Gesunde Arbeit

ESENER 2019: Wie steht’s um Österreich?

Wie gehen österreichische Unternehmen mit Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz um? Die Antwort darauf gibt die Europäische Unternehmenserhebung über neue und aufkommende Risiken (ESENER 2019).
ESENER 2019: Digitale Technologien und potenzielle Auswirkungen auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, 2019 (% Betriebe, Österreich)
Durchgeführte Präventionsmaßnahmen in österreichischen Betrieben in den letzten 3 Jahren
Grafik: ESENER 2019: Digitale Technologien und potenzielle Auswirkungen auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, 2019 (% Betriebe, Österreich) ESENER 2019: Digitale Technologien und potenzielle Auswirkungen auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, 2019 (% Betriebe, Österreich)
Grafik: Durchgeführte Präventionsmaßnahmen in österreichischen Betrieben in den letzten 3 Jahren Durchgeführte Präventionsmaßnahmen in österreichischen Betrieben in den letzten 3 Jahren

Die Unternehmensumfrage gibt Aufschluss darüber, wie es in europäischen Betrieben aussieht, und fragt bei jenen Personen nach, die am besten über ArbeitnehmerInnenschutz und seine Handhabung am Arbeitsplatz Bescheid wissen. Die Ergebnisse zeigen Handlungsbedarf und -ansätze für politische EntscheidungsträgerInnen und ArbeitgeberInnen auf, um Beschäftigte besser zu schützen und ihre Gesundheit am Arbeitsplatz zu sichern.

Methodik der ESENER-Erhebung
Im Vergleich zur ersten Befragung 2009 wurden die geografische Abdeckung und die Zahl der befragten Betriebe erhöht. Es wurden Unternehmen bereits ab fünf ArbeitnehmerInnen befragt, die Sektoren Landwirtschaft und Fischerei kamen dazu. Der Stichprobenumfang reichte von Malta mit 453 bis zu Spanien mit 2.266 Interviews. In Österreich wurden 1.503 Interviews durchgeführt. Das Adressenregister dafür kam von Herold. Die Befragung dauerte im Durchschnitt 23,2 Minuten, die Kooperationsquote in Österreich war geringer als der Durchschnitt aller 33 Länder (25 %). Die befragten Betriebe hatten zum Großteil 10 bis 49 Beschäftigte, gefolgt von Kleinstbetrieben mit 5 bis 9 ArbeitnehmerInnen. Als Sektoren waren Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe und Beherbergung sowie Gastronomie mit einem Drittel am stärksten vertreten.

Erhebungsthemen
Die Erhebung konzentrierte sich auf folgende Schwerpunktthemen:

  • Gesundheits- und Sicherheitsmanagement
  • Umgang mit psychosozialen Risiken
  • Wichtigste Triebkräfte und Hindernisse
  • Einbeziehung der ArbeitnehmerInnen

Befragt wurden bei Kleinunternehmen hauptsächlich GeschäftsinhaberInnen und leitende Angestellte ohne besondere Aufgaben im ArbeitnehmerInnenschutz. Bei Großbetrieben rückten ExpertInnen für ArbeitnehmerInnenschutz ohne Managementfunktion an erste Stelle.

Ermittelte Risikofaktoren
Die am häufigsten genannten gesundheitlichen Gefährdungen im Betrieb sind sich wiederholende Hand- oder Armbewegungen sowie langes Sitzen. Der Umgang mit schwierigen KundInnen, PatientInnen und SchülerInnen sowie der zunehmende Zeitdruck werden gleich darauf genannt.

Digitale Technologien und ihre potenziellen Auswirkungen
Computer, Laptops, Tablets und Smartphones werden in einem Großteil der österreichischen Betriebe sehr häufig eingesetzt. Die potenziellen Auswirkungen dieser Geräte auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten werden eher gering eingeschätzt. Bei derzeit noch nicht so oft eingesetzten Geräten (z. B. Smartwatches, Datenbrillen) oder Robotern werden die Auswirkungen hingegen als sehr hoch eingeschätzt (siehe Grafik).

