Gesunde Arbeit

Arbeitsplatz Fahrrad – TOP-Prinzip statt TOP-Belastung

Sich Essen oder Getränke liefern zu lassen ist oftmals Teil einer entspannten Mittagspause oder eines gemütlichen Abends. Die Fahrer:innen mit ihren bunten Transportboxen am Rücken sorgen für eine rasche Anlieferung. Wie es um deren Sicherheit und Gesundheit steht, gilt es jedoch zu hinterfragen.
Die Zustellung wird allzu oft am Rücken der beschäftigten Fahrer:innen ausgetragen.
Arbeitsplatz Fahrrad Die Zustellung wird allzu oft am Rücken der beschäftigten Fahrer:innen ausgetragen.

Die prekären Arbeitsverhältnisse in der Branche werden immer wieder medial aufgezeigt. Ein bisher unterbeleuchteter Teil sind die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Arbeit. Einerseits sind die Umgebungseinflüsse, wie Wind und Wetter, eine Herausforderung. Andererseits ist die Arbeit im Straßenverkehr mit einem hohen Unfallrisiko und einer ständigen Lärm- und Abgasexposition verbunden. Besonders ins Auge stechen jedoch die teils überdimensionalen Transporttaschen am Rücken der Rider. Die oftmals stark nach unten hängenden Taschen machen das Problem offensichtlich. Das Gewicht am Rücken belastet den Muskel- und Bewegungsapparat und führt zu Schmerzen am Rücken, an Händen und/oder Handgelenken.

Daten belegen Handlungsbedarf Laut einer Studie des European Centre for Social Welfare Policy and Research berichten über 84 Prozent der befragten österreichischen Rider von gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Dass Handlungsbedarf besteht, lässt sich neben der wachsenden Beschäftigtenzahl vor allem an den stark steigenden Unfallzahlen ablesen. Nicht außer Acht lassen sollte man auch die psychischen Belastungen. Denn beinahe 50 Prozent der Befragten gaben an, bei ihrer Arbeit erniedrigendem Verhalten oder Beleidigungen ausgesetzt zu sein.

Grenzen statt Belastungen ohne Ende Eines ist klar: Die Arbeit der Rider ist ein echter Knochenjob. Und der Druck könnte noch weiter ansteigen. Denn immer kürzere Lieferzeiten und immer höhere Gewichte – Stichwort „Zustellung für den Lebensmittelhandel“ – zeichnen sich bereits als Trends ab. Für die körperliche Belastung macht es auch einen Unterschied, ob ein E-Bike zum Einsatz kommt oder nicht. Hinzu kommt außerdem das schwere Tragen der Rucksäcke bis zur Wohnungstüre, vor allem dann, wenn es keine Aufzüge gibt. Eine fachgerechte, durch Ergonom:innen durchgeführte Arbeitsplatzevaluierung, die alle physischen Belastungen miteinbezieht, würde wohl aufzeigen, wo die Grenzen der Belastbarkeit bereits überschritten werden.

TOP-Prinzip statt TOP-Belastung Für die Zustellung wird meist auf Boxen mit rucksackähnlichen Trägern zurückgegriffen. Einige können mittels Reißverschlusses noch vergrößert werden. Über die maximale Beladung der Rucksäcke gibt es seit vielen Jahren massive Diskussionen. Gesunde und sinnvolle Alternativen wären ein Transport am Gepäckträger oder – bei größeren Lasten – ein Anhänger oder Lastenrad. Solange die Gewichte weiterhin am Rücken der Fahrer:innen lasten, so lange müssen deren Bandscheiben anstelle der Fahrradstoßdämpfer jede Bodenwelle ausgleichen. Das TOP-Prinzip des Arbeitnehmer:innenschutzes muss auch hier angewandt werden. Auch in Bezug auf das Fahrverhalten (Schwerpunkt, Schulterblick etc.) steigen mit der Größe und dem Gewicht der Last auch die Probleme und Gefahren.

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