Gesunde Arbeit

Sind 12 Grad Celsius am Gang im öffentlichen Raum okay?

Prim. Dr. Steve-Oliver Müller-Muttonen, Ärztlicher Leiter des Arbeitsmedizinischen und Arbeitspsychologischen Instituts Kärnten (AMI), zu Überlegungen, die Raumtemperaturen im öffentlichen Raum zu reduzieren.
Beim Raumklima spielen – neben der Raumtemperatur – auch andere Faktoren, wie z. B. Luftfeuchtigkeit, Zugluftrisiko, bauliche Maßnahmen oder die Abläufe im Betrieb, eine Rolle.
Mindesttemperatur am Arbeitsplatz in Österreich Beim Raumklima spielen – neben der Raumtemperatur – auch andere Faktoren, wie z. B. Luftfeuchtigkeit, Zugluftrisiko, bauliche Maßnahmen oder die Abläufe im Betrieb, eine Rolle.

Das Thema Raumtemperatur findet aufgrund der derzeitigen Energiedebatte breiten Raum in der öffentlichen Diskussion – Energiesparen steht im Fokus. Unter anderem wird deshalb darüber laut diskutiert, im öffentlichen Raum – und hier im Gangbereich – die Temperatur auf 12 °C und jene im Büro auf 19 °C zu reduzieren.

Der Durchschnittswert in unseren Büroräumen liegt bei etwa 22,8 °C. Senkt man die Raumtemperatur auf 19 °C, wäre das rechtlich in Ordnung. Man weiß aber, wenn das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen dadurch beeinträchtigt wird, dann kommt es zu einer Minderung der Leistung bzw. zu einem unangenehmen Gefühl am Arbeitsplatz. Der Gangbereich ist gemäß Arbeitsstättenverordnung (AStV) kein Arbeitsraum. Bei der Temperaturwahl im Gangbereich sollte aber vorab evaluiert werden, welche Prozessabläufe im Unternehmen im Gangbereich stattfinden. Handelt es sich ausschließlich um den Gangbereich? Oder ist es der Kopierbereich? Oder wird der Gangbereich auch als Wartebereich für Parteien verwendet? Bei der Ermittlung der Raumklimasituation sollten auch die baulichen Maßnahmen vor Ort miteinbezogen werden. Es kann aufgrund der Temperaturdifferenz zwischen Gang und Büro (bei offener Türe) aber auch noch ein anderer Parameter ins Spiel kommen: nämlich die Entstehung von Luftbewegungen mit „Zugluft-Empfinden“. Zugluft schränkt die Behaglichkeit ein und ist der häufigste Anlass für Beschwerden über das Raumklima. Wenn zu wenig oder gar nicht geheizt wird, kann es auch zu Schimmelbildung kommen.
 

Messung mit Turbulenzgradsonde Zur Bestimmung von Turbulenzgrad und Zugluftrisiko am Arbeitsplatz kann eine Messung mit einer Turbulenzgradsonde durchgeführt werden. Der Turbulenzgrad entspricht dem Ausmaß der zeitlichen Schwankungen der Luftgeschwindigkeit. Er ist notwendig zur Berechnung des Zugluftrisikos. So werden Lufttemperatur, Luftgeschwindigkeit und Zugluftrisiko bestimmt.
 

Ermittlung der Raumklimasituation Neben der Mitarbeiter:innen-Anamnese kann die Raumklimasituation mit einem speziellen Messsystem evaluiert werden. So können zum Beispiel Lufttemperatur, Luftgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit und Zugluftrisiko bestimmt werden.
Das AMI Kärnten bietet hier Unterstützung an.

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