Gesunde Arbeit

Indirekte Steuerung – gekaperte Freizeit

Managementmethoden wie die indirekte Steuerung übertragen die unternehmerische Verantwortung auf die Beschäftigten – eine Gefahr für unsere Freizeit.
Die eigene Gesundheit darf nicht Schiffbruch erleiden.
Symbolbild: Chancen und Risiken flexibler Arbeit abwägen Die eigene Gesundheit darf nicht Schiffbruch erleiden.

Klaus Peters, Leiter des COGITO Instituts für Autonomieforschung, schreibt: „Gute Arbeit ist dann gute Arbeit, wenn der Unterschied zwischen Arbeitszeit und Freizeit für mich uninteressant wird.“ Peters möchte mit seiner Definition einen Zustand greifbar machen, bei dem „das Hobby zur Arbeit gemacht wird“ und Arbeit nicht dem bloßen Überlebenszweck dient. Das Geldverdienen wäre hier quasi der positive Nebeneffekt. Heute hat jedoch, wie Peters es formuliert, „die Arbeitgeberseite diese Geschichte besetzt“. Betriebe schaffen verstärkt ein Arbeitsumfeld, das den Unterschied zwischen Freizeit und Arbeit für die Beschäftigten tatsächlich immer unwichtiger erscheinen lässt. Die Arbeit erobert die Freizeit und kapert immer größere Teile unseres Lebens.

Tut was ihr wollt, aber …
Managementmethoden wie die indirekte Steuerung übernehmen zunehmend das Ruder und geben den Kurs vor: Die unternehmerische Verantwortung wird auf die ArbeitnehmerInnen übertragen. Der Unternehmenszweck wird nicht mehr durch konkrete Anweisungen an die Beschäftigten während der Arbeitszeit erreicht. Vielmehr sollen die ArbeitnehmerInnen „das tun, was sie selber wollen“, um den Unternehmenszweck zu erreichen. Allerdings unter vom Management arrangierten Rahmenbedingungen, die zu Höchstleistungen anspornen: Konkurrenzverhältnisse zwischen Abteilungen/Standorten/Teams, das Damoklesschwert der Schließung/Verlagerung von Abteilungen/Standorten oder auch Zielvorgaben (die sich nach deren Erreichung erhöhen) sind Beispiele hierfür.
Die mit den Rahmenbedingungen konfrontierten Beschäftigten müssen nun laufend selbstständig auf diese reagieren. Vom Betrieb wird lediglich überprüft: Wurde das betriebliche Ziel bzw. der Unternehmenszweck erreicht? War der/die Beschäftigte profitabel?

Oftmals zeigt sich der Übergang zur indirekten Steuerung, indem Anwesenheit und Arbeitszeit bewusst entkoppelt werden. Der Firma ist es egal, ob Sie daheim, im Café oder im Büro arbeiten.

Schiffbruch der Gesundheit
Beschäftigte in indirekt gesteuerten Betrieben identifizieren sich mit der Arbeit in einer Weise, die den Unterschied zwischen Arbeitszeit und Freizeit gleichgültig macht – die Unternehmensziele sind zu den „eigenen Zielen“ geworden. Freizeit und Arbeit verschmelzen, notwendige Regenerationszeiten für Körper und Psyche werden vernachlässigt. Um den Unternehmenserfolg nicht zu gefährden, wird die Achtung der eigenen Gesundheit auf den Wellen des Unternehmenserfolgs geopfert und über Bord geworfen. Aber Vorsicht: Das Wellenreiten hat oft ein jähes Ende – nämlich dann, wenn die Gesundheit endgültig Schiffbruch erlitten hat.

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