Gesunde Arbeit

1.700 Euro sind das Mindeste

Die Zufriedenheit der Beschäftigten in Tirols Betrieben ist groß. Sie liegt über dem Österreichschnitt. Doch zu viele Überstunden und steigender Zeitdruck sorgen für höhere Belastungen. Bei den Einkommen gibt es viel Luft nach oben. Das zeigt der aktuelle Arbeitsklima Index für Tirol.
Tirols Beschäftigte sind laut Arbeitsklima-Index mit ihren Arbeitsplätzen zwar großteils zufrieden, beim Einkommen ergibt sich aber ein anderes Bild: Mehr als ein Drittel muss sich von Monat zu Monat weiterkämpfen.
Technische Veränderungen und Innovationen bedeuten für viele Menschen eine Herausforderung. Mit einem Zukunftsprogramm möchte ihnen die AK Tirol das nötige Rüstzeug geben, damit sie zu „Digitalisierungsgewinnern“ werden.
Arbeitnehmer, der um sein Geld kämpfen muss Tirols Beschäftigte sind laut Arbeitsklima-Index mit ihren Arbeitsplätzen zwar großteils zufrieden, beim Einkommen ergibt sich aber ein anderes Bild: Mehr als ein Drittel muss sich von Monat zu Monat weiterkämpfen.
Zukunftsprogramm der AK Tirol Technische Veränderungen und Innovationen bedeuten für viele Menschen eine Herausforderung. Mit einem Zukunftsprogramm möchte ihnen die AK Tirol das nötige Rüstzeug geben, damit sie zu „Digitalisierungsgewinnern“ werden.

„Die Richtung stimmt, aber es gibt noch viel Luft nach oben“, sagt AK Präsident Erwin Zangerl über die Tiroler Ergebnisse aus dem aktuellen Arbeitsklima Index. Dieser zeigt: Die Zufriedenheit in den Tiroler Betrieben ist groß. Sie liegt sogar über dem Österreichschnitt. Auch die Einkommenszufriedenheit in Tirol ist überdurchschnittlich hoch. Trotzdem kann dieses Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Drittel der Tiroler Beschäftigten kaum genug verdient, um ordentlich über die Runden zu kommen. Dazu untermauern die 2018er-Daten beim Einkommen die Forderung nach dem 1.700-Euro-Mindestlohn in allen Kollektivverträgen.

Zufrieden?
Ja, aber … Auf diese Kurzformel lassen sich die Ergebnisse des neuesten Arbeitsklima Index (siehe Info rechts) für Tirol bringen. Die Beschäftigten hierzulande sind zufrieden in und mit ihrer Arbeit: Mit einem Wert von 72 Punkten liegt ihre Zufriedenheit über dem Gesamtschnitt aller Erwerbstätigen in Österreich (70 Punkte). Auch die Zukunft des Betriebs, in dem man beschäftigt ist, wird als gut eingeschätzt, ebenso die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes. Zudem zeigen sich hinsichtlich der Arbeitszufriedenheit wenig Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Also alles in Ordnung? Leider nicht, denn auch hier hat die Medaille zwei Seiten.


AK Zukunftsprogramm
Beim Teilindex Arbeit zeigt sich, dass steigende Belastungen, psychischer Stress, Zeitstress, Isolation am Arbeitsplatz, physische Belastungen und Innovationsstress den Beschäftigten zu schaffen machen. Gerade bei Letzterem ist ein starker Anstieg zu verzeichnen.

„Darauf reagiert die AK mit ihrem Zukunftsprogramm. In Workshops, Kursen und Lehrgängen zum Thema Digitalisierung sollen die Mitglieder das Rüstzeug erhalten, damit sie für die laufenden Veränderungen gewappnet sind“, betont AK Präsident Erwin Zangerl. „Mit diesen zusätzlichen Angeboten sollen die Mitglieder zu ‚Digitalisierungsgewinnern‘ werden.“


Schwieriges Auskommen
Zwar schlägt sich die gute Konjunktur auch in den Zufriedenheitswerten beim Einkommen und der Frage nach dem Auskommen nieder. Fragt man aber beim Einkommen genauer nach, ergibt sich ein differenzierteres Bild. So geben nur 
7 Prozent an, von ihrem Einkommen sehr gut leben zu können, 30 Prozent kommen gerade über die Runden, für 6 Prozent reicht das Einkommen nicht aus. Das bedeutet: Mehr als ein Drittel der Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kämpft sich somit Monat für Monat weiter, in der Hoffnung, keine unnötigen Ausgaben tätigen zu müssen.

