Gesunde Arbeit

Flexibilisierung zum Vorteil der Beschäftigten

Isabel Koberwein ist Sekretärin in der Grundlagenabteilung der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp). Zu ihren inhaltlichen Schwerpunkten gehört auch das Thema Arbeitszeitflexibilisierung. Sie arbeitet seit 1998 in der Gewerkschaft.
„Viele Mehr- und Überstunden, von denen ein maßgeblicher Anteil nicht entsprechend abgegolten wird, gehören sicherlich zu den gängigsten Problemlagen.“
Isabel Koberwein, GPA-djp „Viele Mehr- und Überstunden, von denen ein maßgeblicher Anteil nicht entsprechend abgegolten wird, gehören sicherlich zu den gängigsten Problemlagen.“

Gesunde Arbeit: Wie sieht die GPA-djp das Thema Arbeitszeitflexibilisierung?
Isabel Koberwein: Wichtig ist, dass sich Veränderungen bei der Arbeitszeit zum Vorteil der Beschäftigten auswirken und Flexibilisierung nicht ausschließlich den Interessen der Wirtschaft gehorcht. Wir fordern daher Arbeitszeitregelungen, die Vielfalt ermöglichen und dabei Planungssicherheit und Verlässlichkeit gewährleisten. Ein wichtiger Beitrag dazu ist die mittlerweile in mehreren Kollektivverträgen verwirklichte Freizeitoption, die eine individuelle Entscheidung zwischen Ist-Gehaltszuwachs oder zusätzlicher arbeitsfreier Zeit ermöglicht. Um Arbeit, Freizeit und private Verpflichtungen unter einen Hut bringen und auf dieser Grundlage ein gesundes Leben führen zu können, kann an der Verkürzung der Arbeitszeit kein Weg vorbeiführen.

Welche Arbeitszeitfragen beschäftigen euch derzeit?
Koberwein: Wir versuchen unsere BetriebsrätInnen bei ihrer Arbeit mit verschiedenen praktischen Tools und Serviceleistungen zu unterstützen. Dazu gehören Broschüren und Musterbetriebsvereinbarungen. Brauchbar und nützlich sind diese dann, wenn sie sich an den realen Problemstellungen und Herausforderungen orientieren. Im Kontext Arbeitszeitflexibilisierung haben wir im letzten Jahr BetriebsrätInnen zur Praxis bei Gleitzeitregelungen befragt und darauf aufbauend Gestaltungstipps entwickelt, die nicht zuletzt auch eine gesundheitsverträgliche Arbeitszeitorganisation in den Vordergrund stellten. Aktuell ist in vielen Betrieben auch die neue Wiedereingliederungsteilzeit ein Thema, die nach einem längeren Krankenstand eine flexible Rückkehr zur Arbeit gestaltbar macht.

Wo siehst du die häufigsten Probleme, die es mit der Arbeitszeit in den Betrieben gibt?
Koberwein: Überlange Arbeitszeiten, viele Mehr- und Überstunden, von denen ein maßgeblicher Anteil auch nicht entsprechend abgegolten wird, gehören sicherlich zu den gängigsten Problemlagen. Sie zählen auch zu den Hauptursachen psychischer Arbeitsbelastungen. Die GPA-djp fordert daher auch, dass die Arbeitszeitsituation verbindlich bei der Evaluierung zu berücksichtigen ist.

Wie schauen gute Arbeitszeitlösungen im Betrieb aus?
Koberwein: Das sind vor allem Regelungen, die den Beschäftigten individuelle Gestaltungsspielräume und Zeitsouveränität sichern. Gleitzeit ohne Kernzeit ist dafür ein Beispiel.

Welche Tipps gebt ihr BetriebsrätInnen mit auf den Weg?
Koberwein: BetriebsrätInnen steht ein großer Fundus an gesetzlichen und kollektivvertraglich geregelten Instrumentarien zur Arbeitszeitgestaltung zur Verfügung. Wenn diese umfassend genutzt und betrieblich durchgesetzt werden, ist das auch eine Basis für ihre Weiterentwicklung.

Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Ingrid Reifinger, ÖGB

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