Sicheres Arbeiten im Tiergarten Schönbrunn
Von Pinguinen bis Elefanten, Erdmännchen hier, Leoparden da, kunterbuntes Gefieder sowie Krokodile, Flusspferde, Antilopen, Affen und noch vieles mehr – der Tiergarten Schönbrunn lockt Jung und Alt mit seiner Artenvielfalt und der Möglichkeit, Tiere, die man sonst nur aus Büchern und Filmen kennt, hautnah zu erleben. Doch wie ist es, an einem solchen Ort zu arbeiten? Wie sieht es mit den Gefahren aus und welche Vorkehrungen werden getroffen, um diese einzudämmen und gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen?
Grundsätzlich sieht das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) für den Tierbereich wenige bis gar keine Regelungen vor, um den Schutz der ArbeitnehmerInnen im Umgang mit den unterschiedlichsten Tieren zu gewährleisten. „Bei uns funktioniert das alles vor allem aufgrund der hervorragenden Teamarbeit so gut“, betont Wolfgang Tremel, Sicherheitsfachkraft des Zoos.
Unterschiedliche Sicherheitsstufen und Kontaktarten
Tiere werden nach ihrer Gefährlichkeit für den Menschen unterschieden: nicht gefährlich, potenziell gefährlich, gefährlich und besonders gefährlich. Daran orientiert sich die Kontaktart. Hier unterscheidet man drei Arten, erklärt Simone Haderthauer, zoologische Abteilungsleiterin:
- direkter Kontakt mit den Tieren,
- geschützter Kontakt mit den Tieren,
- kein Kontakt mit den Tieren.
Wir stehen vor dem Gehege der Panzernashörner. Diese gelten als gefährlich und werden im geschützten Kontakt betreut. Als Besucherin stellt sich mir die Frage, wie man solche Tiere pflegt, wenn kein direkter Kontakt erlaubt ist. „Hierzu wurde eine spezielle Zaunkonstruktion angelegt“, erzählt Tremel. Die Stäbe dieses Zauns liegen so weit auseinander und genau auf der richtigen Höhe, damit die gut trainierten Tiere ihren Kopf oder ihre Beine für die Pflege dazwischen legen können. Dennoch sind die Stäbe nah genug beieinander, damit die Tiere nicht herauskommen können.
Eine wichtige Einrichtung ist bei Gehegen gefährlicher und besonders gefährlicher Tiere die Installation von Sichtfenstern, um sich bereits vor dem Betreten des Tierpflegebereichs einen Überblick verschaffen zu können. Besondere Schließsysteme der Tore sorgen zudem für ein sicheres Arbeiten.
Tierliebe versus Sicherheit
Je nach Kontaktart gilt es für die Tierpfleger, ein gutes Verhältnis zu den Tieren aufzubauen und die bestmögliche Betreuung sicherzustellen. In jedem Fall ist wichtig, das Gefahrenpotenzial der Tiere nie zu unterschätzen. Das ist bereits in der Ausbildung der TierpflegerInnen ein besonders wichtiger Aspekt.
Versorgung und Vertretung
Um die bestmögliche Versorgung der Tiere sicherstellen zu können, ist das gesamte Zoo-Areal in 13 Reviere unterteilt, in dem – je nach Größe – fünf bis zwölf TierpflegerInnen arbeiten. Jeder/jede TierpflegerIn betreut dabei vorrangig bestimmte Tiere, hilft aber bei den anderen Tieren aus, um die Tagesroutine sowie die Tiere innerhalb des Reviers bestmöglich kennenzulernen. Dadurch können KollegInnen des Reviers im Falle von Krankheit, Urlaub oder anderen Abwesenheiten vertreten werden – etwas, das vor allem in Zeiten von Corona von enormer Wichtigkeit war/ist. Denn ohne die Arbeit der TierpflegerInnen geht es einfach nicht.
Austausch und Updates
TierpflegerInnen erkennen bei ihren Tieren durch den intensiven Kontakt oft viel schneller Änderungen in deren Tagesverfassung bzw. bei deren Bedürfnissen, die andere auf den ersten Blick nicht wahrnehmen. Der regelmäßige Austausch mit den KollegInnen ist daher besonders essenziell.
Sehr wichtig für die tägliche Arbeit mit den Tieren sind darüber hinaus die 14-tägigen Teaminfo-Meetings. Dabei werden aktuelle Informationen zu den Tieren, zu Bauvorhaben, Einschränkungen etc. in der gesamten Tiergarten-Belegschaft ausgetauscht. Auch Vorträge sind Teil dieser Meetings, bei denen Expertise, die für alle interessant ist, geteilt wird und auch Sicherheitsthemen abgedeckt werden.
Für jedes Revier gibt es auch eine eigene Sicherheitsmappe, in der alle wichtigen Informationen zu den Arbeitsstoffen, zum Umgang mit den Tieren sowie die Vorgaben zu den Maschinen enthalten sind.
Ergonomisches Arbeiten
Nicht nur die Sicherheit im Umgang mit den Tieren ist ausschlaggebend für die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen. Hinzu kommen gute ergonomische Arbeitsbedingungen, vor allem was das Heben und Tragen betrifft, aber mit Blick auf die Körperhaltung bei der Ausübung verschiedenster Tätigkeiten.
So wird beispielsweise darauf geachtet, dass Abflüsse eine gewisse Breite haben, um bei der Reinigung mit einer Schaufel arbeiten zu können, damit diese Tätigkeit nicht kniend ausgeführt werden muss. Ein weiteres Beispiel betrifft das Bauen neuer Wege innerhalb der Gehege: Dabei ist es wichtig, dass die Breite dieser Wege so angelegt ist, dass das Schieben von Scheibtruhen gut darauf möglich ist. Zudem wird bereits bei den Lehrlingen darauf geachtet, dass sie beispielsweise beim Reinigen der Gehege gleich die richtigen Techniken erlernen, die rückenschonend sind. „Denn das spätere Umlernen einer einmal falsch eingelernten Routine ist viel schwerer, als es gleich richtig zu lernen“, betont Haderthauer. „Im Alter dankt’s der Rücken!“
Auch wenn man beim Besuch des Zoos an jeder Ecke von unterschiedlichen Tieren abgelenkt wird, kristallisiert sich eines sehr stark heraus: Die Sicherheit der ArbeitnehmerInnen und das Wohl der Tiere werden im Tiergarten Schönbrunn großgeschrieben.
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