Gesunde Arbeit

Drei Viertel der ArbeitnehmerInnen lesen in der Freizeit berufliche E-Mails

Blinken, Piepsen, Vibrieren: Das Diensthandy ist ein ständiger Begleiter. Selbst außerhalb der Arbeitszeit legen es die ÖsterreicherInnen nicht aus der Hand. Das zeigt eine aktuelle Online-Befragung der TU Wien in Kooperation mit der AK Niederösterreich.

Von über 300 Befragten rufen drei Viertel in ihrer Freizeit Arbeitsmails ab. Beinahe die Hälfte macht das jeden Tag. Im Urlaub ist fast jede/r Zweite erreichbar. Die ständige Bereitschaft fördert Stress, Grübeln und Gereiztheit bis hin zu Schlafschwierigkeiten. „Die Ergebnisse zeigen, wie flexibel ArbeitnehmerInnen bereits sind und welche belastende Auswirkungen das hat. Ständige Erreichbarkeit macht krank, es braucht daher klare Regelungen. Flexibilisierung ist keine Einbahnstraße“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.

Eine E-Mail eines Kunden, eine WhatsApp-Nachricht von der Kollegin oder ein Anruf vom Chef: 74 Prozent der Befragten checken nach Dienstschluss noch Arbeits-E-Mails, 48 Prozent machen das ein- bis mehrmals täglich. 30 Prozent der Befragten werden täglich nach Dienstschluss per Telefon oder E-Mail beruflich kontaktiert. 29 Prozent rufen oder mailen selber jemanden aus beruflichen Gründen an. Auch am Wochenende piepst das Smartphone: 60 Prozent der Befragten lesen berufliche E-Mails. 30 Prozent werden mindestens einmal im Monat an Wochenenden kontaktiert. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Online-Befragung der TU Wien in Kooperation mit der AK Niederösterreich. „Wer außerhalb der normalen Dienstzeit erreichbar ist, für den braucht es auch klare finanzielle Regelungen, etwa mit Überstunden oder Rufbereitschaft“, so Wieser.


Arbeitszeit und Ruhezeiten sind gesetzlich geregelt
„In der Freizeit haben ArbeitnehmerInnen ein Recht darauf, nicht gestört zu werden. Sie sind nicht verpflichtet, berufliche E-Mails abzurufen oder ans Diensthandy zu gehen“, erklärt Arbeitsrechtsexperte Erich Tröstl. Auch im Urlaub müssen ArbeitnehmerInnen grundsätzlich nicht erreichbar sein. Ausnahmen kann es geben. „Etwa wenn KollegInnen nicht weiterarbeiten können, weil ein wichtiges Passwort fehlt oder ein Problem die Produktion lahmlegt“, so Tröstl.

Viel Arbeit ist häufig Grund für Erreichbarkeit
36 Prozent der Befragten geben an, dass sie in der Freizeit auf ihr Diensthandy schauen, wenn in der Arbeit viel los ist. Für 28 Prozent ist die laufende Information wichtig. 8 Prozent sagen, dass KollegInnen ohne ihre Information nicht weiterarbeiten können. „Die Digitalisierung bringt ein Verwischen der Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben. Ein wesentlicher Bestandteil von Erholung ist jedoch der mentale Abstand zur Arbeit während der Freizeit“, sagt AK-Arbeitspsychologin Silvia Feuchtl.  

Mehr Erreichbarkeit – mehr Erkrankungen
Ständige Erreichbarkeit verursacht Stress, Grübeln und Nachdenken über die Arbeit. Daraus resultieren Schlafschwierigkeiten und Schlaflosigkeit. Es gibt einen Zusammenhang zwischen ständiger Erreichbarkeit und psychischen Belastungen. „Durch den ständigen Stand-by-Modus werden die Erholungsphasen zu kurz“, weiß Feuchtl und rät, eine Smartphone-Diät zu machen: „Gönnen Sie sich eine digitale Auszeit und schalten Sie Ihr Diensthandy aus oder – besser noch – nehmen Sie es gar nicht mit.“

So funktioniert digitales Detox im Privatleben und im Urlaub

  • Nicht vorm Schlafengehen arbeiten.
  • Smartphone und Laptop raus aus dem Schlafzimmer.
  • Smartphone einfach mal abschalten.
  • An arbeitsfreien Wochenenden, Feiertagen und im Urlaub keine Dienstmails lesen.
  • Zeiten der Erholung schaffen, wo man bewusst nicht erreichbar ist.
  • In den Urlaub am besten weder Fachliteratur noch Diensthandy oder Laptop mitnehmen.
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