Funktionen des Schlafs und Schlafstörungen
Schlaf dient nicht nur zur Erholung, sondern gilt auch als wesentliche Voraussetzung für das Nervenzellwachstum und für die Gedächtnisbildung. Neben dem Hormonsystem steht auch unsere Immunabwehr in engem Zusammenhang mit der Dauer und Qualität des Schlafes.
Arbeit und Schlaf
Heute ist es weniger die Sonne, die unsere innere Uhr jeden Tag neu stellt, als vielmehr die Arbeit als der wichtigste soziale Zeitgeber unserer Schlaf-Wach-Regulation. Errungenschaften der modernen industrialisierten Welt, wie elektrisches Licht, Schichtarbeit, Internet und Smartphone, und ständige Erreichbarkeit haben oft Auswirkungen auf unser Schlafvermögen.
Zu wenig Schlaf macht krank
Ein kausaler Zusammenhang zwischen einer Schlafdauer unter sieben Stunden und dem Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wurde in zahlreichen Untersuchungen belegt. Depressive Verstimmungen, Gereiztheit und Angstreaktionen können Folgen von Schlafmangel sein. Rund 15 Prozent aller ÖsterreicherInnen leiden an einer oft unabhängigen schlafassoziierten Störung mit gestörter Tagesbefindlichkeit. Organisch-körperliche (z. B. die Schlafapnoe oder nächtliche Bewegungsstörungen) als auch nicht organische Ursachen (z. B. Schlafstörung durch Schichtarbeit) können oft in Kombination vorkommen. Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen oder das Beklagen einer schlechten Schlafqualität, die dreimal pro Woche oder öfter über mehr als einen Monat andauern und bei den Betroffenen einen Leidensdruck und/oder eine reduzierte Leistungsfähigkeit mit sich bringen, stellen in jedem Fall eine Indikation für die Kontaktaufnahme mit einem/einer schlafmedizinischen Experten/Expertin dar.
Schlafstörungen behandeln
Aufgrund der Vielfalt der Schlafstörungen ist es für eine effiziente Therapie unumgänglich, der Behandlung eine eingehende adäquate Diagnostik voranzustellen. Grundsätzlich stützt sich die Therapie von Schlafstörungen auf drei Pfeiler: psychologische, somatische (z. B. richtiger Umgang mit Licht, Atemtherapien) und medikamentöse Verfahren, die auch kombiniert eingesetzt werden können. Die kognitive Verhaltenstherapie bei Schlafstörungen beruht auf einer gezielten kombinierten Veränderung eines falsch angelernten, den Schlaf störenden Verhaltens (Stichwort gesunde Schlafhygiene), dem kontinuierlichen Aufbau von natürlichem Schlafdruck und dem Erlernen von Entspannungstherapien. Dabei steht die bewusste Kontrolle von schlafstörenden Gedanken über die Arbeitsbelastung, aber auch über Konsequenzen der Schlaflosigkeit („Angst um den Schlaf“) im Vordergrund.
Priv.-Doz. Dr. med. Michael Saletu
Facharzt für Neurologie
Zentrum für ambulante Schlafmedizin, Rudolfinerhaus Wien
Bereich für Schlafmedizin, LKH Graz Süd-West