Gesunde Arbeit

Der Preis ist zu hoch

Das enge Korsett der Arbeitswelt nimmt die Luft zum (Durch-)Atmen. Burn-out und Co. sind die Folgen – auf den Kosten dieser arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen bleiben wir als Gesellschaft sitzen.
Der Druck auf die Beschäftigten steigt: Immer mehr Arbeit muss heute in immer kürzerer Zeit geleistet werden.
Junge, gestresste Arbeitnehmerin Der Druck auf die Beschäftigten steigt: Immer mehr Arbeit muss heute in immer kürzerer Zeit geleistet werden.

Immer mehr Arbeit muss heute in immer kürzerer Zeit geleistet werden. Fast 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten immer oder häufig unter Zeitdruck (Statistik Austria, 2016). Der aktuelle Strukturwandelbarometer 2018 zeigt: Bei mehr als der Hälfte der befragten Personen haben sich Arbeitsdruck und Arbeitsmenge im letzten Jahr sogar noch erhöht. Um das enorme Arbeitspensum zu schaffen, arbeitet etwa ein Drittel der Beschäftigten nach Dienstschluss weiter – ohne finanzielle und zeitliche Gegenleistung (AK OÖ, 2016).

Burn-out und Co. sind auf dem Vormarsch
Gesundheitlicher Raubbau fordert auf Dauer seinen bitteren Tribut – arbeitsbedingte psychische Erkrankungen sind die Folge. Studien zeigen: Hohe Arbeitsanforderungen und starker Zeitdruck führen zu einem doppelt so hohen Risiko, eine Depression oder Angststörung zu bekommen. Auch lange Arbeitszeiten stellen eine Gefahr dar – bereits Wochenarbeit von über 40 Stunden erhöht das Burn-out-Risiko signifikant, ab 50 Stunden wird die Luft noch dünner. Überhaupt wird Burn-out in Österreich zunehmend zur Volkskrankheit: 44 Prozent sind Burn-out-gefährdet oder bereits krank (Musalek M. et al., 2017). Fast jeder dritte Beschäftigte kennt heute Fälle von Burn-out im eigenen Betrieb (AK OÖ, 2017).

Leid für Betroffene und vermeidbare Kosten
Die Auswirkungen der härter werdenden Arbeitswelt spiegeln sich auch in den neuesten Zahlen der Sozialversicherung wider. Die Krankenstandstage aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen haben sich seit 1994 verdreifacht. Mehr als ein Drittel (38,7 Prozent) aller Invaliditätspensionen sind durch „Psychische und Verhaltensstörungen“ bedingt – Tendenz steigend. Die Folge: viel Leid für die betroffenen Menschen, aber auch unnötig hohe Kosten.

Psychische Gesundheit als Opfer des schnellen Gewinns
Volkswirtschaftlich schlagen die psychischen Belastungen der Arbeitswelt heute bereits mit etwa 3 Mrd. Euro jährlich zu Buche. Die Gesundheit der Beschäftigten wird oftmals auf dem Altar des schnellen Gewinns geopfert – arbeiten bis zum psychischen Kollaps: „Human resources“, die dem Druck nicht standhalten, werden in das Gesundheitssystem „outgesourct“ – und die Kosten damit auf die Allgemeinheit übergewälzt.

ArbeitgeberInnen müssen Verantwortung übernehmen
Für alle Chefinnen und Chefs, die das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz bisher nur vom Hörensagen kennen, hier dessen Quintessenz in einem Satz: ArbeitgeberInnen sind für die Schaffung menschengerechter Arbeitsbedingungen – welche ein gesundes und sicheres Arbeiten bis zur Pension ermöglichen – zuständig und verantwortlich. Profit darf nicht in psychischer Ausbeutung begründet sein – der Preis ist für unsere Gesellschaft zu hoch.

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