Gesunde Arbeit

Neu: Leitfaden zur Beurteilung langer Arbeitszeiten

Die Fertigstellung der neuen arbeitsmedizinischen Leitlinien zur gesundheitlichen Beurteilung langer Arbeitszeiten der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin (ÖGA) ist auf der Zielgeraden. Die „Gesunde Arbeit“ bekam einen ersten Einblick.
Für SchwerarbeiterInnen sind lange Arbeitszeiten aus arbeitsmedizinischer Sicht ein klares No-Go.
Arbeiter am Hochofen Für SchwerarbeiterInnen sind lange Arbeitszeiten aus arbeitsmedizinischer Sicht ein klares No-Go.

Wissenschaftlich ist gesichert: Lange Arbeitszeiten bergen Gesundheitsrisiken. Anlässlich des von der Regierung eingeführten 12-Stunden-Arbeitstages wird der Leitfaden zur arbeitsmedizinischen Beurteilung langer Arbeitszeiten der ÖGA auf den neuesten Erkenntnisstand gebracht. Die Neufassung liefert einen Überblick über aktuelle Literatur und wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Gesundheitsgefahren der Arbeitszeitausweitung. „Die ÖGA möchte mit dem Leitfaden bei der Evaluierung und Bewertung von Arbeitsbedingungen in Zusammenhang mit langen Arbeitszeiten unterstützen und Maßnahmenempfehlungen bereitstellen“, erklärt Dr. Erich Pospischil, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin.

Arbeitszeitausweitung ist „nicht gesund“
Fakt ist: Die Arbeitszeitausweitung der Regierung wird von der ÖGA als „nicht gesund“ eingestuft. Vor allem die Kombination von langen Arbeitszeiten mit weiteren Gesundheitsrisiken wie Nachtarbeit, hohen Konzentrationserfordernissen, vorhandenen Gefahrenstoffen, Hitze, ungeregelten Pausen etc. wird als besonders kritisch gesehen. „Wird Schwerarbeit (>2.000 kcal für Männer und >1.400 kcal für Frauen) geleistet, sind lange Arbeitszeiten aus arbeitsmedizinischer Sicht ein klares No-Go“, so Pospischil. Darüber hinaus warnt die ÖGA vor der zunehmenden Gefahr eines Arbeitsunfalls: Je länger gearbeitet wird, desto größer ist auch das Unfallrisiko zu bewerten.

Mehr Arbeitszeit = mehr arbeitsbedingte Erkrankungen
Der Zusammenhang zwischen langen Arbeitszeiten und arbeitsbedingten Erkrankungen wird in den neuen Leitlinien durch aktuelle Studienergebnisse neuerlich belegt: So können lange Arbeitszeiten das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte, Thrombosen, Diabetes, Muskel-Skelett-Erkrankungen u. v. m. erhöhen. Auch psychische Beschwerden wie etwa Depression, erhöhter Alkoholkonsum oder Übergewicht sind mit langen Arbeitszeiten assoziiert. „Der 12-Stunden-Tag kann gesundheitliche Probleme mit sich bringen. Viel Leid für die betroffenen Beschäftigten, aber auch Mehrkosten für Betriebe und Volkswirtschaft sind dann die Folge“, warnt Pospischil.

Baustelle Grenzwerte
Auch chemische Arbeitsstoffe und physikalische Belastungen sind Arbeitszeitthemen und werden im Leitfaden ausführlich erörtert. Grenzwerte sind bisher auf 8-Stunden-Arbeitstage ausgelegt. Ein aktueller Erlass des Arbeitsinspektorats macht zumindest in diesem Punkt Hoffnung: Verlängerte Arbeitszeiten verpflichten die ArbeitgeberInnen zur Neuevaluierung – auch konkrete Vorgehensweisen zur Berechnung von Grenzwerten für chemische Arbeitsstoffe, Lärm, Vibrationen und optische Strahlung werden im Erlass erläutert.

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