Gesunde Arbeit

Der Österreichische Arbeitsklimaindex zeigt: Bereitschaft zum Jobwechsel ist hoch, besonders in der Gastronomie

In Österreich denkt rund ein Viertel der Beschäftigten über einen Jobwechsel nach, in Gastronomie und Tourismus sind es sogar vier von zehn. Besonders junge, gut ausgebildete und überqualifizierte Menschen in Berufen mit geringer Arbeitszufriedenheit und/oder hohen Belastungen wollen sich beruflich verändern.
„Der Weg zu neuen Fachkräften kann nur über bessere Arbeitsbedingungen führen.“ AK-Präsident Andreas Stangl
AK-Präsident Andreas Stangl „Der Weg zu neuen Fachkräften kann nur über bessere Arbeitsbedingungen führen.“ AK-Präsident Andreas Stangl

Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Arbeitsklimaindex, die auch den Zusammenhang zwischen schlechten Arbeitsbedingungen und dem Fehlen benötigter Arbeitskräfte belegt. Für AK-Präsident Andreas Stangl ist daher klar: „Der Weg zu neuen Fachkräften kann nur über bessere Arbeitsbedingungen führen.“

Während es sich gut ausgebildete Arbeitskräfte mit universitärem Bildungsabschluss derzeit fast aussuchen können, wo und für wen sie berufstätig sind, waren viele Personen mit maximal Pflichtschulabschluss in den vergangenen zwei Jahren gezwungen, sich um einen anderen Arbeitsplatz umzusehen.

Auch junge Beschäftigte waren – ebenso wie Menschen mit schlechter Ausbildung – die größten Leidtragenden der Coronapandemie. Das heißt, wenn sie ihren Job wechseln mussten, dann eher unfreiwillig und mit einer Zwischenstation beim Arbeitsmarktservice.

Viele, die wechseln wollen, schaffen es hingegen nicht, aus ihren Jobs, die oft von schlechten Arbeitsbedingungen und mäßiger Bezahlung geprägt sind, herauszukommen: Während 43 Prozent aller Menschen unter 25 Jahren derzeit so unzufrieden mit ihrer Arbeit sind, dass sie an einen Firmen- oder Berufswechsel denken, sind es bei den Älteren über 45 Jahren nur zwölf Prozent.

Nach Branchen betrachtet sticht eindeutig die Gastronomie hervor: Während in der Industrie, im Handel oder im Gesundheits- und Sozialwesen rund ein Viertel wechseln will, sind es in der Gastronomie- und Tourismusbranche 40 Prozent. „Das kommt nicht von irgendwo: Denn in kaum einer anderen Branche sind die Arbeitsbedingungen so verbesserungswürdig wie in Gastronomie und Tourismus. Nirgendwo sind die Beschäftigten so unzufrieden wie in den Gasthäusern und Hotels“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Das belegen die Daten des Arbeitsklimaindex: Nur 44 Prozent der Beschäftigten in den Gasthäusern und Hotels sind mit ihrem Einkommen zufrieden – um 15 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt aller Branchen. Nur 38 Prozent kommen gut mit dem Einkommen aus. Auch die Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung und mit den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten sind weit unterdurchschnittlich.

Die geringe Arbeitszufriedenheit sorgt dafür, dass viele Beschäftigte die Branche verlassen und nur schwer neue Mitarbeiter:innen gefunden werden. Der sogenannte Fachkräftemangel sei daher auch ein branchenspezifischer und hausgemachter Personalmangel, so Stangl.

Für die Unternehmen sollten die Erkenntnisse des Arbeitsklimaindex hilfreich sein: „Er zeigt ihnen, was sie tun müssen, um Beschäftigte halten oder finden zu können. Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden und eine faire Bezahlung ist die Grundvoraussetzung dafür, dass sich die Menschen das Leben leisten können“, sagt der AK-Präsident.

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