Gesunde Arbeit

Neue, gesunde Vollzeit für alle!

Eine aktuelle AK-Umfrage ergab den starken Wunsch nach gesunder – kürzerer – Vollzeit.
Renate Anderl (AK-Präsidentin), Sybille Pirklbauer (Leiterin Sozialpolitik in der AK Wien)
Renate Anderl (AK-Präsidentin), Sybille Pirklbauer (Leiterin Sozialpolitik in der AK Wien)
Renate Anderl (AK-Präsidentin), Sybille Pirklbauer (Leiterin Sozialpolitik in der AK Wien)
Renate Anderl (AK-Präsidentin), Sybille Pirklbauer (Leiterin Sozialpolitik in der AK Wien)
Neue, gesunde Vollzeit für alle! Renate Anderl (AK-Präsidentin), Sybille Pirklbauer (Leiterin Sozialpolitik in der AK Wien)

„Es wird immer intensiver gearbeitet, der Arbeitsdruck steigt quer durch alle Branchen. Wir brauchen dringend eine neue, gesunde Vollzeit. Das ist eine Vollzeit, mit der man Beruf und Familie vereinbaren kann; eine Vollzeit, die man bis zur Pension gut durchhält; und eine Vollzeit, die uns hilft, ein gutes und klimafreundliches Leben zu führen.“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl. Dass das auch die Beschäftigten wollen, zeigt eine aktuelle Online-Umfrage der AK Wien. Anderl: „Weniger Arbeitsdruck mit kürzeren Arbeitszeiten, mehr Zeit für Familie und Freizeit, gesund im Job bleiben bis zum Pensionsalter – das wünschen sich die Beschäftigten.“

Die gesetzliche Definition von Vollzeit stammt aus dem Jahr 1975 und ist fast 50 Jahre alt. Die Welt hat sich seither massiv verändert: Wo Menschen früher auf der Schreibmaschine getippt und Briefe per Post verschickt haben, herrscht jetzt digitaler Austausch in Echtzeit. Wo früher in händischer Arbeit Produkte Stück für Stück zusammengesetzt wurden, laufen jetzt hochautomatisierte Fertigungsprozesse. Wo früher Zeit war, Patient:innen oder Kund:innen gut zu betreuen, herrscht jetzt Stress pur.

Sybille Pirklbauer, Leiterin der AK Sozialpolitik, stellt fest: „Die Produktivität hat sich seit Mitte der 1970iger Jahre verdoppelt. Auch in Dienstleistungsberufen, wie etwa in der Pflege, haben Arbeitsverdichtung und Zeitdruck enorm zugenommen. Aber an der gesetzlichen Normalarbeitszeit hat sich seit einem halben Jahrhundert trotzdem nichts verändert.“


Neue Vollzeit für das 21. Jahrhundert
Um zu erfahren, welche Arbeitszeitwünsche die Arbeitnehmer:innen haben, hat die Arbeiterkammer Ende 2022 eine Online-Umfrage zum Thema Arbeitszeit durchgeführt. 4.700 Personen haben die Umfrage vollständig abgeschlossen. Die Forschungs- und Beratungsstelle FORBA hat die Daten ausgewertet und analysiert.

Dabei zeigt sich ganz klar: Die Mehrheit der Arbeitnehmer:innen wünscht sich kürzere Arbeitszeiten. 8 von 10 der Befragten würden dafür sogar Lohn- oder Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Die arbeitenden Menschen wollen eindeutig eine neue, gesunde Vollzeit. AK-Präsidentin Renate Anderl: „Da der Wunsch nach einer Arbeitszeitverkürzung in allen Branchen ungefähr gleich stark ausgeprägt ist, ist eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung der einzig logische Schritt.“

Würde eine 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich eingeführt, fände diese als neue Vollzeitnorm sehr hohe Akzeptanz: Drei Viertel der Befragten würden dann 30 Stunden oder knapp darunter arbeiten. Pirklbauer: „Es ist hoch an der Zeit, dass der Gesetzgeber nach einem halben Jahrhundert endlich in der modernen Arbeitswelt ankommt und eine moderne Vollzeit ermöglicht.“


Hoher Arbeitsdruck, große Belastungen
Die Teilnehmer:innen der Umfrage nehmen die gestiegene Produktivität oft als stark erhöhten Arbeitsdruck wahr und unterstreichen die Forderung nach einer gesetzlichen Arbeitszeitverkürzung. Auch die Daten aus dem Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigen, dass Belastungen aufgrund von Zeitdruck, aufreibenden Arbeiten und ständigem Wechsel der Tätigkeiten massiv angestiegen sind. 2021 sagten noch 11,7 Prozent, sie wären durch ständigen Zeitdruck (sehr) stark belastet, 2022 lag dieser Anteil mit 27 Prozent mehr als doppelt so hoch. AK-Präsidentin Renate Anderl: „Die Menschen arbeiten viel intensiver und brauchen damit auch mehr Zeit für Erholung, um dauerhaft leistungsfähig zu bleiben.“

Die Arbeitswelt hat sich technisch und organisatorisch enorm weiterentwickelt, der Arbeitsdruck steigt und steigt. Aus der Befragung geht deutlich hervor: Die Beschäftigten sind in vielen Bereichen am Limit, sie wollen kürzer arbeiten, sie wollen mehr Zeit für ein Leben außerhalb des Betriebes. „Das ist ein ganz klarer Auftrag: Wir brauchen endlich eine gesetzliche Vollzeit, die ins 21. Jahrhundert passt. Es muss für Frauen und Männer möglich sein, gesund und produktiv bis zum Regelpensionsalter zu arbeiten und dabei auch noch ein Leben zu haben.“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl.


Arbeitskräftepotenzial wächst
Als Argument gegen die Arbeitszeitverkürzung wird der „Mangel an Arbeitskräften“ ins Treffen geführt. Tatsächlich wächst das Arbeitskräfteangebot in Österreich aber, wie eine aktuelle Studie des WIFO zeigt. Dabei wird im Zeitraum 2018 bis 2040 ein Zuwachs um insgesamt 176.000 Personen prognostiziert. Bei diesem Szenario sind die bereits beschlossenen Maßnahmen wie die Angleichung des Pensionsantrittsalters berücksichtigt. Damit wird auch der theoretische, demographisch bedingte Rückgang der Erwerbstätigen mehr als ausgeglichen werden. Zudem gibt es großes Potenzial bei den Arbeitsuchenden und bei Teilzeitbeschäftigten, die ihre Arbeitszeit ausweiten möchten wie auch bei Menschen, die entmutigt die Arbeitssuche aufgegeben haben, aber gerne arbeiten würden.

Video der Pressekonferenz

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