Gesunde Arbeit

Wege in eine sichere und gesunde Arbeitswelt der Zukunft

Auch wenn viel von Freizeitstress, Sportunfällen und Gefahren im Haushalt die Rede ist, bleibt die Arbeitswelt für die meisten Menschen der für ihre Gesundheit zentrale Lebensbereich. Im ArbeitnehmerInnenschutz und insbesondere bei der Vermeidung von Unfällen konnten viele wichtige Fortschritte erzielt werden.

Doch aktuelle Studien zeigen, dass eine Reihe von alten Problemen, etwa körperliche Belastungen durch schweres Heben und Tragen, nicht überwunden sind. Sie zeigen vor allem, dass psychische Belastungen und durch sie ausgelöste Erkrankungen beängstigende Ausmaße annehmen. Für eine gesunde Zukunft wird deshalb entscheidend sein, den ArbeitnehmerInnenschutz auszubauen, an neue Bedingungen anzupassen und insbesondere die Prävention psychischer Belastungen nachhaltig wirksam werden zu lassen.

Die Arbeitsbedingungen sind sehr unterschiedlich und entwickeln sich zurzeit noch weiter auseinander. An einem Ende des Spektrums finden wir Arbeitsplätze mit repetitiven Tätigkeiten, hohen körperlichen Belastungen, niedrigen Handlungsspielräumen und fehlender Anerkennung. Für sie steht das Bild der „Fließbandarbeit“. Während solche Arbeitsplätze in der Produktion durch Automation und Verlagerung ins Ausland tendenziell abnehmen (auch wenn das Fließband keineswegs verschwunden ist!), entstehen solche Bedingungen in den wachsenden Bereichen der Dienstleistungen, vom Tourismus bis zum Online-Handel, immer wieder neu. Hier sind die alten Konzepte der Humanisierung der Arbeit gefragt, von der Mischarbeit bis zur Lockerung der Zeitvorgaben.

Arbeitsbedingungen driften auseinander
Am anderen Ende des Spektrums finden wir Arbeit mit großen Handlungs- und Entscheidungsspielräumen, die hohe Qualifikationen erfordert. Die Beschäftigten sollen hier nicht nur Probleme lösen, Neues entwickeln oder Kunden überzeugen, sie müssen zunehmend ihre Arbeit auch selbst organisieren, ihr Zeitmanagement verbessern und für ihre eigene Weiterbildung sorgen. Was sie lockt, sind die teils großen Chancen, sich in der Arbeit zu verwirklichen, der Selbstdarstellung zu frönen und an spannenden Problemlösungen zu tüfteln. Aber die Attraktivität der Arbeit wird zur Falle, wenn die Latte immer höher gelegt wird, die Arbeit keine Grenze mehr hat und nicht Kompetenz und Engagement, sondern die Zufälle des Markterfolgs über Anerkennung entscheiden. Und die Offenheit, fast alles entscheiden zu können (und zu müssen), kann des Guten zu viel sein und negativen Stress auslösen. Hier braucht es neue Formen des ArbeitnehmerInnenschutzes, neue Grenzziehungen auch für diejenigen, die in ihrer Arbeit aufgehen.

Äußere Rahmenbedingung Arbeitsmarkt
Doch der ArbeitnehmerInnenschutz und die Arbeitsgestaltung sind, so wichtig diese Ebene auch ist, immer von äußeren Rahmenbedingungen abhängig. Hier ist zuallererst der Arbeitsmarkt zu nennen. Die Arbeitslosigkeit, die zurzeit eine Rekordhöhe erreicht hat, wirkt sich unmittelbar negativ auf die Qualität der Arbeit aus, weil sie die Machtposition der ArbeitnehmerInnen schwächt und ihre Angst um den Arbeitsplatz verstärkt. Auch nimmt sie den Druck zur Humanisierung, denn auch für schlechte Arbeit finden sich immer noch genug BewerberInnen. Unter diesen Bedingungen wird es noch schwieriger, eine Schwäche Österreichs zu überwinden, nämlich die mit über 16 Prozent für eines der reichsten Länder Europas große Häufigkeit „minderwertiger Arbeitsplätze“ (European Working Conditions Survey, Eurofound).

Äußere Rahmenbedingung – Wandel der Wirtschaftsstrukturen
Eine zweite entscheidende äußere Rahmenbedingung liegt im Wandel der Wirtschaftsstrukturen. Unter dem Druck standhalten zu können, höhere Renditen für die Kapitaleigner zu erzielen, lagern Firmen große Teile ihrer Wertschöpfung an Zulieferer, Subauftragnehmer und Dienstleister aus. Diese vergeben Arbeiten ebenfalls nach außen – bis in den informellen Sektor und in die Schwarzarbeit. Die Großunternehmen üben als Auftraggeber Preis- und Zeitdruck aus, die Konkurrenz unter den Subauftragnehmern ist groß. In der Folge herrschen in den für den ArbeitnehmerInnenschutz am besten zugänglichen Unternehmen relativ günstige Bedingungen, während die hoch belastende und unsichere Arbeit in den schwer zugänglichen Klein- und Kleinstbetrieben kulminieren. Dort ist mit einem Räuber-und-Gendarm-Spiel zwischen immer wieder neu gegründeten Firmen und Inspektoren nicht viel zu holen. Erst wenn die Auftraggeber, also die Großunternehmen, in die Pflicht genommen werden, wie das bei der Generalunternehmerhaftung auf einem anderen Gebiet der Fall ist, besteht eine Chance, der Spirale nach unten Einhalt zu gebieten.

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