Gesunde Arbeit

Neue Studie: Wie geht es den EssenszustellerInnen?

Die radelnden BotInnen von Lieferando, Mjam und Co. kennen wir alle – sie strampeln sich für uns ab und liefern unser Essen. Wie schaut es aber mit ihren Arbeitsbedingungen, ihrer Zufriedenheit im Job und ihrer Einstellung zu Gewerkschaften aus? Eine neue Studie liefert die Antworten auf diese Fragen.
Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen von Ridern zeigt sich ein gemischtes Bild: Ungefähr ein Drittel (34 Prozent) ist mit diesen nicht oder gar nicht zufrieden, 44,2 Prozent sind voll oder eher zufrieden.
Fahrradbote bei der Essenszustellung Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen von Ridern zeigt sich ein gemischtes Bild: Ungefähr ein Drittel (34 Prozent) ist mit diesen nicht oder gar nicht zufrieden, 44,2 Prozent sind voll oder eher zufrieden.

Die neue, vom Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der Arbeiterkammer Wien geförderte Studie des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung „Arbeitnehmer*innen-Vertretung in der Gig Economy – Erfahrungen von Fahrradzusteller*innen in Österreich“ liefert Forschungsergebnisse zu den Arbeitsbedingungen von EssenzustellerInnen in Österreich. Dafür wurden 303 FahrradzustellerInnen befragt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Onlinebefragung im Überblick:

  • Die Rider in Österreich sind zum Großteil männlich (84,2 Prozent) und mit einem Durchschnittsalter von 30,2 Jahren eher jung, ansonsten aber eine sehr heterogene Gruppe.
  • Je ein Drittel der Befragten sind österreichische Staatsangehörige, EU-BürgerInnen und nicht-EU-BürgerInnen.
  • 41 Prozent haben Matura, 34 Prozent einen Universitätsabschluss und 34 Prozent studieren derzeit.
  • Über 60 Prozent der Befragten arbeiten mehr als 16 Wochenstunden und sind auf das Einkommen aus dieser Arbeit angewiesen, um ihre Rechnungen zu bezahlen.
  • Ungefähr ein Viertel unterstützt mit ihrem Einkommen Familienangehörige.

Gemischtes Bild bei Arbeitsbedingungen
Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen von Ridern zeigt sich ein gemischtes Bild: Ungefähr ein Drittel (34 Prozent) ist mit diesen nicht oder gar nicht zufrieden, 44,2 Prozent sind voll oder eher zufrieden. Viele Rider haben Spaß bei der Arbeit und schätzen die Möglichkeit, arbeiten zu können, wann und wie viel sie wollen. Hinsichtlich Bezahlung sind 42,9 Prozent eher nicht oder überhaupt nicht zufrieden, ein Drittel der Befragten gab an, voll oder eher zufrieden zu sein.

Gefährliche und unwürdige Arbeitssituationen als Problem
Gefährliche und unwürdige Arbeitssituationen scheinen ein großes Problem dazustellen: 84,2 Prozent der Rider berichten von gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Etwa die Hälfte war während der Arbeit mit erniedrigendem Verhalten (49,8 Prozent) und Beleidigungen (44,6 Prozent) sowie ein Viertel mit Drohungen konfrontiert. Ein Drittel (35 Prozent) der weiblichen Rider berichten von unerwünschten sexuellen Annäherungsversuchen.

Aufholbedarf bei zur Verfügung gestellten Arbeitsmitteln
Arbeitsmaterialien wie Helm, Arbeitskleidung und Rucksack werden circa zwei Dritteln der Befragten kostenlos vom Unternehmen zur Verfügung gestellt. Ein weiteres Drittel bekommt diese Arbeitsmaterialien gegen eine Nutzungsgebühr. Ob es dabei um eine Gebühr oder um eine zurückzuerstattende Kaution handelt, ist nicht klar ersichtlich. Der Mehrheit der Befragten (64,0 Prozent) wird kein Fortbewegungsmittel vom/von der ArbeitgeberIn zur Verfügung gestellt, bei lediglich 21,1 Prozent ist dies umsonst. 14,9 Prozent müssen eine Nutzungsgebühr zahlen.

Autonomie, Überwachung und Zeitdruck
76,2 Prozent der Rider fühlen sich frei zu entscheiden, wann und wie viel sie arbeiten. Gleichzeitig wird jedoch die Autonomie von Ridern in mancherlei Hinsicht eingeschränkt: Über die Hälfte der Rider stehen öfter unter Zeitdruck. Mehr als die Hälfte der Rider fühlt sich vom Unternehmen, für das sie Arbeiten, bei der Arbeit überwacht. Auch Bewertungsmechanismen, die etwa auf die Vergabe von Schichten und Aufträgen einen Einfluss haben, können die Autonomie von Ridern reduzieren. 49,2 Prozent gaben an, dass ihre Performance von dem Unternehmen, für das sie arbeiten, bewertet wird, 14,9 Prozent verneinten dies.

Positive Einstellung zu Gewerkschaften
Die Einstellungen von Ridern zu Gewerkschaften können als außerordentlich positiv beschrieben werden: 51,2 Prozent haben im Allgemeinen eine sehr positive oder eher positive Einstellung zu Gewerkschaften. Der Anteil der Rider mit einer eher negativen oder sehr negativen Einstellung ist mit 5,7 Prozent sehr gering. Rider treten Gewerkschaften bei, weil sie die Arbeit von Gewerkschaften wichtig finden, um Unterstützung bei Problemen zu bekommen und/oder um sich mit anderen Ridern zu solidarisieren. Als Gründe gegen einen Beitritt wurden am häufigsten mangelnden Wissen über Gewerkschaften und mangelnde Beitrittsaufforderungen genannt.

Newsletterauswahl

Newsletter

Geschlecht
Geschlecht:
Name

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzerklärung zu.

Eine Initiative von ÖGB und ÖGB © Gesunde Arbeit 2022