Gesunde Arbeit

Umgang mit kranken Beschäftigten

Wiederholte Anfeindungen gegenüber krankgeschriebenen Beschäftigten sowie Generalisierungen und verzerrte Statistiken, die die Krankenstandsdebatten bestimmen - bei einer Tagung in der Arbeiterkammer Oberösterreich wurde mit Mythen aufgeräumt. Experten der Arbeiterkammer OÖ und der Gebietskrankenkasse OÖ präsentierten und diskutierten aktuelle Daten und Studien sowie Handlungsoptionen im Umgang mit kranken Beschäftigten.

"Es muss endlich Schluss sein mit den permanenten Anfeindungen seitens der Wirtschaftskammer, die krankgeschriebene Beschäftigte als Blaumacher pauschal verunglimpft, und mit den Unarten von Unternehmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenstand einfach abmelden und sich so vor der Entgeltfortzahlung drücken", forderte AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer bei der Tagung "Umgang mit kranken Beschäftigten" am Freitag, 17. Jänner 2014, in der Arbeiterkammer Linz.

Dass von Krankenstandsmissbrauch keine Rede sein kann, zeigen aktuelle Zahlen der Gebietskrankenkasse OÖ, die GKK-Experte Mag. Wilfried Giegler präsentierte. Mehr als ein Drittel der bei der OÖGKK versicherten Beschäftigten, 35 Prozent, waren 2012 keinen einzigen Tag krankgeschrieben. Im Durchschnitt waren die Beschäftigten im Jahr 2012 13,2 Kalendertage pro Jahr im Krankenstand. Bereinigt um die Wochenenden sind dies 9,5 Arbeitstage, also nicht einmal zwei Arbeitswochen. Hinzu kommt, dass fast die Hälfte der Krankenstände auf nur fünf Prozent der Arbeitnehmer/-innen entfällt. Lange Ausfallszeiten verursachen insbesondere Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (durchschnittlich 14,1 Tage Krankenstandsdauer) und psychische Erkrankungen (durchschnittlich 40,8 Tage).

Generell nehmen Erschöpfungssymptome und Depressionen stetig zu. Die Anzahl der Krankenstandstage in Oberösterreich, die aus psychischen Erkrankungen resultieren, hat sich innerhalb von zehn Jahren (Beobachtungszeitraum von 2003 bis 2012) fast verdreifacht - von rund 270.000 auf 750.000 pro Jahr. Auslöser für psychische Erkrankungen sind häufig schlechte Arbeitsbedingungen wie Stress und Druck, Jobunsicherheit, geringe Wertschätzung im Betrieb sowie unzureichende Führungskompetenzen der Vorgesetzten. Laut aktuellen Zahlen des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich (AKI) kämpft fast die Hälfte der österreichischen Arbeitnehmer/-innen mit Erschöpfung und Mattigkeit - 47 Prozent führen diese Beschwerden auf die Arbeit zurück.

"Politik und Arbeitgeberseite wollen, dass die Beschäftigten länger und mehr arbeiten und später in Pension gehen. Aber alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen sind in vielen Betrieben leider immer noch kein Thema", sagt Kalliauer. Die AK fordert einen Kündigungsschutz im Krankenstand und fordert die Arbeitgeber/-innen auf, ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten wahrzunehmen. Mit Generationenmanagement, Gesundheitsvorsorge und alternsgerechten Arbeitsplätzen müssen sie dafür sorgen, dass die Menschen länger gesund in der Arbeit bleiben können. Um die Fehlzeiten aufgrund von Muskel-Skelett- und psychischen Erkrankungen zu reduzieren, braucht es mehr Prävention in den Betrieben. "Außerdem ist ein Bonus-Malus-System längst überfällig. Wenn Unternehmen älteren Beschäftigten keine geeigneten Arbeitsplätze anbieten und krank machende Arbeitsbedingungen nicht abstellen, müssen sie dafür finanziell zur Rechenschaft gezogen werden", so Kalliauer.

Damit auch jene Beschäftigte, die mit chronischen Erkrankungen zu kämpfen haben, lange im Erwerbsleben bleiben können, muss auf betrieblicher Ebene künftig ein besserer Umgang mit Langzeiterkrankten erfolgen. Sinnvoll ist ein systematisches "Betriebliches Eingliederungsmanagement" (BEM) - ein Modell, das in Deutschland schon seit zehn Jahren gesetzlich verankert ist. Dabei müssen die Arbeitgeber/-innen unter Einbeziehung des Betriebsrats und einer Ärztin/ eines Arztes des Vertrauens der/des Beschäftigten sämtliche Maßnahmen ergreifen, um die Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz zu ermöglichen. Ein Pilotprojekt der AK in drei oberösterreichischen Betrieben hat bereits positive Ergebnisse gezeigt und bewiesen, dass das BEM auch hierzulande sinnvoll wäre.

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