„1.700 Euro brutto,
14-mal im Jahr, sind etwa 10 Euro netto
 pro Stunde. Das sollte die Arbeit mindestens wert sein.“
Erwin Zangerl, AK Präsident

„Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass von der gegenwärtigen Konjunktur nicht alle im gleichen Ausmaß profitieren. Arbeit hat Respekt verdient, und dieser Respekt muss sich auch in der Geldtasche bemerkbar machen. Tirol ist ein Hochpreisland mit hohen Lebenshaltungs- und Wohnkosten. Hier halten die Einkommen nicht mit“, betont der AK Präsident. „Die Tirolerinnen und Tiroler sind es gewohnt, hart und fleißig zu arbeiten. Das zeigt auch der Arbeitsklima Index. Aber klar ist auch: Man muss von seiner Arbeit leben können. 1.700 Euro brutto, 14-mal im Jahr, entsprechen etwa 10 Euro netto pro Stunde. Das sollte die Arbeit der Beschäftigten mindestens wert sein.“


Für Zangerl steht fest, dass die Löhne steigen müssen und dass die angekündigte Steuerreform gerade jene nicht entlasten wird, die den Großteil der Steuern bezahlen. „Es sind die Beschäftigten, die zum überwiegenden Anteil die Steuerlast tragen, und dann wird eine Reform aufgesetzt, bei der die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich ihre Steuerentlastung selbst finanzieren, quasi durch die Hintertür. Der Grundsatz, dass sich die Entlastung an der Steuerlast der jeweiligen Gruppe orientieren soll, gilt in Österreich nicht“, so Zangerl. Die kalte Progression wird die Effekte der Steuerreform wieder auffressen. „Denn irgendwo muss das Geld ja herkommen, das so großzügig an die Konzerne verteilt wird“, sagt Zangerl.


Angst vor dem Alter
Getrübt wird die Zufriedenheit aber nicht nur durch unzureichende Einkommen, auch hinsichtlich der Altersversorgung sind die Befragten skeptisch. So denken 43 Prozent, dass ihre Altersversorgung gerade ausreichen wird, um ihre Bedürfnisse und Ausgaben zu decken, 17 Prozent glauben sogar, damit nicht auszukommen. Ein schwacher Trost ist, dass die Tirolerinnen und Tiroler diesbezüglich noch optimistischer sind als der österreichische Durchschnitt: Insgesamt glaubt nämlich ein Drittel der Österreicher, mit der Pension nicht auszukommen …

Arbeitsklima Index
Seit elf Jahren liefert der vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) erhobene Arbeitsklima Index genaue Daten über die Arbeitswelt und die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in Österreich und dient der Arbeiterkammer als wichtiger Kompass zur Arbeitszufriedenheitsmessung in den Betrieben sowie der Industrie. Er beruht auf 25 indexbildenden thematischen Fragen zu Arbeitsbedingungen und -umfeld, der individuellen beruflichen Perspektive sowie der Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten. Darüber hinaus werden Antworten auf Hintergrundfragen (z. B. zu Arbeitszeit, Branche, innerbetriebliche Interessenvertretung) sowie personen- und haushaltsbezogene Fragen erhoben. Die Daten bieten eine realistische Sicht der Arbeitswelt und beeinflussen die wissenschaftliche und politische Diskussion.

Der aktuelle Arbeitsklima Index wurde im 4. Quartal 2018 vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) erhoben. 4.450 Interviews wurden österreichweit geführt, die Sonderauswertung für Tirol bezieht sich auf 482 Interviews.

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