Gesunde Arbeit

Innovativ, sicher und gesund

ArbeitnehmerInnenschutz wird beim international tätigen Unternehmen battenfeld-cincinnati großgeschrieben – vor allem, weil Betriebsrat, Sicherheitsvertrauenspersonen und Geschäftsführung auch auf diesem Gebiet an einem Strang ziehen.
Auf dem Bohrwerk wird eine Indexbohrung eines Zylindersegments ausgespindelt.
Besuch des Unternehmens battenfeld-cincinnati Austria in Wien-Liesing.
Arbeiter an Maschine Auf dem Bohrwerk wird eine Indexbohrung eines Zylindersegments ausgespindelt.
Philipp Steininger, Bernd Jirges, Astrid Fadler, Friedrich Schreiber, Markus Puly, Petra Streithofer Besuch des Unternehmens battenfeld-cincinnati Austria in Wien-Liesing.

Rund 150 Beschäftigte arbeiten aktuell beim metallverarbeitenden Unternehmen battenfeld-cincinnati Austria in Wien-Liesing. Das Unternehmen entwickelt und produziert seit über 40 Jahren innovative Maschinen zur Herstellung von Kunststoffprodukten. Auf battenfeld-cincinatti aufmerksam wurden wir bei einer Grundausbildung für Sicherheitsvertrauenspersonen in der AK Wien. Angestellten-Betriebsratsvorsitzender Markus Puly und Sicherheitsvertrauensperson in Ausbildung Philipp Steininger erzählten im Rahmen des Kurses von den im Unternehmen umgesetzten Maßnahmen zum Schutz der ArbeitnehmerInnen. Anlass genug für die „Gesunde Arbeit“, der Wiener Niederlassung einen Besuch abzustatten.

Die erste Station unseres Rundgangs führt durch das in den letzten Monaten teilumgebaute, klimatisierte Großraumbüro mit rund 35 Angestellten. Die Schreibtische sind höhenverstellbar und bieten einigen ArbeitnehmerInnen die Möglichkeit, auch im Stehen zu arbeiten.

Vor dem Besuch der Produktionshalle werden wir mit Gäste-Warnwesten und Sicherheitsüberschuhen mit Stahlkappen ausgestattet. In der Halle erfahren wir als Erstes, wie ein Doppelschnecken-Extruder funktioniert. PVC-Granulat oder Pulver wird vollautomatisch eingefüllt und mit zwei Förderschnecken durch den Extruder gepresst, gemischt und in einen zähflüssigen Zustand versetzt. Das Resultat sind quasi endlos lange Kunststoff-Formen, vom Abfluss- oder Druckrohr über Fensterprofile bis zu ganzen Platten. In Wien werden unter anderem die kundenoptimierten Präzisionsschnecken und Formwerkzeuge zur Rohrproduktion hergestellt.


Hitze als Herausforderung
Die riesige Produktionshalle mit knapp 14.000 Quadratmetern ist mehr als 14 Meter hoch. Neben den diversen Maschinen fallen vor allem Laufkräne auf, die für große und schwere Werkstücke gedacht sind. Es ist ein heißer Sommertag, das merkt man auch hier deutlich. „Die Halle hat nur ein Blechdach“, erklärt der Arbeiterbetriebsrat Friedrich Schreiber. „Im Sommer, wenn es richtig heiß ist, heizt sie sich massiv auf. Das kann sehr belastend sein für die ArbeitnehmerInnen, besonders in der Nachmittagsschicht und vor allem bei körperlich anstrengenden Arbeiten wie Polieren oder Schweißen. Wenn jemand während einer Schicht zweimal duschen gehen möchte, dann ist das auch okay. Man muss es nur dem Schichtführer melden.“ In naher Zukunft sollen Ventilatoren für jeden Arbeitsplatz angeschafft werden.

Ermüdend ist die Arbeit unter anderem auch durch das lange Stehen an den Maschinen und Anlagen. Manche Arbeiter stehen daher auf speziellen Gummimatten, manche auf niedrigen Holzpaletten. Die sind zwar weniger weich als die üblichen Matten, aber Metallspäne, die bei manchen Arbeiten entstehen, würden die Gummimatten ansengen und hängen bleiben.

