Gesunde Arbeit

„Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“: Neues Video des Sozialministeriums und Abschluss der EU-Kampagne

Betriebe für die Prävention von Gefahren durch psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu sensibilisieren, war das Ziel der zweijährigen EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“ 2014/2015.
Die Koordinatorinnen der EU-Kampagne in Österreich
Anna Ritzberger-Moser, Sozialministerium, mit Verteter/innen der Betriebe
Die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion
Die Koordinatorinnen der EU-Kampagne in Österreich
Anna Ritzberger-Moser, Sozialministerium, mit Verteter/innen der Betriebe
Die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion

Dieses Ziel wurde in Österreich mehr als erreicht: Mit über 1.000 Teilnehmer/innen bei Events in ganz Österreich, zwölf Einreichungen österreichischer Unternehmen zum „Europäischen Wettbewerb für gute praktische Lösungen“, akkordierten Aktivitäten des Sozialministeriums, der Sozialpartner und der AUVA, Filmvorführungen und Fotoausstellungen, zahlreichen Informationsmaterialien für Betriebe und Fachkräfte sowie einem überwältigenden Medienecho.

Zum Abschlussevent lud heute, den 22. Oktober 2015, das Sozialministerium, das die Kampagne in Österreich koordinierte, ins Haus der Europäischen Union im ersten Wiener Gemeindebezirk ein. Auch wenn die Kampagne endet, behält das Sozialministerium das Thema „arbeitsbedingte psychische Belastungen“ weiter im Blick. Um Unternehmen die Hemmschwelle zur gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen zu nehmen, hat das Sozialministerium, zusätzlich zu bereits vielen bestehenden Informationen, das neue Kurz-Video „Stress am Arbeitsplatz managen“ produziert, das ab sofort unter https://www.youtube.com/watch?v=NQKf4xlH0Ko abrufbar ist.
 

Abschlussveranstaltung zieht Bilanz der Kampagne in Österreich
Highlights der von über 100 Teilnehmer/innen besuchten Veranstaltung: Die Präsentation des neuen Kurz-Videos des Sozialministeriums, das Unternehmen in fünf Schritten wertvolle Tipps zur Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen gibt, Erfahrungsberichte dreier Betriebe, Neues aus der Wissenschaft von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt, FORBA, sowie ein Round Table mit Vertreter/innen des Sozialministeriums, der Sozialpartner sowie der AUVA.

Es begrüßten Gastgeber Jörg Wohjahn, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, sowie Anna Ritzberger-Moser, Leiterin der Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat, Sozialministerium.

„Es geht darum, sich den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt zu stellen. In Österreich haben wir daher, als eines der ersten Länder in der EU, den richtigen gesetzlichen Rahmen geschaffen. In der Novelle des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes 2013 haben wir klar gestellt, dass auch die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer/innen zu schützen ist“, so Ritzberger-Moser.

„Das Thema ist angekommen. Betriebe sind besser informiert und zunehmend interessiert an der Umsetzung einer erfolgreichen und sinnvollen Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen“, so Julia Steurer, Arbeitspsychologin, Sozialministerium.


Informatives Kurz-Video für Unternehmen: „Stress am Arbeitsplatz managen“
Im Rahmen einer Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen werden Risikofaktoren wie beispielsweise unzureichende Arbeitsorganisation oder ungesunde Arbeitsabläufe ermittelt und beurteilt sowie im Anschluss notwendige Maßnahmen zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen entwickelt, bei der Arbeit umgesetzt und deren Wirksamkeit überprüft. Mit dem im Rahmen der Abschlussveranstaltung erstmals präsentierten Kurz-Video „Stress am Arbeitsplatz managen. Fünf Schritte zur erfolgreichen Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen im Rahmen des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes (ASchG)“ will das Sozialministerium Unternehmen informieren und motivieren, ihrer gesetzlichen Verpflichtung wirkungsvoll nachzukommen und diese bei der betrieblichen Umsetzung unterstützen. Das Video erläutert die fünf Schritte einer erfolgreichen Evaluierung und zeigt praktische Umsetzungsbeispiele aus Betrieben auf.



