Gesunde Arbeit

Gewalt gegen ZugbegleiterInnen: Ängste fahren täglich mit

ArbeitnehmerInnen öffentlicher Verkehrsbetriebe waren in den letzten Monaten mehrfach von gewalttätigen Übergriffen betroffen. Gewalt darf aber weder Arbeitsalltag sein, noch zum Berufsrisiko gehören.
Alle sind sich einig: Gewalt gegen ArbeitnehmerInnen öffentlicher Verkehrsbetriebe muss geahndet werden.
Zugbegleiterin, Zugbegleiter und Polizisten Alle sind sich einig: Gewalt gegen ArbeitnehmerInnen öffentlicher Verkehrsbetriebe muss geahndet werden.

In einem Regionalzug eskalierte ein Streit zwischen zwei Fahrgästen. Der hinzukommende Zugbegleiter und einer der Kontrahenten wurden dabei mit Pfefferspray besprüht und verletzt. An einem anderen Schauplatz attackierte ein Schwarzfahrer eine Fahrscheinkontrolleurin und verletzte diese dabei leicht. Das ist nur die Spitze eines Eisberges derartiger Situationen, die viele KollegInnen von uns leider kennen!

Gewalt hat viele Gesichter
Personaleinsparungen setzen MitarbeiterInnen immer mehr unter Druck. Hinzu kommen nun auch noch das Coronavirus und die Tatsache, dass ArbeitnehmerInnen öffentlicher Verkehrsbetriebe zunehmend Gewalt ausgesetzt sind. Es gibt immer wieder Fahrgäste, die sich weder an die Maskenpflicht halten, noch sich um die Gesundheit anderer in öffentlichen Verkehrsmitteln kümmern. Fußtritte, Fausthiebe, Schläge, Beschimpfungen und Anspucken stehen leider auf der Tagesordnung. Dazu kommt oft das Verfolgen der Kontrollorgane durch Fotografieren, Mitfilmen und das Veröffentlichen der Aufnahmen auf diversen Plattformen. Das Aufrufen zu Gewalt gegen Menschen – und dabei nur einen Ausschnitt zu zeigen – ist menschlich derart verwerflich und überschreitet eine rote Linie. Die Konfliktbereitschaft nahm in den vergangenen Monaten zu, dies mussten wir auch als ArbeitnehmervertreterInnen bedauerlicherweise feststellen. Die VerursacherInnen sind sich nicht bewusst: Hinter jeder Uniform steckt ein Mensch. Daher ist es gerade in dieser Zeit so wichtig, Respekt zu zeigen.

Offenheit und Vertrauen
Dieses Thema muss daher für alle Unternehmen höchste Priorität haben. KollegInnen müssen dazu ermutigt werden, dass sie Übergriffe jeglicher Art nicht als Berufsrisiko abtun, sondern melden und dokumentieren. Es gilt, Gefährdungssituationen sorgfältig zu analysieren. Nur durch einen offenen Umgang mit dem Thema kann das Vertrauen der ArbeitnehmerInnen gestärkt werden.

Kein Kavaliersdelikt
Mit 1. September 2017 wurden die Strafen für Übergriffe auf ArbeitnehmerInnen öffentlicher Verkehrsmittel verschärft. Personen, die gegen BuslenkerInnen, ZugbegleiterInnen, StraßenbahnfahrerInnen oder TicketkontrolleurInnen gewalttätig werden, können im Falle einer Körperverletzung zu bis zu zwei Jahren Haft verurteilt werden. Bei tätlichen Angriffen drohen bis zu sechs Monate Haft oder 360 Tagsätze Geldstrafe. Als tätliche Angriffe gelten beispielsweise Treten, Stoßen oder das Werfen mit Gegenständen. Gestraft wird unabhängig davon, ob es zu einer Verletzung beim Opfer kommt. Durch die Novelle des Strafgesetzbuchs (StGB) wurde das Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Polizei und Justizbeamten gleichgestellt. Auch dort wurden die Strafen bei tätlichen Angriffen verschärft.

Engmaschige Hilfestellung
Die Ursachen und Auswüchse von Gewalt haben viele Gesichter. Mit Prävention kann jede und jeder selbst etwas dagegen tun. Der erste wichtige Schritt ist, Gewalt oder Einschüchterung im Job nicht einfach hinzunehmen, nicht wegzuschauen und offen darüber zu reden. Über die Initiative „Tatort Arbeitsplatz“ der Gewerkschaft vida wird hier rasch und unbürokratisch geholfen – sei es durch Rechtsschutz, Hilfestellung bei den Behörden oder der Zusammenarbeit mit dem Weißen Ring. Denn wir sind der Meinung: Gerade in schwierigen Zeiten ist eine engmaschige Hilfestellung mehr als wichtig und notwendig! Der Grundsatz muss lauten: Schutz muss immer oberste Priorität haben!

Tatort Arbeitsplatz
Um Bewusstsein für das Thema zu schaffen, aber auch, um konkrete Informations- und Serviceleistungen zu bieten, hat die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida 2009 die Initiative „Tatort Arbeitsplatz“ ins Leben gerufen. Zum Projekt gehören Seminare rund um das Thema Gewalt, die Bereitstellung von Materialien und Unterlagen, das Ausarbeiten von Betriebsvereinbarungen oder psychologische Beratungen. vida bietet betroffenen Mitgliedern auch psychosoziale Ersthilfe bei Mobbing oder physischer Gewalt an. Mehr zur Initiative unter www.tatortarbeitsplatz.at.

Folgen von Gewalt am Arbeitsplatz

  • Ängstlichkeit, schwindendes Selbstvertrauen
  • Depression, Aggression, Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • fehlende Motivation, verminderte Arbeitszufriedenheit
  • geringe bis keine Bindung mehr an das Unternehmen
  • unsicheres Verhalten und Tendenz zu Fehlentscheidungen
  • starke Belastungen der zwischenmenschlichen Beziehungen
  • PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung)
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