Gesunde Arbeit

Allianz für mehr Fairness am Bau bei Hitze

Der Klimawandel stellt uns auch am Bau vor große Herausforderungen. Die Gesundheit der Beschäftigten muss dabei an oberster Stelle stehen. Aus diesem Grund starten die Bau-Sozialpartner (Gewerkschaft BAU-HOLZ, Bundesinnung Bau und Fachverband der Bauindustrie) gemeinsam mit der ASFINAG eine Bewusstseinskampagne. Dabei werden alle Maßnahmen zum Schutz vor Hitze am Bau aufgezeigt. Auch an Anrainer:innen und Autofahrer:innen ist die Kampagne adressiert.
Arbeiten bei Hitze gefährdet die Gesundheit.
Unter der Hitze leidender Arbeiter Arbeiten bei Hitze gefährdet die Gesundheit.

Brennendes Thema Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Allianz bilden ASFINAG und die Bau-Sozialpartner bei einem im wahrsten Sinne des Wortes brennenden Thema. Der Klimawandel hat direkte Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Vor allem Arbeiten im Freien bei großer Hitze stellen ein gesundheitliches Risiko dar. Dem kann unter anderem durch Verlagerungen der Arbeitszeit in kühlere Tagesrandzeiten und im Extremfall durch „hitzefreie Stunden“ begegnet werden. Ab 32,5 Grad Celsius kann der Arbeitgeber die Schlechtwetterregelung wegen Hitze anwenden. Dazu gibt es noch eine Reihe weiterer, auf Bau-Sozialpartner-Ebene geschaffener, Maßnahmen. Der Schutz der Bauarbeiter:innen vor Hitze hat nicht nur aufgrund der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, sondern auch aufgrund des Produktivitäts-Rückgangs der Bauarbeiter:innen bei extremer Hitze oberste Priorität.

Ziel der Kampagne ist es, die bestehenden Schutzmaßnahmen und Regelungen, welche das Arbeiten trotz extremer Hitze sicherer machen, stärker ins Bewusstsein zu rücken. Außerdem soll die Kampagne auch die Öffentlichkeit, Autofahrer:innen und Anrainer:innen ansprechen, um für mehr Verständnis, zum Beispiel bei Bauzeitverschiebungen in die Morgenstunden, zu sorgen.

GBH-Bundesvorsitzender Abg. z. NR Josef Muchitsch: „Unsere Kampagne soll dafür sorgen, dass Bauarbeiter:innen unter Bedingungen arbeiten, die ihre Gesundheit nicht gefährden. Schutzmaßnahmen wie angepasste Arbeitszeiten, Wassertrinken und ausreichende Pausen sind wesentlich, um die Belastungen durch die Hitze zu minimieren. Die Möglichkeit von ‚Hitzefrei ab 32,5 ° C‘ muss stärker in Anspruch genommen werden. Ich appelliere an alle Baufirmen und Auftraggeber, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit heuer kein Bauarbeiter mehr unter der Hitze leiden muss. Mit unserer Allianz setzen wir ein gemeinsames Zeichen für die Gesundheit unserer Bauarbeiter:innen und sichern gleichzeitig die Qualität und Effizienz bei dringend notwendigen Bauinvestitionen.”

Die ASFINAG wickelt bereits 95 Prozent des gesamten Bauvolumens nach einer entsprechenden Ö-Norm ab, wonach bei Überschreiten der Temperatur von 32,5 Grad Celsius der Fälligkeitstag eventueller Pönalen um diesen Werk- oder Kalendertag verlängert wird. In den heißesten Sommermonaten Juli und August werden Baustellen auf Autobahnen zudem stark reduziert. Auch innerhalb der ASFINAG haben die Gesundheit und die Sicherheit aller Mitarbeitenden oberste Priorität.

ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl: „Dass auf Autobahn-Baustellen die beauftragten Bauunternehmen im Sommer zur Mittagszeit manchmal ihre Arbeiter:innen abziehen, könnte in Zukunft öfter erforderlich sein. Das sollte auch für alle verständlich sein, denn auf Baustellen gibt es keine Klimaanlage wie im Auto. Wir begrüßen mehr Fairness am Bau und am Arbeitsplatz generell, denn auch unsere Mitarbeitenden entlang der Strecke sind von den Folgen des Klimawandels betroffen.“

Extreme Witterungsverhältnisse beeinträchtigen massiv die Produktivität der Mitarbeiter:innen und kein Bauunternehmer kann und wird es sich leisten, diese Einbußen freiwillig in Kauf zu nehmen. Wenn unter solchen Bedingungen gearbeitet wird, dann aufgrund zwingender technischer oder rechtlicher Erfordernisse, die seitens des Auftragnehmers nicht disponibel sind. Umso erfreulicher ist es, dass mit der ASFINAG ein wichtiger Player der Auftraggeber-Seite mit an Bord bei diesem Thema ist.

Dazu der Obmann des Fachverbands der Bauindustrie Peter Krammer: „Ich möchte an dieser Stelle mit der Mär von der bösen Baufirma aufräumen, der die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen egal ist und die bei allen Witterungen ihre Arbeiter:innen auf die Baustellen schickt. Die Gesundheit unserer Leute ist uns wichtig und die schützen wir auch! Dennoch stellen Fertigstellungstermine für jede als Auftragnehmer tätige Baufirma eine Drucksituation dar und das Problem der zeitabhängigen Baustellen- und Overhead-Kosten – sprich die bei einer Bauzeitverlängerung zusätzlich anfallenden Kosten – ist ungeklärt. Hier werden noch Lösungen zu diskutieren sein.“


Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz trotz Hitze Die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze können in Kombination mit schwerer körperlicher Arbeit enorm sein. Laut Angaben der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA reichen die ersten Symptome von Konzentrationsverlust, Schwindel und Übelkeit bis zu Krämpfen und Bewusstlosigkeit. Das führt zu einem erhöhten Unfallrisiko bis hin zu Langzeitfolgen wie schwerwiegenden Herz-Kreislaufkrankheiten.

DI Raimund Kleinhagauer, Experte für Ergonomie in der AUVA: „Die AUVA unterstützt diese Kampagne, da sie bei der Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Verhältnissen ansetzt, etwa durch die Vermeidung von Hitze und Sonneneinstrahlung. Das entspricht einer Gefahrenbekämpfung an der Quelle und damit dem STOP-Prinzip im Arbeitnehmer:innenschutz. Maßnahmen, die Arbeitgeber setzen können, reichen von der Verlagerung von Arbeitszeiten über die Abschattung von Arbeitsplätzen bis hin zum Rotieren der Arbeiter:innen von stark hitzeexponierten in kühlere Arbeitsbereiche. Das verringert nicht nur die Hitze-, sondern auch die UV-Belastung der Beschäftigten. Die Klimaveränderung bringt schließlich auch eine höhere UV-Belastung mit sich – der „weiße Hautkrebs“ wurde mit 1. März 2024 in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen. Neben verhältnisorientierten Maßnahmen ist auch auf den personenbezogenen Schutz zu achten. Kopfbedeckung und Nackenschutz dürfen auf der Baustelle nicht fehlen, ebenso wie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Sie ermöglicht das Schwitzen und hält die natürliche Kühlfunktion des Körpers aufrecht. Viele weitere Maßnahmen für einen Hitzeschutzplan hat die AUVA in ihrem Merkblatt M.plus 012 zusammengefasst.“

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