Gesunde Arbeit

Aggression bitte draußen lassen!

Werden Beschäftigte im Job von KundInnen, KlientInnen oder PatientInnen beschimpft, bedroht oder gar körperlich attackiert, ist das skandalös – aber oft bittere Realität. Gewalt am Arbeitsplatz war auch vor Corona bereits ein großes Thema. Die Krise hat die Situation jedoch zusätzlich verschärft.
Die Aggressivität gegenüber ArbeitnehmerInnen nimmt zu.
aggressiver Kunde Die Aggressivität gegenüber ArbeitnehmerInnen nimmt zu.

Wenn Handelsangestellte von Weihnachten als der friedlichen Jahreszeit lesen, bekommen viele einen Lachkrampf. Denn in der Zeit, in der Besinnlichkeit und Ruhe herrschen sollten, ist die Stimmung oft emotional sehr aufgeladen. Auch abseits des Weihnachtsgeschäfts kommt es regelmäßig zu unnötiger Aggressivität gegenüber Beschäftigten. Etwa wenn ein Artikel ausverkauft ist oder die Maskentragepflicht eingefordert wird. Die Tatsache, dass in einfachen Lebensmittelgeschäften immer häufiger Sicherheitspersonal eingesetzt werden muss, zeugt von dieser bedenklichen Entwicklung. Neben dem Handel sind der öffentliche Verkehr, der Gesundheits- und Sozialbereich und zahlreiche weitere Dienstleistungsbranchen massiv betroffen. Wo Menschen zusammenkommen, spielen Emotionen stets eine große Rolle. Das Ausmaß der Übergriffe wird jedoch oft unterschätzt.

Erschreckende Zahlen
Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat zum Thema Gewalt am Arbeitsplatz geforscht. Die Ergebnisse sind alarmierend: Sieben Prozent der österreichischen ArbeitnehmerInnen haben körperliche Gewalt in der Arbeit erlebt, 16 Prozent müssen regelmäßig verbale Gewalt – wie Beleidigungen und Bedrohungen – erdulden. Ein Viertel berichtet sogar von unangenehmen Anspielungen und Verspottung. Besonders häufig betroffen sind junge Menschen und Beschäftigte mit Migrationshintergrund.

Fürsorgepflicht
AK-Expertin Veronika Hubner-Landertinger rät dazu, entsprechende Vorfälle dem Betriebsrat und den Führungskräften zu melden. Die gesetzliche Fürsorgepflicht greift selbstverständlich auch hier. ArbeitgeberInnen müssen daher Maßnahmen setzen, um Beschäftigte vor verbaler und körperlicher Gewalt zu schützen.

Folgerichtig sind Gewalt und Aggression auch Themen für die Arbeitsplatzevaluierung. Die Maßnahmen können vielfältig sein und sind an die jeweilige Arbeitssituation sowie an die potenzielle Bedrohungssituation anzupassen. Beispiele sind Vermeidung von Alleinarbeit, Rückzugsbereiche für Beschäftigte, gute Beleuchtung oder Deeskalationstrainings. Von großer Wichtigkeit ist jedenfalls eine Betriebskultur, in der derartige Probleme offen angesprochen werden können und nicht schulterzuckend als „normales Berufsrisiko“ abgetan werden.

Die Folgen von Gewalt am Arbeitsplatz können übrigens verheerend sein – nicht nur für die betroffenen Beschäftigten. Ganze Teams beziehungsweise das gesamte Unternehmen kann die Folgen zu spüren bekommen: sinkende Motivation, Angst, Depressionen, gesundheitliche Probleme und Krankenstände.

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