Gesunde Arbeit

Stressmanagement in Unternehmen muss zur Selbstverständlichkeit werden!

Schulterschluss des Sozialministeriums, der AK OÖ und der EU bei internationaler ExpertInnentagung in Wien

Stress am Arbeitsplatz ist das zweithäufigste Gesundheitsproblem Europas und verursacht Kosten in Milliardenhöhe. Um die Problematik in den Griff zu bekommen, werden auf österreichischer und europäischer Ebene zahlreiche Maßnahmen gesetzt. Am Rande der internationalen Expert/innentagung „Arbeitsbedingungen und Stress“, die am 20. März 2015 im Wiener Gartenhotel Altmannsdorf mit über 100 Teilnehmer/innen stattfand, fanden auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer, AK OÖ-Präsident Johann Kalliauer sowie die Direktorin der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA), Christa Sedlatschek, und die Leiterin der Arbeitsinspektion, Anna Ritzberger-Moser, klare Worte.

Neue Daten zu Stress in Österreich
Bei einer von EU-OSHA Ende 2013 durchgeführten europaweiten Meinungsumfrage waren 8 % der österreichischen Arbeitnehmer/innen dauerndem Stress ausgesetzt, 37 % erklärten, dass sie ebenfalls eher regelmäßig Stress ausgesetzt sind. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten sind diese Prozentsätze relativ niedrig, die höchsten Werte zeigten Länder wie Zypern, Griechenland, Slowenien, Portugal und Malta. Diese Zahlen spiegeln die wirtschaftliche Krise in Europa wider, da die Hauptursache von Stress von 72 % aller Befragten mit Umstrukturierung und Angst vor Jobverlust angegeben wurde.

Dennoch: Rund 40 % aller Invaliditätspensionen in Österreich werden durch Stress und dessen negative Auswirkungen auf die Gesundheit verursacht (vgl. WIFO Fehlzeitenreport 2011, S. 75).

In Österreich führen vor allem der Umgang mit schwierigen Kund/innen, Patient/innen oder Schüler/innen und Zeitdruck zu einer erhöhten Stressbelastung. Daher sind in erster Linie serviceorientierte Branchen wie der Gesundheitssektor, Pflegeeinrichtungen, öffentlicher Verkehr, Gastgewerbe und Schulen betroffen.


Arbeitsinspektorate des Sozialministeriums unterstützen Unternehmen
Als eines der Vorreiterländer innerhalb der EU hat Österreich bereits 2013 mit der Novelle des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes klargestellt, dass neben der physischen auch die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer/innen zu schützen ist. Im Zuge der österreichischen Arbeitsschutzstrategie 2013 – 2020 wurde eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die seitdem die Prävention arbeitsbedingter psychischer Belastungen aktiv vorantreibt und zahlreiche europäische Maßnahmen auf nationaler Ebene umsetzt. Neben Information und Aufklärung ist auch die Prüfung und Beratung der Betriebe durch die 310 Arbeitsinspektor/innen ein wichtiges Mittel zur Zielerreichung: „2014 wurden österreichweit 4.973 Betriebe im Hinblick auf die Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen geprüft, was einer Steigerung von über 60 % gegenüber 2012 entspricht“, bringt Dr.in  Anna Ritzberger-Moser, Leiterin der Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat, die Bemühungen auf den Punkt. „Durch die von uns gewählte Vorgehensweise bei den Kontrollen, die immer auch mit einer Beratung verbunden sind, unterstützen wir die Betriebe dabei, sich den Anforderungen einer stetig ändernden Arbeitswelt bestmöglich anzupassen, indem die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass Menschen psychisch gesund und sicher arbeiten können.“

Sozialminister Hundstorfer setzt neben der Kontrolle vor allem auch auf Information und ist zuversichtlich, dass Betriebe im eigenen Interesse mitmachen: „Sichere Arbeitsplätze sind im Interesse aller! Mit der Schaffung einer gesetzlichen Grundlage sowie laufender Information, Motivation und Kontrolle haben wir einen Stein ins Rollen gebracht. Wir nehmen das Thema ‚Stress am Arbeitsplatz’ sehr ernst und werden nicht locker lassen, Unternehmen weiterhin zu motivieren und zu unterstützen, bis alle ihre Hausaufgaben im Bereich Arbeitnehmer/innenschutz gemacht haben“, so der Minister.

Der Präsident der oberösterreichischen Arbeiterkammer, Dr. Johann Kalliauer, schlägt in dieselbe Kerbe: „Psychische Belastungen wie Stress machen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer krank und sind eine große Herausforderung in der heutigen Arbeitswelt. Die Arbeitgeber/-innen müssen ihren Beitrag dazu leisten, dass Beschäftigte ihren Beruf gesund bis zur Pension ausüben können, und krank machende Arbeitsbedingungen abstellen“. Kalliauer verweist auf die aktuellen Daten des von der AK OÖ herausgegebenen Österreichischen Arbeitsklima Index: Demnach leiden Österreichs Beschäftigte vor allem unter Zeitdruck (47 %), ständigem Arbeitsdruck (37 %) und Belastung durch dauernd hohe Konzentration (44 %).


Größte Kampagne zum Thema Arbeitssicherheit weltweit – Österreich ist vorne dabei
Auf EU-Ebene wird das Thema gleichfalls prioritär behandelt. Die von der Österreicherin Dr.in Christa Sedlatschek geleitete Organisation EU-OSHA mit Sitz in Bilbao, Spanien, koordiniert mit 67 Mitarbeiter/innen in allen 28 EU- sowie allen EFTA-, Beitritts- und Kandidatenländern eine großangelegte Kampagne, die auf die aktive Beteiligung der Unternehmen setzt. Mit ein Ziel ist es, eine Enttabuisierung des immer noch heiklen Themas zu erreichen. Aktuell läuft ein Wettbewerb auf europäischer Ebene, bei dem Unternehmen eingeladen sind, ihre guten praktischen Lösungen vorzustellen. Die besten Beispiele werden im April in Lettland prämiert und anschließend auf nationaler Ebene den Unternehmen näher gebracht. „Das in Europa generierte Wissen kann so von allen zum eigenen Vorteil genutzt werden“, so Sedlatschek. Nachsatz: „Im Grunde schneidet sich jedes Unternehmen mit schlechten Arbeitsbedingungen ins eigene Fleisch. Denn wenn Mitarbeiter/innen über einen längeren Zeitraum ausfallen, kostet das viel Geld. Die Vorteile des Managements von psychosozialen Risiken und arbeitsbedingtem Stress überwiegen in jedem Unternehmen die damit verbundenen Kosten.“

Sehr positiv sei, dass österreichische Unternehmen sehr stark auf die Mitwirkung und Einbeziehung der Mitarbeiter/innen setzen, wenn es darum geht, Maßnahmen im Betrieb umzusetzen. Im europäischen Vergleich liegt Österreich hier an dritter Stelle hinter Norwegen und Dänemark, gefolgt von Schweden und Finnland (vgl ESENER2-Befragung der EU-OSHA).

Die in Österreich am häufigsten gesetzten Maßnahmen zur Stressprävention sind vertrauliche Beratungsangebote, Neuorganisation der Arbeit, Veränderungen von langen oder unregelmäßigen Arbeitszeiten und Einführung von Konfliktlösungsverfahren.

Informationen zur EU-Kampagne: www.healthy-workplaces.eu

Informationen zur Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen: www.arbeitsinspektion.gv.at

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