WM 2022 in Katar: Sport darf nicht über Leichen gehen
Spendenaktion für Hinterbliebene nepalesischer Wanderarbeiter
Katar gehört zu den reichsten Ländern der Erde, trotzdem werden dort Arbeitnehmerrechte mit Füßen getreten. Seit 2010 sind 1.993 indische und nepalesische Arbeitskräfte ums Leben gekommen, was von den Regierungen Indiens und Nepals offiziell bestätigt wurde. Schätzungen des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) zufolge werden mehr als 7.000 Arbeiter bis zum ersten Anpfiff der WM 2022 sterben.
„Wenn die FIFA nichts unternimmt, dann droht die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar zu einer WM der Schande zu werden. Denn trotz Versprechungen hat sich an den Arbeitsbedingungen für die hunderttausenden nepalesischen Bauarbeiter nichts verbessert. Sie werden wie Sklaven gehalten und arbeiten unter lebensgefährlichen Bedingungen“, kritisiert Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, und fordert die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten. Schon jetzt sind beinahe 2.000 Wanderarbeitnehmer auf den Fußball-WM-Baustellen in Katar gestorben. Achitz: „Fair Play muss nicht nur auf dem Spielfeld gelten, sondern auch auf den Baustellen.“ Man muss deshalb darüber nachdenken, ob Sportveranstaltungen jeglicher Art nur an Länder vergeben werden sollten, die Mindeststandards einhalten.
Paul Scharner, ehemaliger internationaler Profifußballer, zeigt sich angesichts der Fakten erschüttert, und setzt sich persönlich für die Wanderarbeiter in Katar ein: „Eine WM und die Errichtung der dafür erforderlichen Infrastruktur rechtfertigt nicht den Verlust eines einzigen Menschenlebens, welcher damit in Zusammenhang gebracht werden kann. Sport darf nicht über Leichen gehen.“
Österreichische und internationale Gewerkschaftsverbände engagieren sich seit Jahren dafür, bessere Arbeitsbedingungen in Katar zu erreichen und die menschenunwürdigen Zustände international bekannt zu machen. Muchitsch: „Wenn es im Fußball internationale Spielregeln gibt, welche von allen Ländern anerkannt werden, warum gibt es dann nicht auch anerkannte internationale Spielregeln beim Arbeitnehmerschutz?“
Nur auf jenen Baustellen, auf denen österreichische Firmen, allen voran die Firma Porr, tätig sind, zeigt sich ein anderes Bild. Hier werden österreichische Arbeitnehmerschutz-Standards angewendet und die Arbeiter werden menschenwürdig behandelt. Bau-Holz-Chef Josef Muchitsch: „Würden die Arbeitsbedingungen überall in Katar so sein wie bei den österreichischen Firmen, müssten wir in Katar nicht knapp 2.000 tote Bauarbeiter beklagen! Auf den Baustellen der Firma Porr in Katar wurden 2015 mehr als 8,5 Millionen Arbeitsstunden geleistet und es gab lediglich vier leichte Arbeitsunfälle. Das ist Beweis genug, dass es möglich ist, Todesfälle zu vermeiden.“
Unterstützung der Opfer durch ÖGB und GBH
Gemeinsam mit den Naturfreunden Niederösterreich initiierten der ÖGB und die GBH eine große Spendenaktion zu Gunsten der Hinterbliebenen der tödlich verunglückten Arbeiter aus Nepal. Da diese Waisenkinder kaum Unterstützung bekommen und es außerdem am 25. April 2015 ein starkes Erdbeben in Nepal gab, ist es klar, sich für die Ärmsten der Armen einzusetzen. Muchitsch: „Familienväter aus Nepal sterben auf Baustellen für die WM in Katar. Wir wollen, dass in Nepal die wichtigste Infrastruktur geschaffen und aufgebaut wird, dass die Kinder bestmögliche Bildung bekommen und es keinen Grund mehr gibt, als Wanderarbeiter aus dem eigenen Heimatland wegzugehen.“
Deshalb werden in einer Spendenaktion „Solidaritätsbausteine“ zu 20 Euro zum Kauf angeboten. Mit den Spenden wird eine Schule in Nepal, in der auch vom Erdbeben stark betroffenen Region Tandrang, errichtet.
Service: Spendenkonto ÖGB Bau-Holz „verunfallte Bauarbeiter“, AT181400000110443749 bei der Bawag-PSK (BLZ 14000).