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Laut einer IFES-Studie ist jede/r dritte ArbeitnehmerIn im Burgenland von Gewalt betroffen. Ein Projekt der ÖGB-Frauen soll zu einer besseren Arbeitswelt im Burgenland führen.
ÖGB-Frauensekretärin und AK-Vorstand Dorottya Kickinger, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Hannelore Binder, IFES-Projektleiter Georg Michenthaler und Bettina Erdt vom RMB.
ÖGB-Frauensekretärin und AK-Vorstand Dorottya Kickinger, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Hannelore Binder, IFES-Projektleiter Georg Michenthaler und Bettina Erdt vom RMB. ÖGB-Frauensekretärin und AK-Vorstand Dorottya Kickinger, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Hannelore Binder, IFES-Projektleiter Georg Michenthaler und Bettina Erdt vom RMB.

Die ÖGB-Frauen haben gemeinsam mit dem ÖGB, der Arbeiterkammer Burgenland und dem Regionalmanagement Burgenland (RMB) erstmals eine Befragung in dieser Größenordnung unter Burgenlands ArbeitnehmerInnen zum Thema „Gewalt am Arbeitsplatz“ durchgeführt. „Befragt wurden 1.429 unselbstständig Beschäftigte in verschiedenen Branchen. Die Befragung wurde telefonisch, online und in Form von Fragebögen durchgeführt“, erklärt Georg Michenthaler, Projektleiter des IFES (Institut für empirische Sozialforschung), der die Studie durchgeführt hat.

„Fakt ist, dass Gewalt am Arbeitsplatz auch im Burgenland kein Einzelfall ist. Fakt ist auch, dass es sich dabei um kein definitives Frauenthema handelt. Gewalt am Arbeitsplatz trifft Frauen und Männer gleichermaßen. Die Art und Weise, wie Gewalt ausgeübt wird, ist verschieden. Männer sind von anderer Gewalt betroffen als Frauen“, erklärt ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Hannelore Binder.

70 Prozent der Befragten geben an, Gewalt in verschiedener Weise beobachtet zu haben, 36 Prozent sagen, selbst von Gewalt betroffen zu sein. Die meistgenannten Gewaltformen sind Herumschreien oder Einschüchterung, Hänseleien und Verspottung, aber auch Mobbing, Rassismus oder sexuelle Belästigung.


Was ist Gewalt?
Bei der Einschätzung, welche Verhaltensweisen als Gewalt gesehen werden, wurde bei der Befragung festgestellt, dass Frauen und Personen mit höherer schulischer Ausbildung gewisse Verhaltensweisen früher als Gewalt bezeichnen.

In der Gastronomie werden Verhaltensweisen allgemein nicht so eng gesehen und wird Gewalt weniger streng ausgelegt. Auch im Bereich Verkehr ist der Umgangston etwas rauer, was sich ebenfalls auf die Antworten auswirkte. Auch Personen in Führungspositionen stufen Verhaltensweisen oft viel später als Gewalt ein.

Die meisten Beobachtungen von Gewalt werden im Tourismus gemacht, gefolgt vom Gesundheits- und Pflegebereich sowie vom Bausektor. Weniger Beobachtungen gab es im Bereich Handel, Verkehr und bei Kleinbetrieben. Frauen haben weniger oft Gewalt wahrgenommen als Männer. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass wenig qualifizierte Beschäftigte ohne Matura eher Opfer von Gewalt werden.


Gewalt geht meist von KollegInnen aus
Die TäterInnen sind vor allem KollegInnen. Von Vorgesetzten geht Gewalt dort aus, wo Abhängigkeiten bestehen. Im Gesundheits- und Pflegebereich wird oft von PatientInnen bzw. deren Angehörigen Gewalt ausgeübt. Im Handel und öffentlichen Dienst kommt Gewalt oft von KundInnen.

Steigender Arbeitsdruck als Auslöser bzw. Risikofaktor wird eher in Tourismus, Industrie und Gewerbe und Bau genannt. Schlechten Führungsstil machen vor allem Befragte aus der öffentlichen Verwaltung für Gewalt am Arbeitsplatz verantwortlich. Zunehmende Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft sehen Befragte aus den Bereichen Verkehr sowie Gesundheit und Pflege als Gewaltauslöser.


Besser mit Betriebsrat
Die Umfrage ergab auch, dass die Anwesenheit eines Betriebsrats in einem Betrieb einen positiven Effekt hat. Dort wo es BetriebsrätInnen gibt, hat Gewalt weniger Chance, weil präventiv oder moderierend eingegriffen wird.

Das Risiko für Gewalt am Arbeitsplatz ist dort gegeben, wo es straffe Hierarchien und starke Abhängigkeiten, Kunden- und PatientInnenkontakt, homogene Beschäftigungsgruppen (z. B. Montagepartien) bzw. abgeschlossene Systeme bzw. isolierte Arbeitsplätze (z. B. BusfahrerInnen, HeimhelferInnen, Reinigungskräfte) gibt.

Um in Zukunft gemeinsam gut zu arbeiten, müssen alle Beteiligten ins Boot geholt werden. Mit der Umfrage wurde eine Basis geschaffen, auf der nun weiter aufgebaut werden kann. Ein Ziel der ÖGB-Frauen ist die Kommunikation mit den ArbeitgeberInnen, denn von den Umfragedaten können auch sie profitieren.

„Unser Projektziel ist es, die Arbeitswelt für alle besser zu machen. Wir haben diese Studie nicht für uns gemacht, wir wollen im sozialpartnerschaftlichen Sinn gemeinsam mit den Arbeitgebern an einer besseren Arbeitswelt arbeiten. Denn nur so können wir erfolgreich sein, nämlich dann, wenn wir alle Betroffenen an einen Tisch holen und nach gemeinsamen Lösungen suchen“, so Binder

Ziel sind Konzepte, von denen nicht nur Betriebsrätinnen und Betriebsräte, sondern auch Unternehmen profitieren. Maßnahmen könnten etwa ein schriftlicher Leitfaden für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen, Führungskräfteschulungen, die Etablierung von KonfliktlotsInnen bzw. Gewaltschutzbeauftragten in den Betrieben oder branchenspezifische ExpertInnenrunden sein.

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