Viele arbeitsbedingte Krebserkrankungen und Tote wären zu verhindern
„Da muss in den Betrieben noch viel Aufklärung geleistet werden, wenn man die Zahl der 1.800 Krebstoten, deren Krankheit am Arbeitsplatz ausgelöst wurde, ernsthaft reduzieren will“, ist Kalliauer überzeugt.
Bei einer internationalen Fachtagung zum Thema karzinogene Arbeitsstoffe in der Linzer Arbeiterkammer belegten das neueste Zahlen der Arbeitsinspektion. Diese überprüfte 300 Unternehmen, die mit krebserregenden Stoffen arbeiten, ob sie Expositionsermittlungen durchführen (das Wort „Exposition“ steht in der Medizin für das Ausgesetztsein von Menschen gegenüber schädigenden Einflüssen).
Die Ergebnisse sind erschütternd:
- 33 Prozent der Betriebe führen keine Expositionsermittlung durch bzw. haben keine Mess- oder Ermittlungsergebnisse. Das heißt auf gut deutsch: Ein Drittel der Betriebe kann nicht einmal sagen, welche und wieviele ArbeitnehmerInnen den verwendeten karzinogenen Stoffen ausgesetzt sind und mit welcher Intensität.
- Bei 20 Prozent der Betriebe, die Messungen durchführen, gab es Grenzwert-Überschreitungen. Das heißt: In jedem fünften Betrieb wurden bewusst oder unbewusst Gesundheitsgefährdungen über den Grenzwert hinaus in Kauf genommen!
- 17 Prozent der Betriebe haben keine ausreichende Absaugung.
- 38 Prozent der Betriebe haben kein Verzeichnis gefährlicher Arbeitsstoffe.
Für AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer sind diese Zahlen ein klarer Handlungsauftrag an die Unternehmen: „Es kann nicht sein, dass Beschäftigte bereit sind, ihr Leben zu riskieren, aber andererseits Unternehmen ihre Verantwortung gröblichst vernachlässigen.“ Er fordert, dass die Unternehmen ordentliche Erhebungen machen und darauf aufbauend wirksame Maßnahmen setzen – etwa, dass gefährliche Stoffe durch ungefährliche ersetzt werden.
Außerdem gehören für Kalliauer die Arbeitsinspektorate gestärkt, indem sie mehr Ressourcen und Kompetenzen bekommen. „Wer nicht innerhalb kürzester Zeit Mängel behebt, sollte mit ordentlichen Strafen rechnen müssen. Denn die derzeitigen Geldstrafen sind im Vergleich zu den gesundheitlichen, zum Teil tödlichen Folgen für die Beschäftigten harmlos“, so Kalliauer.
Auch die EU-Ratspräsidentschaft könnte nach Meinung von AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer genützt werden, um das Thema der arbeitsbedingten Krebserkrankungen und Todesfälle aufs Tapet zu bringen: „Die rechtlichen Standards dürfen nicht gesenkt, sondern müssen gehoben werden. Denn es geht um die Gesundheit von Millionen Beschäftigten!“