Neue psychische Belastungen in der neuen Arbeitswelt fordern neue Präventionskulturen
Über die neue Arbeitswelt und ihre Anforderungen an die psychische Belastbarkeit informierte Annika Schönauer von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt, FORBA, und Institut für Soziologie, Universität Wien. Als drei wichtige Treiber für den Wandel der Arbeit benannte sie den technologischen Wandel und die Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien, die betrieblichen Aus- und Verlagerungsprozesse im Zuge der Globalisierung sowie die Wirtschaftskrise. Auf der Arbeitsebene gehe die Entwicklung für einen Teil der Beschäftigten, etwa in Kreativberufen, in Richtung Individualisierung. Dies bringe zwar großen Handlungsspielraum mit sich, aber auch die Gefahr der „Unersetzbarkeit“ und ständigen Erreichbarkeit. Der gegenläufige Trend sei die fremdbestimmte Arbeit, etwa in Logistikzentren, mit vermeintlicher „Austauschbarkeit“ der Arbeitnehmer/innen. Weiters komme es durch technische Innovationen zu einer Entgrenzung von Arbeit und Leben, die mitunter zu einem Teufelskreis der Erschöpfung führe. Das Verhältnis von Leistung und Belohnung stimme vielerorts nicht mehr, dadurch entstünden Gratifikationskrisen. Gefordert seien daher die Unternehmensspitze und das Management, um eine geeignete Präventionskultur zu etablieren.

Einblicke in die Praxis: So gelingt eine erfolgreiche Arbeitsplatzevaluierung
Wie eine Evaluierung psychischer Belastungen sowohl der Gesundheit der Arbeitnehmer/innen als auch dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens nützt, beschrieben Vertreter/innen des internationalen Autozulieferers Pollmann International GmbH aus Karlstein, Niederösterreich, der Tischlerei Wolfram aus Wien sowie der Wiener Sozialdienste Alten- und Pflegedienste GmbH. „Das Problem war, dass wir eigentlich zu wenig miteinander gesprochen haben vor und nach der Arbeit, das heißt, es ist immer ein Arbeitsablauf in den anderen übergegangen“, so Norbert Wolfram, Inhaber der gleichnamigen Tischlerei. Dank der Evaluierung wurde das Problem erkannt, nun gelinge die Planung neuer Arbeitsabläufe besser. Dass Kleinigkeiten wie etwa eine bei jedem Anlaufen piepsende Messmaschine zur Belastung werden können, zeigte die Evaluierung bei Pollmann auf. Nun ist die Maschine umprogrammiert. Die Wiener Sozialdienste wiederum fanden dank der Evaluierung zu einer besseren Dienstplanung im Falle von kurzfristigen Ausfällen, etwa bei der Krankmeldung von Mitarbeiter/innen.

Round Table: Gute Arbeitsbedingungen schaffen Win-Win-Situation für Unternehmen und Arbeitnehmer/innen
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion wurden die gesammelten Erfahrungen der Sozialpartner/innen und der AUVA während der Kampagne näher beleuchtet. Es diskutierten Anna Ritzberger-Moser, Sozialministerium, Ingrid Reifinger, Österreichischer Gewerkschaftsbund, Alexander Heider, Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Helwig Aubauer, Industriellenvereinigung, Christa Schweng, Wirtschaftskammer Österreich, sowie Barbara Libowitzky, AUVA. Betont wurde, dass durch gesunde Arbeitsbedingungen eine Win-Win-Situation für Arbeitnehmer/innen und Unternehmen, die von gesunden, leistungsfähigen Mitarbeiter/innen profitieren, geschaffen werde. Die EU-Kampagne wurde positiv beurteilt: diese habe einen wesentlichen Beitrag bei der Verbreitung von Informationen über eine wirkungsvolle Umsetzung der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen geleistet.

EU-Kampagnen für gesunde Arbeitsplätze
Seit 2000 führt die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) mit Sitz in Bilbao zweijährige Kampagnen zum Thema Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit durch. Diese sind die weltweit größten im Bereich Arbeitnehmer/innenschutz - alle 28 EU-Länder sowie alle EFTA-, Beitritts- und Kandidatenländer setzten 2014/2015 Aktivitäten, um das Thema Stress am Arbeitsplatz ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu holen. 2016 startet die nächste Kampagne zum Thema „Gesunde Arbeitsplätze – für jedes Alter“, an der sich Österreich erneut beteiligen wird, so Kampagnenmanagerin Martina Häckel-Bucher, Zentralarbeitsinspektorat, Sozialministerium.

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