Gesunde Arbeit

16-Stunden-Tag für Postbus-LenkerInnen ist verantwortungslos

Betriebsrat: 16-Stunden-Tag für LenkerInnen seit Schulbeginn entbehrt jeder Verantwortung für Fahrgäste und LenkerInnen und jeder Gesetzesgrundlage – Appell an Verkehrsministerin Gewessler: Dringendes Machtwort erforderlich!
Robert Wurm, Zentralbetriebsratsvorsitzender ÖBB-Postbus GmbH
Robert Wurm Robert Wurm, Zentralbetriebsratsvorsitzender ÖBB-Postbus GmbH

Dienstbeginn 3.41 Uhr, Dienstende 19.35 Uhr – solche gemeingefährlichen Arbeitstage von beinahe 16 Stunden für BuslenkerInnen hat der Vorstand beim Postbus seit Schulbeginn durchgedrückt. Dagegen läuft der Betriebsrat jetzt Sturm. „Die neuen Dienstpläne entbehren jeder Verantwortung für Fahrgäste und LenkerInnen. Das ist ein klarer Verstoß gegen den Kollektivvertrag und damit auch gegen das Gesetz“, erklärte der Vorsitzende des Zentralbetriebsrats beim Postbus, Robert Wurm, am Dienstag in einer Presseaussendung.

Die Personalvertretung wird deshalb am Mittwoch, 9. September 2020, ab 4.00 Uhr eine Betriebsversammlung in der Dienststelle Hollabrunn abhalten. In Teilen Niederösterreichs wird es deshalb im Frühverkehr zu Ausfällen kommen. „Es geht um die Sicherheit und den Schutz unserer Fahrgäste und LenkerInnen“, betont Wurm. Weitere Proteste schließt er nicht aus.

Schon im Juni hat es wegen der Dienstpläne beim Postbus beinahe gekracht. Damals hat die Unternehmensführung nach Protesten der Belegschaftsvertretung ihre absurden Vorhaben dann vorübergehend zurückgezogen und Gespräche über den Sommer in Aussicht gestellt. „Das Management hat aber offenbar nur auf Zeit gespielt und war an ernsthaften Argumenten und konstruktiven Lösungsvorschlägen nicht interessiert“, kritisiert der Betriebsrat.

Wurm zeigt Verständnis für die schwierige Unternehmenslage in der Corona-Krise. Deshalb aber am Rücken der Beschäftigung und auf Kosten der Sicherheit zu sparen sei fahrlässig und menschenunwürdig. „Im März zählten wir BuslenkerInnen noch zu den Heldinnen und Helden der Corona-Krise. Jetzt, vor der zweiten Welle, tritt man unsere Rechte mit Füßen“, kritisiert der Vorsitzende des Zentralbetriebsrates.
Nach den neuen Dienstplänen fängt ein Lenker beispielsweise um 3.41 Uhr seinen Dienst an und fährt bis 7.55 Uhr, steht dann 9.15 Stunden in der Dienststelle und fährt wieder von 17.10 Uhr bis 19.35 Uhr. Er kommt auf eine Einsatzzeit von 15.54 Stunden. Die Zeit dazwischen wertet die Unternehmensführung als Freizeit und bezahlt dem Lenker nur 6.30 Stunden aus. Dass die Dienststellen an den Zielorten der Postbus-Linien in neun von zehn Fällen weit weg von den Wohnorten der Lenkerinnen und Lenker sind und sie daher nicht einmal die theoretische Möglichkeit haben, in der Stehzeit nach Hause zu fahren und sich zu regenerieren, ignoriert das Management.

„Das ist Lohn- und Zeitraub an unseren MitarbeiterInnen und unverantwortlich gegenüber der Sicherheit der Menschen. Bei allem, was derzeit für die Gesundheit der Menschen in der Corona-Krise getan wird, appellieren wir an Verkehrsministerin Leonore Gewessler, dass sie auch an die Verkehrssicherheit unserer Fahrgäste und LenkerInnen denkt und dringend ein Machtwort spricht“, so Wurm.

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