der Gewerkschaft GPA und Florentin Döller von der AK Wien. „Überdies ist von den ArbeitgeberInnen eine Evaluierung möglicher gesundheitlicher Belastungen bei der Arbeit im Homeoffice vorzunehmen, eine Musterevaluierung zur besseren Überprüfbarkeit möglicher belastender Faktoren wird erstellt.“

Homeoffice gestalten
Damit die Arbeit im Homeoffice gut organisiert ist und das Wohl der ArbeitnehmerInnen ins Zentrum rückt, sind BetriebsrätInnen, Sicherheitsvertrauenspersonen und Sicherheitsfachkräfte gefragt. Sie helfen auf Betriebsebene, geeignete Rahmenbedingungen für die Arbeit im Homeoffice zu etablieren.

Arbeitszeit gestalten: Damit die Arbeit im Homeoffice für alle Beteiligten gut funktioniert, müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Idealerweise werden diese Regelungen im Rahmen einer Betriebsvereinbarung festgelegt, aber auch individuelle Einzelvereinbarungen können zum Einsatz kommen. So ist es beispielsweise von großer Bedeutung, Arbeitszeiten festzulegen und explizite Regelungen zu Erreichbarkeit und Anwesenheit zu vereinbaren. Für eine erfolgreiche Etablierung der Arbeit im Homeoffice braucht es zudem eine Vertrauenskultur sowie bei der Vereinbarung von Arbeitszielen realistische Arbeitspakete – denn Arbeiten im Homeoffice darf keinesfalls bedeuten, dass ArbeitnehmerInnen ständig erreichbar oder in Rufbereitschaft sind bzw. auch außerhalb der vereinbarten Arbeitszeiten Tätigkeiten verrichten müssen.

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Ein weiterer Aspekt, der bei Arbeiten im Homeoffice zu berücksichtigen ist, ist die Gestaltung des Arbeitsplatzes. Denn eines ist klar: „Bildschirmarbeit ist im Homeoffice körperlich genauso beanspruchend wie im Büro der firmeneigenen Arbeitsstätte“, betont Sicherheitsfachkraft Harald Bruckner von der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit in der AK Wien. Er bezieht sich dabei auf die Belastungen der Augen sowie muskuläre Verspannungen in den Schultern und der Wirbelsäule. Um gesundheitliche Probleme wie Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfälle, Probleme mit den Augen oder den sogenannten „Mausarm“ zu vermeiden, muss auch im Homeoffice vermehrt auf Gesundheitsgefahren geachtet werden. Ein Wissenstransfer bezüglich ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung ist wichtig, damit auch ArbeitnehmerInnen zu Hause ihren Arbeitsplatz so einrichten können, dass dieser ergonomisch gestaltet ist. Zudem braucht es Regeln bezüglich der Bereitstellung und Kostenübernahme von Arbeitsmitteln. Das Ziel ist klar: „Homeoffice darf keine Nachteile gesundheitlicher oder finanzieller Natur für die ArbeitnehmerInnen mit sich bringen“, so Bruckner.

Kommunikation fördern: Um zu verhindern, dass es durch geringere soziale Kontakte zum Gefühl von Isolation oder Abgeschnittensein vom Team kommt, sollten entsprechende Kommunikationskanäle für die Beschäftigten eingerichtet werden. Hierbei sollte ebenso darauf geachtet werden, dass BetriebsrätInnen für ihre KollegInnen verfügbar sind. Regelmäßige persönliche Treffen sind wichtig, um das Teamgefühl zu stärken und einen wertvollen Austausch zu ermöglichen. Diese beispielhaften Maßnahmen können zur psychischen Gesundheit der ArbeitnehmerInnen beitragen und dafür sorgen, nicht das Gefühl entstehen zu lassen, mit allen Herausforderungen allein dazustehen.

Newsletterauswahl

Newsletter

Geschlecht
Geschlecht:
Name

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzerklärung zu.

Eine Initiative von ÖGB und ÖGB © Gesunde Arbeit 2022