„Hier in der Produktion haben wir vor Kurzem von Quecksilberdampf-Lampen auf LED und im Bürobereich von Leuchtstoffröhren auf LED umgestellt“, berichtet der gewerberechtliche Geschäftsführer Bernd Jirges. „Der Beleuchtungsstromverbrauch ist dadurch um ca. 75 Prozent niedriger; insgesamt eine jährliche Energiekosteneinsparung von 30 Prozent. Die Lichtqualität ist an jedem Punkt der Halle deutlich gestiegen und es entsteht weniger Abwärme.“


Pausengestaltung
Es gibt einen Gratis-Eistee-Spender, Getränke- und Kaffeeautomaten sowie einen Pausenbereich mit Miniküche, Sitzgelegenheiten und Sanitärräumen. Dieser von den ArbeitnehmerInnen gestaltete Bereich ist, so Bernd Jirges, noch nicht am idealen Standort. „Uns schwebt eine zentralere Platzierung vor, damit er für alle leicht erreichbar ist. Unsere Mitarbeiter sollen in der Pause zusammenkommen, sich unterhalten und austauschen können, anstatt allein vor dem Handy zu sitzen.“

Apropos Pause: Während Büros und Unternehmen in den inneren Bezirken immer häufiger keine Kantine mehr haben, gibt es bei battenfeld-cincinnati noch eine betrieblich gestützte Werksküche, die täglich mehrere frisch zubereitete Speisen zur Auswahl bietet.


Sicherheit – Gesundheit – Umwelt
Unfälle passieren zum Glück äußerst selten, am häufigsten sind Schnittverletzungen und kleinere Verbrennungen, wenn jemand an eine heiße Maschine ankommt. Insgesamt sieben Sicherheitsvertrauenspersonen (SVP) gibt es derzeit im Betrieb. Einer davon geht bald in Pension, aber selbst dann werden die für diese Betriebsgröße vorgeschriebenen drei SVP noch deutlich übertroffen.

Jeden Morgen um neun Uhr findet in der Produktionshalle das „Daily Morning Meeting“ am runden Tisch statt, an dem alle Führungskräfte und produktionsplanenden ArbeitnehmerInnen teilnehmen. Dadurch sind alle auf einem Wissensstand zu relevanten Themen wie Sicherheit, Lieferpläne und eventuelle BesucherInnen.

Insbesondere an den manuellen Polierarbeitsplätzen brauchen die ArbeiterInnen permanent ihre persönliche Schutzausrüstung wie Brillen, Handschuhe, Atemschutzmasken und geschlossene Arbeitskleidung. Sie machen in der Regel jede Stunde eine kurze Pause.

Lärm ist nur bei den Fräsmaschinen ein Thema, hier gibt es regelmäßige Messungen durch Sicherheitsfachkräfte. Bei Bedarf erfolgt eine Langzeitmessung über mindestens zwei Schichten.


Brandschutz
In der Technikumshalle werden neue Produkte entwickelt und es finden Vorführungen für neue und bestehende Kunden statt. „Unsere Kunden schicken uns vorab das Material für ihr Produkt, das aus der ganzen Welt kommen kann und dessen Zusammensetzung wir vorher nicht genau kennen, zur Ansicht. Wir wählen dann die dafür am besten geeignete Schnecke aus“, erklärt Abteilungsleiter Philipp Steininger.

Bei der Verarbeitung von PVC kann unter Umständen auch Salzsäure entstehen. Daher hängen in dieser Halle an den Wänden Atemschutzmasken. Feinstaub entsteht hier zwar kaum, aber sehr wohl (brennbare) Stäube und auch PVC zählt zu den brennbaren Materialien.

Die produzierten Teile bestehen aus unterschiedlichen Stählen und sind unter anderem Molybdän-beschichtet. Da Schwermetall zu den gesundheitsgefährdenden Arbeitsstoffen zählt, werden die betroffenen ArbeitnehmerInnen regelmäßig ärztlich untersucht und der ArbeitnehmerInnenschutz wird laufend in konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat verbessert.

Seit einiger Zeit gibt es im Unternehmen ein modernes Brandmeldesystem. „Aber“, so Bernd Jirges, „unsere früheren Betriebsfeuerwerker arbeiten bis heute im Betrieb und sind Teil eines Interventionsteams. Auch die Ausrüstung wird nach wie vor in Schuss gehalten, um während der Betriebszeiten im Notfall schneller einsatzbereit zu sein als die Wiener Feuerwehr.“

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