Gesetzte Maßnahmen in den Betrieben
Die Unternehmensbefragung ESENER 2019 zeigt, dass über 80 % der Betriebe Hilfsmittel zur Unterstützung beim Heben oder Bewegen von Lasten oder bei anderer schwerer körperlicher Arbeit zur Verfügung gestellt haben. Knapp über 70 % der Betriebe stellten ergonomische Sessel oder Schreibtische zur Verfügung. Insgesamt lässt sich ein leichter Rückgang bei den gesetzten Maßnahmen im Vergleich zu ESENER 2014 feststellen (siehe Grafik).

Was motiviert Unternehmen zum Risikomanagement?
Die wichtigsten Gründe, sich mit Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes zu befassen, sind laut den befragten nationalen Betrieben:

  • die Erfüllung der gesetzlichen Auflagen,
  • die Erfüllung der Erwartungen der ArbeitnehmerInnen/ihrer Vertretung sowie
  • die Wahrung des Unternehmensrufes.

Laut Selbstaussage der Befragten liegt Österreich bei den Besuchen der Arbeitsaufsichtsbehörden nach Rumänien an 2. Stelle. 70,7 % der österreichischen Betriebe erhielten in den drei vorhergehenden Jahren Besuch von der Arbeitsinspektion.

Warum treffen Unternehmen keine Maßnahmen?
Die Frage „Warum wird die Arbeitsplatzevaluierung nicht regelmäßig durchgeführt?“ wird von den österreichischen Betrieben wie folgt beantwortet:

  • „Die Gefährdungen und Risiken sind ohnehin bereits bekannt.“
  • •„Es sind keine größeren Probleme vorhanden.“

Die von den Betrieben am häufigsten genannten Schwierigkeiten beim Umgang mit Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sind nach wie vor:

  • „Komplexität der gesetzlichen Aufgaben“,
  • „Zeit- oder Personalmangel“ und
  • „die Unterlagen“.

Mitspracherecht der Beschäftigten
Sicherheits- und Gesundheitsschutzbeauftragte werden in Italien am häufigsten von den ArbeitnehmerInnen gewählt, am seltensten in Tschechien. Österreich liegt im Vergleich am unteren Ende der Skala, weit unter EU-Durchschnitt. Die Ursache dafür könnte sein, dass es üblicherweise erst in Betrieben mit mehr als zehn ArbeitnehmerInnen eine Sicherheitsvertrauensperson (SVP) gibt, die überdies von dem/der ArbeitgeberIn bestimmt wird.

Gefragt, welche ArbeitnehmerInnenvertretung ein Mitspracherecht hat, verwiesen fast 70 % der befragten österreichischen Betriebe auf die Sicherheitsvertrauenspersonen. Interessant wäre, herauszuarbeiten, ob die 30 %, die das nicht so sehen, Betriebe unter zehn ArbeitnehmerInnen betreffen. An 2. Stelle wird der Betriebsrat und an 3. der Arbeitsschutz-Ausschuss genannt.


Es braucht fundierte Ausgangsdaten
Für die bevorstehende ESENER-Befragung im Jahr 2024 braucht es dringend eine aktuelle Arbeitsstättenzählung der Statistik Austria. Umfassende und aktuelle Daten sind einerseits für eine zielgerichtete Prävention von essenzieller Bedeutung und können andererseits von Forschungsinstitutionen genutzt werden, wie z. B. dem österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) oder der Gesundheitsförderung Schweiz.

Apropos Daten: Während Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge bei neu gegründeten Unternehmen von den zuständigen Institutionen prompt eingefordert werden, ist für die Arbeitsinspektion die rasche Einsicht in die von ihr zu kontrollierenden neuen Betriebe nicht gegeben. Dies wäre für die Zukunft jedenfalls wünschenswert.


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