Gesunde Arbeit

Arbeitsmedizin warnt vor 12-Stunden-Tag

Kürzlich wurde der neue Leitfaden zur arbeitsmedizinischen Beurteilung langer Arbeitszeiten für die praktische betriebliche Anwendung veröffentlicht. Der vor einem Jahr eingeführte 12-Stunden-Tag wird darin als Gesundheitsrisiko eingestuft.
Lange Arbeitszeiten stellen ein Gesundheitsrisiko für die ArbeitnehmerInnen dar.
Erschöpfte Arbeitnehmerin am Computer Lange Arbeitszeiten stellen ein Gesundheitsrisiko für die ArbeitnehmerInnen dar.

Die Österreichische Gesellschaft für Arbeitsmedizin (ÖGA) hat die aktuellen wissenschaftlichen Befunde zu langen Arbeitszeiten fachlich analysiert. Auf der Pressekonferenz am 2. Oktober 2019 erfolgte die mit Spannung erwartete Vorstellung des neuen Leitfadens zur arbeitsmedizinischen Beurteilung langer Arbeitszeiten. Die renommierten Arbeitszeitexperten Univ.-Doz. Dr. Robert Winker (Gesundheits- und Vorsorgezentrum der KFA, Sanatorium Hera Wien) sowie Dr. Erich Pospischil (Präsident der ÖGA, Linz) präsentierten die Ergebnisse und zogen Bilanz.

Warnungen von Arbeiterkammern und Gewerkschaften bestätigt
Die vorgestellten Ergebnisse bestätigen erneut die Warnungen von Arbeiterkammern und Gewerkschaften: Lange Arbeitszeiten stellen ein klares Risiko für die Gesundheit und Sicherheit der ArbeitnehmerInnen dar. Explizit kritisch bewerten die ArbeitmedizinerInnen die unter Schwarz-Blau durchgepeitschte Arbeitszeitverlängerung (Stichwort 12-Stunden-Tag). „Die Tatsache, dass längere Arbeitszeiten zu Fehlbeanspruchungsfolgen und arbeitsbedingten Krankheiten führen könnten, wurde bei der gesetzlichen Regulierung nicht ausreichend beachtet und berücksichtigt (…)“, so die ÖGA. „Alles, was mehr als ein 10-Stunden-Arbeitstag ist, erhöht das Gesundheitsrisiko“, fasst Pospischil zusammen.

Evaluierungspflicht bei längerer Arbeitszeit – Leitfaden unterstützt
Was viele nicht wissen: Bei einer Arbeitszeitausweitung im Betrieb ist eine neuerliche Evaluierung hinsichtlich Gefährdungspotenzial inklusive wirksamer Schutzmaßnahmen vorgeschrieben. Hierbei soll der Leitfaden die Betriebe nun praktisch unterstützen. „Die Neufassung des Leitfadens hat zum Ziel, Maßnahmenempfehlungen zu formulieren, um die Gesundheitsrisiken langer Arbeitszeiten zu bewerten“, erklärt Pospischil. Vor allem Präventivfachkräfte, aber auch ArbeitgeberInnen, Führungskräfte, BelegschaftsvertreterInnen, Sicherheitsvertrauenspersonen und ArbeitnehmerInnen werden hiervon profitieren.

Resümee: Gesundheit geht vor
„Insbesondere hohe Arbeitszeiten und kurze Ruhezeiten sind problematisch. Gut wären Regelungen, die überlange Arbeitszeiten unattraktiv machen, sodass es die Ausnahme bleibt“, betont Mitautor Univ.-Doz. DI Dr. Johannes Gärtner (Geschäftsführer der XIMES GmbH). AK-Präsidentin Renate Anderl schlägt in dieselbe Kerbe: „Der 12-Stunden-Tag kostet die Menschen Freizeit, Gesundheit und Geld. Es muss einen Ausgleich nicht nur in Geld, sondern auch in Zeit für diese Arbeitszeitspitzen geben. Als AK fordern wir daher die bessere Einbeziehung der BetriebsrätInnen, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und das Recht auf eine 4-Tage-Woche.“

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