Gesunde Arbeit

Berufskrankheitenliste: Was hat Deutschland uns voraus?

Schon ein kurzer Blick auf die beiden Berufskrankheitenlisten zeigt, dass Deutschland derzeit 80 Krankheiten aufgelistet hat, wohingegen auf der österreichischen Berufskrankheitenliste (BK-Liste) nur 53 Erkrankungen zu finden sind. Warum ist das so?
Weißer Hautkrebs muss endlich in die Liste der österreichischen Berufs­krank­heiten aufgenommen werden.
weißer Hautkrebs Weißer Hautkrebs muss endlich in die Liste der österreichischen Berufs­krank­heiten aufgenommen werden.

Es drängt sich die Frage auf, ob es in Deutschland tatsächlich so viel mehr berufsbedingte Erkrankungen als hierzulande gibt oder ob Österreich bloß mit der Aktualität der BK-Liste hintennach ist. Vergleicht man die Listen genauer, stellt sich heraus, dass die deutsche Liste beispielweise bei den „Erkrankungen durch chemische Stoffe“, wie Isocyanate (1315), schwefelsäurehaltige Aerosole (1319), Leukämie hervorgerufen durch Butadien (1320) oder Krebserkrankungen durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (1321, 4113), umfangreicher ist und kein Äquivalent in der BK-Liste Österreichs zu finden ist. Diese Stoffe kommen durchaus häufig in der Holzverarbeitung, Schwer- bzw. Chemieindustrie, Bauindustrie und in anderen Branchen zum Einsatz.

Berufskrankheiten und Präventionsarbeit
Besonders unter dem Punkt „Erkrankungen durch mechanische Einwirkungen“ finden sich deutlich mehr Berufskrankheiten auf der deutschen BK-Liste. Allein unter diesem Punkt sind 8 Erkrankungen angeführt, die in dieser Form nicht in der österreichischen BK-Liste zu finden sind. Drei dieser Berufskrankheiten sind „Bandscheibenbedingte Erkrankungen“ (2108, 2109, 2110), hervorgerufen durch unterschiedliche Belastungen oder Körperhaltungen bei der Arbeit. Auch wenn einige dieser Erkrankungen bei der Zahl der Neu-Berentungen in Deutschland keine große Bedeutung haben, darf man nicht auf die Wichtigkeit der Präventionsarbeit der Unfallversicherungen vergessen. Diese leistet die Unfallversicherung aber umfassend nur, wenn es sich um eine anerkannte Berufskrankheit handelt. In diesem Zusammenhang ist auch die Nummer 2113, besser bekannt als „Carpaltunnelsyndrom“, der deutschen BK-Liste hervorzuheben. Diese besonders häufig bei Frauen auftretende Erkrankung kann durch Präventionsmaßnahmen sehr gut bekämpft werden, findet sich aber ebenfalls nicht auf der österreichischen BK-Liste.

Krebs- und Lungenerkrankungen
Auch bei Krebs- bzw. Lungenerkrankungen der deutschen BK-Liste (unter Erkrankungen durch anorganische Stoffe) finden sich im Vergleich vier Berufskrankheiten mehr als auf der österreichischen BK-Liste.

Die besonders für „Outdoor-WorkerInnen“ gefährliche Berufskrankheit, der weiße Hautkrebs, der durch Einwirkung natürlicher UV-Strahlung auf die Haut entsteht, findet sich auf der deutschen – jedoch nicht auf der österreichischen – Berufskrankheitenliste.


Aktualisierung der Berufskrankheitenliste
Eine Begründung dafür, dass Deutschland über eine umfangreichere (aktuellere) BK-Liste verfügt, ist schnell gefunden. In Deutschland gibt es nämlich – anders als in Österreich – das ExpertInnengremium Ärztlicher Sachverständigenbeirat „Berufskrankheiten“, das für den Aktualisierungsprozess der BK-Liste zuständig ist und regelmäßig nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten die Neuaufnahme von berufsbedingten Erkrankungen prüft.

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