Gesunde Arbeit

EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich!“ in Österreich gestartet

Am 20. Oktober 2020 startete die neue EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich!“ mit einer Veranstaltung via Livestream auch in Österreich. Die neue Kampagne widmet sich der Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen.
Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich!“
Sujet der Kampagne Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich! Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich!“

Hinweis: Die Aufzeichnung der Auftaktveranstaltung können Sie hier ansehen: https://events.streaming.at/auftaktveranstaltung-gesunde-arbeitsplaetze

Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in ganz Europa leiden an Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE). In Österreich sind laut einer Erhebung rund ein Fünftel (20,8 Prozent) aller Krankenstandstage auf eine Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems zurückzuführen. Diese Erkrankungen schränken nicht nur die Lebensqualität Einzelner ein, auch die dadurch entstehenden Kosten für die Betriebe und die Volkswirtschaft belaufen sich auf mehrere Millionen Euro jährlich. Diese Zahlen müssen langfristig gesenkt werden. Mit der virtuellen Auftaktveranstaltung startet in Österreich die Europäische Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten DICH“. In dieser Kampagne wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen gelegt. Die Erfahrung zeigt, dass schon mit einfachen Maßnahmen wesentliche Verbesserungen erzielt werden können. Unterstützt wird das Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend dabei durch Sozialpartner, Sozialversicherungsträger, Expertinnen und Experten sowie Unternehmen.

Mit in Summe rund 9,3 Mio. Krankenstandstagen wurden 2018, laut Daten der Sozialversicherung, allein in Österreich über 602.000 Krankenstandsfälle in Zusammenhang mit Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems registriert. Damit zählen MSE auch in Österreich zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen. „Es sind erschreckende Zahlen, die rasch und nachhaltig gesenkt werden müssen“, findet Christine Aschbacher, Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend, treffende Worte. Um das zu erreichen, müssen in erster Linie das Bewusstsein für Muskel-Skelett-Erkrankungen geschärft und Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden. Denn die Ursachen sind breit gefächert und reichen von schwerer körperlicher Arbeit, zu wenig Bewegung, Zwangshaltungen bis hin zu schlechten ergonomischen Verhältnissen am Arbeitsplatz.

„Durch die Corona-Pandemie ist das Thema Homeoffice stark in den Mittelpunkt gerückt. Wie im Büro spielt auch zu Hause ein ergonomischer Arbeitslatz eine wichtige Rolle“, so Bundesministerin Christine Aschbacher. Während des Lockdown im Frühjahr 2020 ist der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Homeoffice von zehn auf 40% gestiegen.

„Diese und andere neue Situationen stellen uns alle vor neue Herausforderungen. Daher arbeitet mein Ressort bereits intensiv an der Modernisierung der Regelungen zu Homeoffice. Im Austausch mit den Sozialpartnern wollen wir bereits in den kommenden Wochen erste Ergebnisse präsentieren, wie wir das Arbeitsrecht modernen und flexibler gestalten, und zukünftig die Arbeit von zu Hause bestmöglich zum Wohl arbeitender Menschen ermöglichen können“, kommentiert Bundesministerin Christine Aschbacher die aktuelle Thematik.

Im Rahmen der zweijährigen EU-weiten Kampagne, die von der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz initiiert wird, setzt Österreich als engagierter Partner zahlreiche Aktivitäten zur aktiven Bekämpfung von MSE um. Durch gezielte Maßnahmen soll das Bewusstsein für arbeitsbedingte MSE, gerade in Zeiten wie diesen, geschärft und die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gestärkt werden. Ein Schwerpunkt, der auch von der Arbeitsinspektion verfolgt wird. Diese plant für 2021 eine Beratungsoffensive zum Thema Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen sowohl intern für die Arbeitsinspektion als auch extern für Präventivfachkräfte. Einen weiteren speziellen Schwerpunkt legt die Arbeitsinspektion auf die besonders vulnerable Gruppe der Jugendlichen und jungen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Auch die Sozialpartnerorganisationen planen vielfältige Initiativen zu diesem Thema.


AUVA als Präventionspartner für Betriebe
„Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ist uns mehr denn je die Bedeutung unserer Gesundheit bewusst. Unser Appell lautet: Besonders in der Gesundheit ist Vorsicht besser als Nachsicht. Deshalb setzt die AUVA als Partner der Unternehmen in erster Linie auf praxisorientierte Prävention und fördert die Sicherheit am Arbeitsplatz. Mit gezielter Präventionsarbeit konnte so in den letzten 30 Jahren die Anzahl der Arbeitsunfälle fast halbiert werden“, so AUVA Obmann, Mario Watz.

