ÖGB-Katzian: Arbeitszeitverkürzung und Planbarkeit statt 12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche!
„Die von der Regierung vorgelegten Regelungen zur Arbeitszeit würden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr viel kosten: Freizeit, Geld und Gesundheit. Gegen diesen Raubzug mobilisieren ÖGB und Gewerkschaften ab sofort“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: „Es geht los mit Betriebsräte-Konferenzen in allen Bundesländern. Anschließend werden die ArbeiterInnen und Angestellten in ganz Österreich Betriebsversammlungen abhalten. Und am 30. Juni gehen wir in Wien auf die Straße.“ Sollte der Entwurf der Regierung am 5. Juli trotzdem in dieser Form beschlossen werden, wird es weitere Aktionen geben. Katzian: „Wir werden uns mit allen uns zur Verfügung stehenden legalen Mitteln gegen den 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche zur Wehr setzen!“
Wir kämpfen für ein gutes Leben für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer!
Hunderte Kollektivverträge und Tausende Betriebsvereinbarungen machen Arbeit flexibel. Sie sorgen für gesunde Rahmenbedingungen. „Wir lassen nicht zu, dass die Betriebsvereinbarungen ausgehebelt werden. 12-Stunden-Tage darf es auch weiterhin nur mit Zustimmung des Betriebsrats geben, denn sie sorgen dafür, dass auch die ArbeitnehmerInnen etwas von der geforderten Flexibilität haben“, sagt Katzian. Flexibilität im Sinne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heißt: Planbare Arbeit, Selbstbestimmung und Arbeitszeitverkürzung.
Warum ÖGB und Gewerkschaften den Regierungsvorschlag ablehnen
Die Arbeitszeit wird nicht flexibler, nur länger. Im Vorschlag steht kein Wort zu Freizeit, Wahlmöglichkeit, langen Wochenenden:
- Bisher ist 12 Stunden arbeiten nur im Ausnahmefall möglich, dafür sind Betriebsvereinbarungen notwendig. Darin ist meist geregelt, dass man Überstunden ohne Begründung ablehnen kann, und in vielen Fällen bekommen die ArbeitnehmerInnen zusätzliche Freizeit.
- Künftig müssen sich die ArbeitnehmerInnen rechtfertigen, und die privaten Interessen werden mit den betrieblichen abgewogen.
- Bisher musste der Chef begründen, warum 12 Stunden notwendig sind, jetzt muss der/die ArbeitnehmerIn begründen, warum das nicht geht! Private Interessen (Familie, Freunde, Vereine, Erholung, …) werden da nicht reichen.
- Auch Arbeit am Wochenende kann leichter angeordnet werden.
Die Regierung greift ins Geldbörsel der ArbeitnehmerInnen und Arbeitnehmer. Viele ArbeitnehmerInnen werden deutlich weniger Überstundenzuschläge bekommen:
- Bei erhöhtem Arbeitsbedarf sind derzeit bis zu 60 Wochenstunden möglich – aber nur mit Betriebsvereinbarung. Betriebsräte setzen in diesen Vereinbarungen oft höhere Zuschläge oder längere Freizeitblöcke durch. Künftig gibt es auch für die 11. und 12. Stunde nur die gesetzlichen 50 Prozent Überstundenzuschlag. Die Mitwirkungsrechte der Betriebsräte werden gestrichen.
- In Zukunft kann bei Gleitzeit an fünf Tagen in der Woche bis zu 12 Stunden zuschlagsfrei gearbeitet werden. Derzeit sind bei Gleitzeit höchstens 10 Stunden täglich möglich. Jede längere Arbeitszeit geht nur mit Zuschlägen. Somit ist künftig eine zuschlagsfreie 60-Stunden-Woche möglich. Das betrifft 1 Million ArbeitnehmerInnen.
- Sehr unsicher sind die Auswirkungen der Neuregelung bei All-in-Verträgen und Überstundenpauschalen. Es ist zu befürchten, dass damit für dasselbe Geld länger gearbeitet werden muss.
Lang arbeiten macht krank und führt zu Unfällen. Viele Studien belegen die Auswirkungen von überlangem Arbeiten:
- Länger arbeiten macht müde, mehr Unfälle passieren.
- Ab der 10. Arbeitsstunde geschehen die meisten Arbeitsunfälle.
- Nach 12 Stunden Arbeit wird auch der Heimweg zur Gefahr.
- Je länger die Wochenarbeitszeit, desto mehr Herz-Kreislaufbeschwerden.
- Burn-out-Risiko steigt, wenn man regelmäßig länger als 40 Stunden arbeitet.
- Über 55 Wochenstunden: Schlaganfallrisiko steigt um 33 Prozent.
- Über 55 Wochenstunden: Herzinfarktrisiko steigt um 13 Prozent.
- Mehr Arbeit bedeutet weniger Freizeit für Erholung und gesundheitsfördernde Sport-Aktivitäten.
- Lange Arbeit muss durch lange Freizeitblöcke ausgeglichen werden. Dafür sorgt jetzt noch der Betriebsrat.