Gesunde Arbeit

Cobalt-Grenzwert: Ampel auf Dunkelrot

Wer möchte einen Arbeitsplatz, an dem statistisch gesehen 4 von 10 ArbeitnehmerInnen an Krebs erkranken? Für den Arbeitsstoff Cobalt gibt es in Österreich einen Grenzwert, der 1.000-mal so hoch ist wie der deutsche Wert, der auf einem gerade noch akzeptablen Krebsrisiko basiert. Die Gefahr lauert im Zahnlabor wie im Metallbetrieb.
Der österreichische Grenzwert bedeutet ein extrem hohes Krebsrisiko.
Grafik Cobalt und seine Verbindungen Der österreichische Grenzwert bedeutet ein extrem hohes Krebsrisiko.

Eine AK-Studie über Arbeitsstoffe zeigt, dass in Österreich im Vergleich zu Deutschland noch uralte Grenzwerte gelten. Bei krebserzeugenden Stoffen steht die Gesundheitsrisiko-Ampel oft auf Dunkelrot. Drastisches Beispiel ist der Luftgrenzwert für Cobalt und Cobaltverbindungen am Arbeitsplatz. Er stammt aus dem Jahr 1984 und ist eine sogenannte Technische Richtkonzentration (TRK): Grundlage war, was damals als technisch machbar angesehen wurde. Die Fortschritte der letzten 36 Jahre in Wissenschaft und Technik wurden bislang nicht berücksichtigt.

Verwendung und Gefahren
Cobalt und seine Verbindungen werden mannigfaltig verwendet, z. B.

  • in der Hartmetallproduktion (Cobaltpulver),
  • beim Beschichten von Metalloberflächen,
  • bei der Herstellung von Batterien, Dentallegierungen, Chemikalien, Magneten u. v. m.,
  • als Färbemittel.

Cobalt-Feinstaub fällt auch unbeabsichtigt an, etwa bei der Bearbeitung von Metall (z. B. Schleifen, Schweißen) oder von cobalthaltigen Werkstücken/Legierungen. Cobalt ist stark krebserzeugend (Lungenkrebs). Außerdem kann es allergische Hautreaktionen und allergisches Asthma auslösen. Damit nicht genug, gefährden die gebräuchlichsten Cobaltverbindungen auch die Fortpflanzungsfähigkeit.

Grenzwert 1.000-fach zu hoch
Der österreichische Grenzwert beträgt 0,5 mg/m³ für bestimmte Verwendungen wie in der Hartmetallherstellung, für die übrigen Verwendungen beträgt er 0,1 mg/m³. Der Grenzwert von 0,5 mg/m³ entspricht einem zusätzlichen Krebsrisiko von ca. 1 zu 1,5. Statistisch gesehen erkranken 4 von 10 ArbeitnehmerInnen an Krebs, wenn sie dem Stoff ein Arbeitsleben lang in der Höhe des Grenzwerts ausgesetzt sind! ArbeitgeberInnen müssen nach dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz zwar Maßnahmen ergreifen, damit der Grenzwert am Arbeitsplatz möglichst weit unterschritten wird. Mangels konkret vorgegebener Werte verspüren sie in der Praxis aber wenig Druck zur Minimierung.

Ampel auf Grün schalten
In Deutschland gilt eine „Toleranzkonzentration“, die ein Krebsrisiko von 1 zu 250 bedeutet. Das ist die Grenze vom roten zum gelben Ampelbereich. ArbeitgeberInnen müssen aber einen Plan für Schutzmaßnahmen entwickeln, um mittelfristig unter eine „Akzeptanzkonzentration“ von 0,0005 mg/m³ zu kommen. Das entspricht einem Risiko von 1 zu 2.500, was in Deutschland politisch gerade noch akzeptiert wird. Es markiert den Beginn des grünen Ampelbereichs. Der österreichische Grenzwert liegt mit 0,5 mg/m³ für bestimmte Verwendungen aber 1.000-mal so hoch! Selbst der Grenzwert für die übrigen Verwendungen ist mit 0,1 mg/m³ immer noch 200-mal so hoch. Langfristiges Ziel ist in Deutschland übrigens ein Grenzwert von 0,00005 mg/m³, entsprechend einem Krebsrisiko von 1 zu 25.000. Höchste Zeit, dass auch Österreich sich auf den Weg macht.

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