„Die AUVA ist verlässlicher Partner der Unternehmen im Bereich der Prävention. Expertinnen und Experten beraten Betriebe kostenlos zur ergonomischen Gestaltung von Arbeit, wie beispielsweise zur richtigen Lastenhandhabung und zur optimalen Einstellung von Bildschirmarbeitsplätzen. Darüber hinaus bietet die AUVA diverse Informationsmaterialien, Schulungen, Veranstaltungen etc. zum Thema Prävention arbeitsbedingter MSE und physischer Belastungen. Mit jedem vermiedenen Schadensfall vermeiden wir körperliches sowie seelisches Leid und verringern zusätzlich die finanzielle Belastung für Unternehmen, Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft. So trägt auch die EU-Initiative „Gesunde Arbeitsplätze - Entlasten DICH“ dazu bei, das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz als Ganzes – und den Schutz arbeitstechnisch stark betroffener Körperregionen im Besonderen – noch stärker zu fokussieren und voranzutreiben“, ergänzt DI Georg Effenberger, Leiter der AUVA-Präventionsabteilung.


Der Europäische Wettbewerb
„Viele Betriebe in Österreich haben bereits erfolgreich Maßnahmen zur Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen umgesetzt. Österreichische Betriebe sind in vielen Bereichen sehr innovativ. Darauf können wir stolz sein. Ich möchte alle Unternehmen aufrufen, uns ihre Erfolge zu zeigen. Nehmen Sie am Europäischen Wettbewerb für gute praktische Lösungen teil, lassen Sie andere Unternehmen von Ihren Erfahrungen profitieren und vielleicht erhalten Sie sogar eine europäische Auszeichnung für herausragenden Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerschutz – den Good Practice Award“, motiviert Aschbacher.

Neudoerfler Büromöbel – wo gesundes Arbeiten gelebt wird
Ein positives Beispiel, wie gesunde Arbeitsplätze gestaltet werden können, zeigt der burgenländische Büromöbelhersteller Neudoerfler.

„Wir arbeiten schon seit vielen Jahren an großen Lösungen und kleinen Helfern, um unsere Arbeitsplätze und die unserer Kundinnen und Kunden so gesund wie möglich zu gestalten. Höhenverstellbare Arbeitstische und ergonomische Drehstühle sind bei uns beispielsweise Standard. In der Produktion setzen wir verschiedene Techniken für eine flexible Anpassung der Arbeitshöhe und Beförderung von Fertigungsteilen ohne Kraftaufwand für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein“, berichtet Mag. Heidi Adelwöhrer, CEO von Neudoerfler Office Systems.

Zur Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen setzt der Büromöbelhersteller beispielsweise auf Vakuumsauger, mit denen Mitarbeiter schwere Platten befördern können. Der Sauger hebt die Platte mittels Vakuumtechnik auf und der Mitarbeiter steuert, wo sie abgelegt wird. Eine weitere Technik der schwerelosen Beförderung sind Lufttische. Dort können mittels kleiner Kügelchen und Druckluft schwere Fertigungsteile mühelos von einem Arbeitsschritt zum nächsten weitergeschoben werden. Höhenverstellbare Rollbänder und Förderbänder sorgen für automatische Fortbewegung in der individuell angepassten Arbeitshöhe. Während bei Arbeitsplätzen in der Produktion das Heben und Tragen schwerer Fertigungsteile durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermieden werden soll, stellt bei Büroarbeitsplätzen das Sitzen über viele Stunden hinweg das größte Risiko für Muskel-Skelett-Erkrankungen dar. Die Abwechslung zwischen der Arbeit im Sitzen und im Stehen kann hier entgegenwirken. „Der Trend geht eindeutig in Richtung höhenverstellbarer Arbeitstische. In den letzten 5 Jahren hat sich bei all unseren verkauften Tischen der Anteil von Sitz-Steh-Arbeitstischen verdoppelt. Unsere Kundinnen und Kunden setzen damit auf Abwechslung und Bewegung im Arbeitsalltag“, freut sich Heidi Adelwöhrer. Für individuelle Ergonomie-Beratung arbeitet Neudoerfler mit einer Physiotherapeutin zusammen, die ihr Wissen in Schulungen auch an das Verkaufsteam weitergibt.

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