Gesunde Arbeit

Sexuelle Aggression in der Pflege

Bei der Pflege von Menschen entsteht Nähe, etwa bei der Körperpflege oder dem Anziehen. Beruflich Pflegende stehen jeden Tag mit vielen Menschen im Austausch. Entsprechend häufig werden sie Ziel aggressiver Handlungen. Und sie sind davon stärker betroffen als die meisten anderen Berufsgruppen.
ArbeitgeberInnen im Pflegebereich müssen sich klar gegen sexuelle Gewalt positionieren.
Frau hält Arm und Hand gestreckt vor den Körper - Signal: Stopp! ArbeitgeberInnen im Pflegebereich müssen sich klar gegen sexuelle Gewalt positionieren.

Eine Form aggressiven Verhaltens ist die sexuelle Belästigung. Vielfach werden darunter ungewollte Berührungen und sexuelle Gewalt bis hin zur Vergewaltigung verstanden. Doch sexuelle Belästigung braucht keinen Körperkontakt. Es reichen anzügliche Gesten, Worte, Bilder oder Aufforderungen, die Geringschätzung ausdrücken und von Betroffenen als erniedrigend empfunden werden. Sätze wie „Du hast aber einen süßen Po!“ sagen gleichzeitig „Ich kann es mir erlauben, dich zu beurteilen“. Sexuelle Belästigung ist ein Mittel, um echte oder vorgetäuschte Macht und Überlegenheit auszudrücken. Deshalb verletzt sie und hat schädliche Auswirkungen. Angst, Depression, Schlafprobleme, Kopfschmerzen oder berufliche Nachteile können einige der Folgen sein.

Übergriffe nicht tolerieren
Untersuchungen zeigen, dass Pflegerinnen deutlich öfter Ziel von sexueller Belästigung werden als Pfleger. Trotzdem sind auch Männer betroffen. Häufig geht sexuelle Belästigung von den gepflegten Menschen aus. Manche Menschen mit Pflegebedarf nutzen sexuelle Aggression, um eigene Ängste oder die Abhängigkeit von anderen zu überspielen. Menschen mit Demenz überschreiten Grenzen, nicht immer bewusst. Dennoch dürfen Übergriffe nicht toleriert werden.

Pflegende erleben sexuelle Belästigung aber auch durch Familienangehörige der gepflegten Menschen oder durch KollegInnen und Vorgesetzte. Deshalb ist es bei der Prävention von sexueller Belästigung wichtig, alle anzusprechen und nicht einzelne Gruppen herauszugreifen. Ein sicheres Arbeitsumfeld ist Thema aller Menschen, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder mobilen Diensten miteinander zu tun haben.


Was tun?
Zunächst gilt es, Bewusstsein zu schaffen. Eine klare Position der Betriebsleitung gegen Diskriminierung und Aggression ist Grundlage, um offen über sexuelle Belästigung zu sprechen. Diese Haltung muss intern und extern kommuniziert werden. Auch die Konsequenzen bei Verstößen sollen deutlich gemacht werden. Wichtig ist zu wissen, was zur Vermeidung und im Ernstfall zu tun ist. Dabei helfen Schulungen zum Umgang mit und zur Prävention von Aggression und sexueller Belästigung. Nützlich sind Abläufe und Leitlinien, wenn es zu Vorfällen kommt. Dazu gehören auch vertrauenswürdige Beschwerdestellen und Gewaltschutzgruppen.

Sexuelle Belästigung in Pflegesituationen ist Teamsache, bei der alle gemeinsam handeln müssen. Um im Alltag Lösungen zu finden, helfen Fortbildungen zum Thema Sexualität und Pflege. Generell reduziert bedürfnisorientierte Pflege aggressives Verhalten. Es kommt auf die Betriebskultur an. Wird ein wertschätzender Umgang miteinander hochgehalten, entsteht ein sicheres Arbeitsumfeld.

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