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„Kranke Arbeit“: Hohe Kosten durch schlechte Arbeitsbedingungen

Schlechte Arbeitsbedingungen machen krank – viel menschliches Leid und hohe Kosten sind die Folge. Mit der neuen WIFO-Studie „Die Kosten arbeitsbedingter Unfälle und Erkrankungen in Österreich“ werden diese Kosten nun für Österreich konkret beziffert.

Adobe Stock / daizuoxin

Eine neue Studie des WIFO spricht Klartext: Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen verursachten im Jahr 2015 Gesamtkosten von 9,9 Mrd. Euro – das sind rund 2.400 Euro pro erwerbstätige Person. Die Hintergrunddaten lieferte ein Forschungsprojekt der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (EU-OSHA). Besonders spannend: Der OSHA-Ansatz enthüllt Kostenkomponenten, die im Verborgenen liegen.

Arbeitsbedingte Erkrankungen sind Kostentreiber

Ein Hauptergebnis: Schlechte Arbeitsbedingungen kosten die Beschäftigten in Österreich nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch viel Geld. Der Löwenanteil von 8,1 Mrd. Euro geht dabei auf das Konto von arbeitsbedingten Erkrankungen, Arbeitsunfälle machen – Präventionserfolgen sei Dank – „nur“ 1,8 Mrd. Euro aus.

Verborgene Kosten – jetzt sichtbar

Die Kosten zur Krankenbehandlung (inkl. Verwaltungskosten) machen nur einen geringen Anteil der Gesamtkosten aus. Der Großteil – rund 9 Mrd. Euro – ist durch öffentlich in viel geringerem Ausmaß wahrgenommene Kosten (z. B. Ausfall von Arbeitskräften, verminderte Produktivität, Einschränkung bei der Verrichtung von Haushaltstätigkeiten) bedingt.

Erwerbstätige zur Kasse gebeten

Sauer stößt auch auf: Die Beschäftigten bezahlen für die schlechten Arbeitsbedingungen nicht nur mit der eigenen Gesundheit, sondern auch mit dem eigenen Geld. 59 % der Kosten für Erkrankungen durch die Arbeit und Arbeitsunfälle stemmen die Beschäftigten, das Sozialsystem fängt 24 % ab. Vergleichsweise „billig“ steigen nur die für die Arbeitsbedingungen verantwortlichen ArbeitgeberInnen (17 %) aus.

Gesunde Arbeit braucht Prävention

Viele Forderungen von Arbeiterkammern und Gewerkschaften zur Verbesserung von krank machenden Arbeitsbedingungen erweisen sich im Licht der Studienergebnisse als aktueller denn je:

  • Die Erweiterung der Präventionskompetenz der AUVA auf arbeitsbezogene Gesundheitsgefahren bzw. die Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen ist dringend erforderlich.
  • Überfällig sind auch der bessere Schutz bei manueller Handhabung von Lasten und die Einführung von wissenschaftlich aktuellen und risikobasierten Arbeitsstoffgrenzwerten.
  • Arbeits- und OrganisationspsychologInnen sind endlich als gleichberechtigte Präventivfachkräfte zu etablieren – bei gleichzeitiger Erhöhung der Präventionszeiten für alle Präventivfachkräfte.
  • Auch das Aushungern der Arbeitsinspektion ist zu beenden – mehr finanzielle und personelle Ressourcen sind notwendig.
  • Last, but not least braucht es künftig mehr Schutz vor Sommerhitze durch verbindliche Maßnahmen und in letzter Konsequenz bezahlt Hitzefrei.

Magazin Gesunde Arbeit 4/2020